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BDU-Studie: „Personalberatung in Deutschland 2003“

Umsatz in der Personalberaterbranche sank 2003 um 9,5 Prozent – Fach- und Führungskräfte scheuen sich vermehrt bei einem Jobwechsel umzuziehen

Der Wirtschaftsteil einer Tageszeitung und eine Arbeitsmarktstatistik zur Jugendarbeitslosigkeit liegen auf einer schwarzen Computer-Tastatur.

BDU-Studie: „Personalberatung in Deutschland 2003“
Bonn, 16. Juni 2004 (bdu) - –Bedingt durch den stockenden Konjunkturmotor in Deutschland litt wie bereits in den beiden Vorjahren auch im Jahr 2003 das Geschäft der Personalberater – die Suche und Auswahl von Fach- und Führungskräften – weiter. Der Gesamtumsatz der Branche betrug 2003 rund 760 Millionen Euro, dies entspricht einem Umsatzrückgang im Vergleich zum Vorjahr von 9,5 Prozent (2002: 840 Mio. Euro). Für das laufende Jahr erwartet der Bundesverband Deutscher Unternehmensberater BDU e.V. bestenfalls einen stagnierenden Branchenumsatz. Dies sind Ergebnisse der BDU-Studie „Personalberatung in Deutschland 2003“, die der BDU bei einem Pressegespräch am Rande des heute in Königswinter bei Bonn stattfindenden 6. Deutschen Personalberatertages vorstellte. „Die angespannte Arbeitsmarktsituation verfehlt nicht ihre Auswirkung auf unser Geschäft. Die Unternehmen halten sich mit Neueinstellungen weiter zurück und damit auch mit ihren Suchaufträgen“, sagte BDU-Vizepräsident Dr. Joachim Staude.

Obwohl die mit der Marktschwäche einhergehende Konsolidierung der Branche weiter vorangeschritten ist, ist die Zahl der Marktteilnehmer nahezu konstant geblieben. Nach BDU-Berechnungen boten im Jahr 2003 rund 1.840 Personalberatungsfirmen (2002: 1.800) ihre Dienstleistungen an und beschäftigten dabei etwa 5.000 Berater (5.060). „Freigesetzte Berater und ehemalige Führungskräfte aus Industrie und Wirtschaft suchen ihre Chancen in der Selbstständigkeit und verschärfen so den harten Wettbewerb“, erläuterte Dr. Wolfgang Lichius, Vorsitzender des BDU-Fachverbandes Personalberatung. Nicht selten würden neue Marktteilnehmer ihre Dienstleistung zu Dumpingpreisen anbieten, um im Wettbewerb Fuß zu fassen. Neue Anbieter würden aber einen langen Atem benötigen, da zur Zeit das Gros der Suchaufträge von Bestandskunden der Personalberater vergeben würde. Personalberater mit einer langjährigen Kundenbeziehung und nachgewiesener Qualität seien daher im Vorteil. Laut BDU-Studie wird ein Anteil von 71,4 Prozent vom Gesamtumsatz von Aufträgen durch Bestandskunden und lediglich 28,6 Prozent durch Neukunden generiert.

Netzwerke gewinnen an Bedeutung
Erstmalig wurde in der BDU-Marktstudie die Bedeutung einer nationalen und internationalen Zusammenarbeit unter Personalberatern erfragt. National gaben 28,3 Prozent der Teilnehmer an, in ein festes Netzwerk eingebunden zu sein. International waren es sogar 33,3 Prozent. In wechselnden Kooperationen arbeiten national 20,8 Prozent und international 14,2 Prozent zusammen. Niederlassungen eröffnen die Personalberater lieber in Deutschland (18,3 Prozent) als im Ausland (9,2 Prozent), nicht zuletzt weil das Kostenrisiko hier deutlich höher liegt als bei der Lösung in festen Netzwerken oder wechselnden Kooperationen. Im Zuge der notwendigen grenzübergreifenden Personalsuche wird der Anteil der internationalen Netzwerke in den kommenden Jahren aus Sicht des BDU weiter steigen.

