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AuslandspraktikumSingapur

Auslandsstudium und Auslandspraktikum in Singapur

Singapur - Berichte aus dem Löwenstaat: Studium und Auslandspraktikum in einer Anwaltskanzlei

Marina Bay Sands ist ein Resort an der Marina Bay in Singapur.

Wohin soll’s gehen? - Singapur!
Während des Studiums oder danach sollte es ins Ausland gehen! Nur wohin? Auf jeden Fall sollte die englische Sprache aufgefrischt werden. Nachdem wir uns bei Freunden erkundigt hatte, welche Städte und Staaten in England und USA sehenswert seien, wurde eine Weltkarte gekauft. Darauf stellten wir dann mit Erstaunen fest, dass es auch noch Asien gibt. Wird nicht in Hongkong und Singapur auch Englisch gesprochen? Wegen des Wetters wählten wir Singapur aus. Schließlich liegt es nur 135 Kilometer nördlich des Äquators, an der Südspitze Malaysias. Inseln wie Koh Samui und Phuket in Thailand liegen etwa so weit entfernt wie Mallorca vom Ruhrgebiet (mit ähnlicher Fluganbindung).

Sprung in die High Society
Kulturell hat Singapur einiges zu bieten, da in diesem Stadtstaat ein Völkergemisch aus Chinesen, Malaien und Indern zusammenlebt. Nicht zu vergessen, die sogenannten Expats – „Wessies“ die auch in Singapur leben und arbeiten.

Das Nachtleben ist, obwohl unglaublich teuer, sehr lustig. Aber es gibt auch viele Privatpartys, Barbecues etc. Die Privatpartys sollte man unbedingt mitnehmen. Wir haben dort viele der unglaublich gastfreundlichen und sehr an Ausländern interessierten Singapuris kennen gelernt. Es schont zudem den Geldbeutel! Insgesamt ist es in Singapur sehr einfach, nette Menschen kennen zu lernen.

In verschiedenen Clubs und Bars gibt es häufig Partys. Nach ein paar Tagen in Singapur lernten wir Leute kennen, die uns auf solche Partys mitnahmen. Plötzlich fanden wir uns für den Rest der Zeit in der High Society Singapurs wieder. Abgefahren! Spannend, so ein kleiner Staat. Und manchmal kommt man sich vor wie in einem Kuhdorf in Bayern: Jeder kennt jeden!


Arbeitspensum hoch - Gewinn unschätzbar
Am besten bewirbt man sich direkt bei der Fakultät. Ist man angenommen, so beginnt der Einschreibemarathon bei der Uni-Verwaltung. Ist dieser erst einmal geschafft, kann man sich auf einen interessanten und ungewöhnlichen Studienaufenthalt freuen. Das Angebot der Uni ist vielfältig, und die Dozenten sind sehr gut. Grundsätzlich gliedern sich die Vorlesungen an der NUS in sogenannte „Lectures“ und „Tutorials“. Das Arbeitspensum ist dabei nicht zu unterschätzen. Es wird als normal angesehen, dass man in der Woche pro Fach ca. 100 Seiten nacharbeiten muss. Die Studiengebühren betragen pro Kurs/Semester zwischen 600 und 900 S$. Dennoch lohnt ein Studienaufenthalt in Singapur. Zwar ist das Arbeitspensum sehr hoch, der am Ende erlangte Gewinn ist jedoch unschätzbar.

WG-Leben in Singapur
Das beste an meinem Singapuraustausch war das Leben in einem Studentenwohnheim (Hall). Es gibt insgesamt sechs Halls, von denen alle unterschiedlich sind und jeder Austauschstudent seine Präferenzen hat. Der Vorteil des Hall-Lebens liegt im direkten Anschluss an das „einheimische” Studentenleben. Durch das tägliche Zusammensein mit den Singapuris lernt man schnell ihre Lebensart und Kultur kennen; aufgrund der zahlreichen Einladungen auch ihr Familienleben. Sofern man seine Interessen und Neigungen in das Hall-Leben einbringt, wird man sehr schnell Kontakte knüpfen und ein gern gesehener Gast sein.

