Studie von Roland Berger: Restrukturierung in Deutschland
Fünf Trends: Besseres Gegensteuern, engere Kooperation mit Betriebsräten, weiterhin lückenhafte Früherkennung, weiterer Restrukturierungsbedarf, zusätzliche Maßnahmen zur Ertragssteigerung
Restrukturierung in Deutschland
München, 19. Januar 2004 (ots) Die deutschen Unternehmen haben aus den Fehlern der Vergangenheit gelernt und reagieren deutlich früher auf Krisen als noch vor zwei Jahren. Die Trends laut einer Umfrage von Roland Berger Strategy Consultants bei Vorständen und Geschäftsführern deutscher Mittelständler und Großkonzerne:
- Trend eins: Schneller, früher, konsequenter
Die deutschen Unternehmen reagieren heute früher auf Krisen. 32 Prozent der befragten Firmen geben an, bereits bei aufkommenden strategischen Problemen Gegenmaßnahmen zu ergreifen. 2001 hatten sich dazu lediglich 20 Prozent bekannt. Allerdings handeln noch immer 68 Prozent der Unternehmen erst, wenn sich die strategische Krise in eine Ergebnis- oder Liquiditätskrise verwandelt hat (2001: 80 Prozent). Im Zweijahresvergleich leitet das Management eine Restrukturierung heute schneller ein: Zwischen Krisenerkennung und Beginn der Restrukturierung liegen im Durchschnitt nicht mehr 30 Monate wie im Jahr 2001, sondern nur noch 14 Monate. - Trend zwei: Zusammenarbeit mit Betriebsrat wichtiger
Bei den befragten Unternehmen steigerte eine intensive Kooperation mit der Arbeitnehmervertretung den Projekterfolg. 55 Prozent der Unternehmen, bei denen der Betriebsrat stark in die Restrukturierung eingebunden war, bewerten die Restrukturierung als erfolgreich. Dagegen sprechen lediglich acht Prozent der Unternehmen, die den Betriebsrat bei der Sanierung kaum eingebunden haben, von einem erfolgreichen Projekt. - Trend drei: Früherkennung von Krisen weiter ungenügend
Nahezu einhellig vertreten die befragten Manager die Ansicht, Unternehmenskrisen gelte es durch spezifische Instrumente bereits im Anfangsstadium zu erkennen. Ebenso übereinstimmend geben sie zu, derartige Instrumente in den Unternehmen bislang nur unzureichend einzusetzen. So favorisieren zwar 96 Prozent der Befragten ein monatliches Management-Informationssystem. Doch nur 57 Prozent haben es vollständig implementiert. Besonders in kleinen Unternehmen fehlen Frühwarnsysteme häufig. - Trend vier: Restrukturierung als Daueraufgabe
Die Mehrzahl der befragten Unternehmen erwartet, in den nächsten zwei Jahren weitere Restrukturierungsaufgaben bewältigen zu müssen. Nur 20 Prozent der Firmen betrachten die Sanierungsprojekte als abgeschlossen. Dagegen verstehen 42 Prozent die Restrukturierung als einen kontinuierlichen Prozess, 29 Prozent gehen mit hoher Wahrscheinlichkeit von künftigen Restrukturierungsmaßnahmen aus. Vor allem die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen in Deutschland führen kurz- und mittelfristig zu weiterem Restrukturierungsbedarf. - Trend fünf: Steigende Erträge sichern Restrukturierungserfolg
Im Zweijahresvergleich setzen immer mehr Unternehmen in der Restrukturierung auch auf Maßnahmen zur Ertragssteigerung. So haben 82 Prozent der befragten Unternehmen im Rahmen der Sanierung ein Sales-up-Programm durchgeführt, um ihre Vertriebserlöse nachhaltig zu erhöhen. 2001 lag dieser Anteil erst bei 49 Prozent. Die meisten Unternehmen teilen mittlerweile die Einschätzung, dass Restrukturierungen nicht allein durch sinkende Kosten zum Erfolg führen. Ertragssteigerungen werden künftig weiter an Bedeutung gewinnen.