Kandidaten mangelt es an Mobilität
Schwerer ist es für die Personalberater auch geworden, geeignete Kandidaten für einen Jobwechsel auf eine zu neu zu besetzende Stelle zu motivieren. Stellten in den Boomjahren 1999 und 2000 noch die horrenden Gehaltsvorstellungen der Manager häufig ein Problem dar, so sei nunmehr die mangelnde Flexibilität das Haupthindernis. „Ein großer Teil der Führungskräfte ist wenig bis überhaupt nicht mobil. Wenn es nicht gelingt, die Familie von einem Ortswechsel zu überzeugen, fällt die Entscheidung meist negativ aus“, so Dr. Joachim Staude. Parallel wachse somit der Aufwand der Personalberater für die Suche nach geeigneten und wechselwilligen Kandidaten. Dabei nutzen die Beratungsexperten verstärkt die Möglichkeiten des Internets. Mit 33,7 Prozent im Jahr 2003 (2002: 25,7 Prozent) bei der Direktsuche wie auch mit 78,5 Prozent bei der Anzeigensuche (2002: 43,1 Prozent) und mit 79,8 Prozent bei der Kombinationssuche (2002: 50,7 Prozent) stieg der Anteil der ergänzenden Online-Suche teils erheblich an. Rückläufig ist hingegen der Anteil der Positionen, die ausschließlich vom Personalberater über eine Internetsuche besetzt werden.


Kerngeschäft: Suche und Auswahl
Wenig Veränderungen ergab die BDU-Studie hinsichtlich der Umsatzanteile der einzelnen Segmente in der Personalberatung. Auf das Kerngeschäft, die Suche und Auswahl von Fach- und Führungskräften, entfiel 78,8 Prozent des Gesamtumsatzes (2002: 79,3 Prozent). Der Umsatzanteil für „Sonstige Dienstleistungen“ – HR-Management (13,5 Prozent), Karrieremanagement (4,8 Prozent), Outplacementberatung (2,0 Prozent) oder Interim-Manager-Vermittlung (0,9 Prozent)– stieg im Jahr 2003 leicht auf 21,2 Prozent (2002: 20,7 Prozent) an. Die von vielen Experten erwartete Verlagerung oder Erweiterung des Leistungsspektrums der Personalberatungsgesellschaften habe damit im prognostizierten Umfang nicht stattgefunden. Um die Auftraggeber bei der Besetzung von vakanten Positionen schnell und nachhaltig unterstützen zu können, sei vielmehr eine stärkere Fokussierung auf die Kernkompetenzen zu verzeichnen gewesen. Im HR-Management fragten die Kunden besonders Projekte zur Eignungsdiagnostik (62,4 Prozent) sowie der Vergütungsberatung (13,0 Prozent) nach. Im Karriere-Management entfielen 65,1 Prozent auf das Führungskräfte-Coaching und 34,9 Prozent auf die individuelle Karriereberatung.

Die größte Nachfrage nach Personalberatungsdienstleistungen kam im vergangenen Jahr mit einem Anteil von 42,1 Prozent am Branchenumsatz aus dem verarbeitenden Gewerbe (2002: 39,9 Prozent). Allerdings hat die Nachfrage auch hier absolut gesehen abgenommen und zwar um 4,5 Prozent von 335 Millionen Euro im Jahr 2002 auf 320 Millionen Euro in 2003. Noch deutlicher fiel der Rückgang in den Kundensegmenten mit 26,6 Prozent in der IT- und Medienbranche (von 169 Millionen auf 124 Millionen in 2003) sowie mit 11,5 Prozent in der Finanzdienstleistungsbranche (von 114 Millionen Euro auf 100 Millionen Euro in 2003) aus.