Allen Nachahmern viel Spaß!


Internet und Onlinebewerbung
Nachdem ich mir über das Internet verschiedene Anwaltskanzleien herausgesucht hatte, bewarb ich mich kostensparend per E-Mail. Natürlich auf Englisch! Erstaunlicherweise war das Feedback recht gut, viel besser als bei ähnlichen Versuchen in England und Irland. Eine Anwaltskanzlei bot mir sogar ein Zimmer in ihrem Staff-House an. Das war ein schlagendes Argument, und Chor Pee und Partners hatte in mir einen neuen vorübergehenden Mitarbeiter.

Was braucht es mehr zum Glücklichsein
Als ich dann etwa ein halbes Jahr später tatsächlich in Singapur eintraf, klappte zunächst auch alles nach Plan. Das Haus war sogar für deutsche Verhältnisse sehr großzügig, und in der Stadt fühlte ich mich sofort heimisch. Nette Menschen, hübsche Frauen, pulsierendes Leben und leckeres Essen. Was braucht es mehr zum Glücklichsein.

Leider hatte sich in der Zeit zwischen Bewerbung und Ankunft die komplette Gesellschaftsrechtsabteilung selbstständig gemacht. Dabei hatte ich mich gerade wegen dieser Abteilung dort beworben. Meine sehr netten Kollegen machten mich daher zunächst mit dem Prozessrecht von Singapur vertraut.

Der Wechsel - Networking macht´s leicht
Nach ein paar Wochen machte ich mich auf die Suche nach einer noch mehr wirtschaftsrechtlich orientierten Kanzlei. Aufgrund der vielen Bekanntschaften war das inzwischen kein Problem. Nach 6 Wochen wechselte ich zu der Kanzlei Khattar Wong und Partners. Singapur ist in dieser Hinsicht unglaublich. Networking wird einem dort sehr leicht gemacht. Überall lernt man Menschen kennen, die einem irgendwie weiterhelfen können und dies auch gerne tun. Bei einem Staat mit rund drei Millionen Einwohnern hat man das Gefühl, dass jeder jeden kennt. Da jeder aktives Networking betreibt, wird man oft angesprochen und sieht sich plötzlich mit Menschen am Mittagstisch, die man zwei Stunden vorher noch nicht kannte. Daraus haben sich einige sehr gute Freundschaften entwickelt.

 


Arbeitsablauf - ein typisches Praktikum
Wenn man sich einbringt und engagiert, wird man auch in das Arbeitsleben eingebunden. Man kann sich aber auch auf dem Klo verstecken und pünktlich nach Hause gehen. Das Arbeitsklima ist sehr entspannt. Mit Ausnahme der Big Bosses wird jeder mit Vornamen angesprochen. Mittags gehen die Kollegen gemeinsam bzw. in Gruppen essen. Essen spielt sowieso in Singapur eine sehr wichtige Rolle. Es ist auch Hauptgesprächsthema am Nachmittag. Trotz der entspannten Atmosphäre ist Singapur nicht umsonst einer der reichsten Staaten in Südostasien. Es wird viel und konzentriert gearbeitet.

Lebenshaltungskosten
Mit meiner Praktikumsvergütung war ich so gerade in der Lage, die Miete zu zahlen. Man sollte sich ordentlich Geld mitnehmen, wenn man in Singapur auch feiern will. Essen gehen ist zwar recht günstig, Alkohol dafür extrem teuer. Ein Bier oder ein Wodka-Lime kosten zwischen sechs und acht Euro.

Fazit
Es war super! Der Job war anspruchsvoll und interessant. Ich habe eine Menge netter Menschen kennen gelernt. Zu vielen meiner Freunde habe ich noch regen E-Mail-Kontakt. Ich erwarte mit Sehnsucht das Ende des Studiums, damit ich endlich nach Asien ziehen kann. Ganz klar meine Wahlheimat für die nächsten paar Jahre!