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AuslandsstudiumSpanien

Erfahrungsbericht Auslandsstudium: Viva Espana!

Ein Studium im Land der Stierkämpfe und Weine. Der Kontakt zu den spanischen Studenten und Professoren war schnell hergestellt. Viele Freundschaften bestehen noch heute.

Eine spanische Flagge mit einer blauen Krone weht im Wind.

Logrono – wo liegt das?
Für mein Studium war ein Auslandsaufenthalt fest eingeplant. Die Wahl des Landes war durch mehrere Interrail-Urlaube bereits gefallen: Spanien sollte es sein! Die Entscheidung für die Stadt wurde hingegen durch die an unseren Lehrstühlen angebotenen Austauschprogramme bestimmt. Nach Rücksprache mit ehemaligen Austauschstudenten entschied ich mich für Logrono. Logrono hat ca. 130.000 Einwohner und ist die Hauptstadt La Riojas - bekannt für seine Weine! Diese sollte ich während der kommenden zwei Semester zur Genüge testen können.

Logrono – die Ankunft
Die Reise nach Logrono trat ich zusammen mit einem Freund in meinem betagten PKW an. Wir erreichten trotz überladenem Wagen und etwa 2000 Kilometern Strecke nach zwei Tagen Logrono. Der erste Eindruck von dieser Stadt war etwas enttäuschend. Mein Bild von spanischen Städten war geprägt von Besuchen in den Großstädten Sevilla, Barcelona und Salamanca. Konnte Logrono da mithalten? Der Vorteil war, dass die Universität sehr jung ist - sie existiert erst seit 1992. Dadurch ist die Betreuung ausländischer Studenten sehr gut. Und da es nur rund 9000 Studenten an der „Universidad de La Rioja“ gibt, kommt schnell ein Kontakt zu den Professoren und Kommilitonen zustande.

Wohnungssuche leichtgemacht
Nun waren wir also angekommen, total übermüdet und nicht gerade fit für die Wohnungssuche. Diese war jedoch einfacher als angenommen. Die Besitzerin unserer Pension hatte zufällig eine Freundin, die zufällig eine WG an Studenten vermietete, in der zufällig noch Plätze frei waren. So bezogen wir am nächsten Tag eine Wohnung direkt am „Plaza del Merdado“. Die Miete betrug ca. 200 DM pro Zimmer, was bereits am oberen Limit der Mietpreise in Logrono lag. Unsere Mitbewohner waren eine Spanierin und ein Spanier, was das Erlernen der Sprache natürlich förderte. Gerade von der Spanierin Jairo sollten wir noch so manche Lektionen in Landeskunde erteilt bekommen.


Freundschaften und Schweinespieß
Ein weiterer Vorteil dieser kleinen Stadt war der Kontakt zu den Logroneses. Schnell lernte man sich kennen, denn sowohl in der Uni als auch in der Stadt wurden wir häufig angesprochen. Die Gruppe der ca. 20 Erasmus-Studenten war ebenfalls überschaubar. Der Kontakt zu den Spaniern war vom ersten Moment an da. Innerhalb kürzester Zeit hatten wir uns einen Bekanntenkreis aufgebaut, zu dem der Kontakt auch fast drei Jahre nach meinem Aufenthalt nicht abgebrochen ist. Legendär waren die Fußballspiele Erasmus gegen Spanien oder Feiern aller Art. Als Spezialität eines riojanischen Grillfestes gilt beispielsweise das Zubereiten eines halben Schweinekopfes. Wer´s mag.

