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Reallohnzuwächse weltweit rückläufig

Die Reallohnzuwächse waren 2008 infolge der Finanz- und Wirtschaftskrise weltweit stark rückläufig. In diesem Jahr dürften die Zuwachsraten trotz der sich andeutenden Konjunkturerholung noch weiter zurückgehen.

Eine blaue Weltkugel vor einer Scheibe.

Reallohnzuwächse weltweit rückläufig
Berlin, 09.12.2009 (ilo) - Die Reallohnzuwächse waren 2008 infolge der Finanz- und Wirtschaftskrise weltweit stark rückläufig. In diesem Jahr dürften die Zuwachsraten trotz der sich andeutenden Konjunkturerholung noch weiter zurückgehen. Das meldet die Internationale Arbeitsorganisation (ILO) in ihrem aktualisierten globalen Bericht über Löhne (Global Wage Report: 2009 Update).

Demnach sind im ersten Quartal 2009 in der Hälfte der 35 Länder, für die entsprechende Daten vorliegen, die realen Monatslöhne gefallen, oft aufgrund von geringeren Arbeitszeiten ohne Lohnausgleich. Im Jahr 2008, für das Daten aus 53 Ländern vorliegen, sind im Schnitt die Lohnzuwächse auf 1,4 Prozent zurückgegangen, nach immerhin 4,3 Prozent 2007. In den G20-Ländern, für die Zahlen verfügbar waren, waren die Reallöhne 2007 noch um 1 Prozent gestiegen, 2008 aber um 0,2 Prozent geschrumpft.

»Die anhaltende Verschlechterung bei den Reallöhnen weltweit lässt Zweifel an der Nachhaltigkeit der Konjunkturerholung aufkommen - vor allem, wenn zudem staatliche Konjunkturprogramme auch noch zu früh eingestellt werden«, sagte Manuela Tomei, Direktorin des ILO-Beschäftigungsprogramms und Autorin des Berichts.

Der aktuellen Krise vorangegangen war dabei ohnehin schon ein Jahrzehnt der Lohnmäßigung. Der ILO zufolge dürfte die jahrelange Stagnation der Löhne im Verhältnis zu den Produktivitätszuwächsen gemeinsam mit der immer weiter aufklaffenden Einkommensschere mit zu den Auslösern der Finanzkrise gehören, unter anderem weil viele Haushalte ihren Konsum nur über eine wachsende Verschuldung aufrecht erhielten. »Für eine nachhaltige wirtschaftliche und soziale Entwicklung wird es entscheidend sein, die Lohnzuwächse wieder an das Produktivitätswachstum zu knüpfen«, erklärte Tomei. »Unternehmen müssen ihre Wettbewerbsfähigkeit durch höhere Produktivität steigern statt durch eine Senkung der Lohnkosten.«

Aus dem aktualisierten Lohnbericht geht auch hervor, dass sowohl Industrie- als auch Entwicklungsländer in den vergangenen Jahren verstärkt auf Mindestlöhne setzen. Dies dürfte ein Ausdruck der Sorge sein, mit der Regierungen wachsender Ungleichheit und zu geringen Löhne begegnen. Standen in früheren Konjunkturabschwüngen noch Bedenken über die möglichen Auswirkungen von Mindestlöhnen auf die Arbeitskosten im Vordergrund, hat sich in der jetzigen Krise eine Reihe von Ländern zu einer Anpassung der Mindestlöhne nach oben entschlossen.

2008 hat etwa die Hälfte der 86 Staaten, über die Angaben vorlagen, darunter große Volkswirtschaften wie die USA, Russland, Japan und Brasilien, die Mindestlöhne um mehr als die Inflationsrate angehoben. Der Lohnbericht, der Mindestlöhne als »wichtiges Politikinstrument für Sozialschutz« bezeichnet, empfiehlt die Einbeziehung der Sozialpartner bei der Festsetzung der Höhe. »Mindestlöhne, sozialer Dialog und Tarifverhandlungen sind alle dazu geeignet, eine Lohnabwärtsspirale und ihre negativen gesellschaftlichen Folgen zu verhindern«, so Tomei.

Global Wage Report Update 2010 [PDF, 16 Seiten - 900 KB]
http://www.ilo.org/wcmsp5/groups/public/---dgreports/---dcomm/documents/publication/wcms_116500.pdf