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Job-Trends: ArbeitsmarktAkademikerjobs

Deutschland fehlt es an Akademikern

Wie eine aktuelle Studie der Dresdner Bank zeigt, liegt die Bundesrepublik beim Anteil der Beschäftigten mit Studienabschluss auf den hinteren Plätzen einer Vergleichsgruppe aus 15 EU-Staaten.

Deutschland fehlt es an Akademikern
Frankfurt/Main, 23.04.2008 (dreb) - Deutschland hat im europäischen Vergleich zu wenig Arbeitnehmer mit hochwertiger Ausbildung. Wie eine aktuelle Studie der Dresdner Bank zeigt, liegt die Bundesrepublik beim Anteil der Beschäftigten mit Studienabschluss auf den hinteren Plätzen einer Vergleichsgruppe aus 15 EU-Staaten. Von 2000 bis 2006 stieg der Anteil der Akademiker unter den Berufstätigen hierzulande nur um einen Prozentpunkt auf 28 Prozent, während Länder wie Großbritannien, Spanien und die Niederlande um bis zu sechs Prozentpunkte zulegten und auf eine Quote von 34 Prozent kommen. Spitzenreiter Finnland hat einen Akademikeranteil von fast 40 Prozent. Den größten Zuwachs erzielte Irland mit einem Plus von fast 14 Prozentpunkten seit dem Jahr 2000.

»Vor dem Hintergrund dieser Zahlen ist es umso Besorgnis erregender, dass in Deutschland nur ein Fünftel der 15-Jährigen ein Hochschulstudium anstrebt«, erklärte Michael Heise, Chefvolkswirt von Dresdner Bank und Allianz. Dabei ist Deutschland schon heute im Hintertreffen: Nur in Griechenland, Polen, Österreich, Italien und Portugal ist der Anteil der Beschäftigten mit so genanntem tertiären Bildungsabschluss (akademische Abschlüsse, Berufsakademie, Master, Promotion) niedriger als in Deutschland. Schlusslichter sind Italien und Portugal mit einer Quote von nur 16 Prozent.

Insgesamt nimmt Deutschland in der Studie, die die 15 größten EU-Staaten umfasst, bei der Akademikerquote nur Platz zehn ein - trotz diverser Anstrengungen im Bildungswesen. Im Jahr 2000 stand Deutschland noch auf Platz acht und über dem EU-Durchschnitt. Wegen spürbarer Verbesserungen anderer europäischer Länder hat sich aber der Durchschnitt von 25 Prozent im Jahr 2000 auf aktuell knapp 29 Prozent erhöht und ist damit am deutschen Wert vorbeigezogen. Die Dresdner-Bank-Volkswirte veröffentlichen jährlich einen Wachstums- und Beschäftigungsmonitor, der die Fortschritte des so genannten Lissabon-Prozesses misst. Dieser soll nach dem Willen der EU-Regierungen Europa zu einer führenden Wirtschafts- und Wissensregion der Welt machen.

»Deutschland muss mehr unternehmen, um seine Innovationskraft zu stärken. Dies hat angesichts des durch die Globalisierung entfachten Wettbewerbs mit aufholenden Schwellenländern eine enorme Bedeutung, um unseren erreichten Wohlstand zu erhalten«, so Chefvolkswirt Heise. Eine der wichtigsten Stellschrauben hierbei ist die Verbesserung der Bildung, um dem Fachkräftemangel zu begegnen. Dieser kostet nach Berechnungen des Instituts der deutschen Wirtschaft die deutsche Volkswirtschaft jährlich bereits fast ein Prozent des Bruttoinlandsprodukts. Heise plädiert deshalb für eine breit angelegte Bildungsoffensive, eine aktive Einwanderungspolitik zur Gewinnung von Fachkräften, die Erhöhung der Erwerbsquote von Frauen und den stärkeren Rückgriff auf ältere Arbeitnehmer.

Ländervergleich: Deutschland zurückgefallen

 

 

Rang Land Akademikeranteil in %*
    2006 2000
1 Finnland 39,6 37,0
2 Belgien 38,7 34,1
3 Dänemark 37,9 29,1
4 Irland 35,1 21,2
5 Großbritannien 34,2 28,8
6 Spanien 34,0 28,9
7 Niederlande 33,9 27,8
8 Schweden 32,8 31,0
9 Frankreich 30,3 26,2
10 Deutschland 27,9 27,0
11 Griechenland 26,2 21,6
12 Polen 23,7 15,0
13 Österreich 20,5 17,2
14 Italien 16,1 12,9
15 Portugal 15,6 10,6
  EU15-Durchschnitt 28,8 25,1
*Anteil der Erwerbstätigen mit tertiärem Bildungsabschluss an der Zahl der Gesamtbeschäftigten im Alter von 25 bis 64 Jahren
Quelle: Dresdner Bank