Pamplona im Ausnahmezustand - Stierkampf und gute Laune rund um die Uhr
Es wird generell viel gefeiert in La Rioja. Dort hat jedes Dorf sein spezielles Fest, an dem teilzunehmen nur jedem geraten werden kann. Wir erlebten dort die Sitten des Landes und die Gastfreundschaft der Spanier besonders intensiv. Ein Höhepunkt unseres Aufenthalts war zum Abschluss die Teilnahme an „San Fermines“, dem weltbekannten Fest in Pamplona. Vom 7. bis 13. Juli eines jeden Jahres befindet sich die Stadt im Ausnahmezustand. Gut gelaunte Menschen aus aller Herren Länder feiern dort rund um die Uhr. Wobei die Höhepunkte der morgendliche „Encierro“, das Treiben der Stiere zur Arena, und die nachmittägliche „Corrida“, der eigentliche Stierkampf, sind. Den Kontrast zu diesen eher rauen Festivitäten kann man in den Bars und Kneipen beobachten. Dort herrscht eine ausgelassene, jedoch durchweg friedliche Stimmung. Binnen Minuten hat man Kontakt zu Norwegern, Neuseeländern oder Spaniern. Nicht selten entstehen dort auch Freundschaften, und viele kehren jährlich zur Fiesta nach Pamplona zurück.


Studium - eine Erinnerung an die Schulzeit
Das Studium basiert auf dem Credit Point System. Das war für alle gut, bis auf uns Studenten aus Münster. Uns sagte man vor dem Studienbeginn in Spanien: „Macht mal Scheine, das Prüfungsamt entscheidet dann, was Ihr anerkannt bekommt.

Tipp:
Vorher beim Prüfungsamt vorbeischauen. Dort gibt es eine Liste von Prüfungen, die das Prüfungsamt schon einmal anerkannt hat. Daran kann man sich bei seiner Kurswahl orientieren. Da aber in Münster mittlerweile auch das Credit Point System eingeführt ist, wird dieser Nachteil zukünftig nicht mehr so ins Gewicht fallen.

Das Hochschulsystem
Es ist vergleichbar mit dem Kurssystem eines Gymnasiums. Das Studium dauert vier Jahre, innerhalb derer eine gewisse Anzahl von Kursen zu bestehen ist. Für jeden Kurs gibt es den ECTS-Schlüssel, mit dem man die spanische Punktzahl auf die heimische umrechnen kann. Die Kursgröße variierte zwischen 30 und 50 Teilnehmern. Die Professoren sind sehr hilfsbereit, und es gibt viele Möglichkeiten zum persönlichen Gespräch. Trotzdem, ein bisschen Eigeninitiative gehört natürlich immer dazu. Die Unterrichtsmethoden sind allerdings eher auf das Einbläuen von Wissen ausgelegt. Während des Kurses gibt es kaum Möglichkeiten zur aktiven Teilnahme. Entsprechend schüchtern verhalten sich die spanischen Kommilitonen, wenn es dann mal zu einem Vortrag oder einer Gruppenarbeit kommt. Wenn es um die Integration und Mitarbeit der ausländischen Studenten geht, sind sie jedoch sehr hilfsbereit und offen. Immerhin ist es schwer, eine gute Note zu erreichen, wenn in einer Gruppe von sieben Studenten schon drei Erasmus-Studenten dabei sind, die vielleicht nicht ganz so fleißig studieren wie daheim.


Prädikat - empfehlenswert
Das Leben in Spanien ist sehr interessant. In vielerlei Hinsicht unterscheidet es sich von der Lebensweise in Deutschland. Allerdings erkennt man schon, dass man sich in Europa befindet, und die Umstellung fällt nicht schwer. Von Vorteil, aber nicht zwingend erforderlich sind Spanischkenntnisse. Man erlernt die Sprache auch innerhalb des Austausches. Es erleichtert natürlich den Kontakt zu den Spaniern, denn nicht alle sprechen Englisch. Ein Austausch ermöglicht es, die Kultur und Mentalität eines Landes außerhalb des Urlaubes kennen zu lernen. Das schafft gute Chancen, gerade wenn man sich ein spanisches Unternehmen als Arbeitgeber vorstellen kann. Spanien ist schließlich das Land mit den höchsten Wachstumsraten in Europa.