Fenster schließen

Druckansicht http://www.wiwi-treff.de/Studienort-UniFH-Wahl/Bildungsmonitor-2015-Geringe-Fortschritte-im-Westen-und-Osten-stagniert/Artikel-8046/drucken

Studienort: Uni/FH-WahlBildung

Bildungsmonitor 2015 - Geringe Fortschritte im Westen und Osten stagniert

Die 16 Bundesländer erreichen 2015 nur geringe Verbesserungen ihrer Bildungssysteme. Sachsen, Thüringen, Bayern und Baden-Württemberg haben die leistungsfähigsten Bildungssysteme. Bremen und das Saarland legten gegenüber dem Vorjahr am deutlichsten zu. Erhebliche Verbesserungen weisen auch Bayern und Hamburg auf. Zu diesem Ergebnis kommt der Bildungsmonitor 2015.

Bildungsmonitorschriftzug mit Holzbüchern im Hintergrund.

Bildungsmonitor 2015 - Geringe Fortschritte im Westen und Osten stagniert
Die Bundesländer erreichen im Vergleich zum Vorjahr nur noch geringe Verbesserungen in der Leistungsfähigkeit ihrer Bildungssysteme. Fortschritten bei den Kindertagesstätten und ganztägigen Betreuungsangeboten stehen Rückschritte bei der Integration gegenüber. Zu diesem Ergebnis kommt der Bildungsmonitor 2015. Die Vergleichsstudie des Instituts der deutschen Wirtschaft Köln (IW) im Auftrag der Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft (INSM) bewertet anhand von über 90 Indikatoren, inwieweit die Bundesländer Bildungsarmut reduzieren, zur Fachkräftesicherung beitragen und Wachstum fördern. Der Bildungsmonitor wird in diesem Jahr zum zwölften Mal veröffentlicht.



Sachsen, Thüringen, Bayern und Baden-Württemberg haben die leistungsfähigsten Bildungssysteme aller 16 Bundesländer. Gegenüber dem Vorjahr konnten das Saarland und Bremen am deutlichsten zulegen. Verbesserungen auf deutlich höherem Niveau weisen auch Bayern und Hamburg auf. Die guten Ergebnisse von Sachsen und Thüringen müssen vor dem Hintergrund des demografischen Wandels eingeordnet werden, der vor allem die östlichen Bundesländer in den kommenden Jahren besonders hart treffen wird. Ein größerer Anteil der Beschäftigten ist dort über 55 Jahre alt und muss in den kommenden zehn Jahren ersetzt werden. Dies gilt sowohl für die Lehrkräfte an den Schulen als auch für die besonders wichtigen Fachkräfte in technisch-naturwissenschaftlichen Berufen. Der Osten wird zusätzlich dadurch belastet, dass dort bisher kaum Zuwanderer leben, was es wiederum erschwert, zusätzliche Fachkräfte aus dem Ausland zu gewinnen. Vor diesem Hintergrund ist besonders kritisch zu sehen, dass beim Handlungsfeld Integration in den östlichen Ländern Rückschritte festgestellt wurden – die Schulabbrecherquote unter Ausländern ist gestiegen.

Auch wenn die Länder im Durchschnitt bei der Bewertung des Bildungssystems im Vergleich zum Vorjahr nur geringe Verbesserungen erreichen, konnten das Saarland, Bremen, Bayern oder Hamburg deutlich zulegen. So konnte das Saarland beispielsweise das Angebot dualer Studiengänge erhöhen, in Bremen ist der Anteil vorzeitig aufgelöster Ausbildungsverträge gesunken, in Bayern die Anzahl der Absolventen in den Ingenieurwissenschaften stark gestiegen und in Hamburg der Anteil ganztags betreuter Grundschüler deutlich gewachsen.

In den vergangenen Jahren haben Erfolge bei der Akademisierung wichtige Beiträge zur Fachkräftesicherung erbracht. Allein 20,5 Mrd. Euro sind im Jahr 2013 an zusätzlicher Wertschöpfung durch die seit dem Jahr 2000 steigenden Hochschulabsolventenzahlen entstanden. Der demografische Wandel wird aber zu sinkenden Studienanfängerzahlen aus Deutschland führen. Um die Erfolge auf Dauer zu sichern, ist es daher wichtig, durch die international bekannten Bachelor- und Masterstudiengänge mehr Studierende aus dem Ausland zu gewinnen. Der Bildungsmonitor 2015 zeigt, dass die Bologna-Reform alles in allem erfolgreich ist und Probleme wie hohe Abbrecherquoten bereits vor der Umstellung der Studiengänge bestanden.

„Durch die Bologna-Reform ist das deutsche Hochschulsystem für Studierende aus dem Ausland attraktiver geworden. Durch Zuwanderung über die Hochschulen können wichtige Beiträge zur Fachkräftesicherung und damit zu Wachstum und Wohlstand geleistet werden. Daneben sollten wir uns bemühen, bei der Integration und der Bekämpfung der Bildungsarmut voranzukommen“, so Hubertus Pellengahr, Geschäftsführer der INSM. Pellengahr weiter: „Der Bildungsmonitor zeigt, dass im Bildungssystem wieder deutlichere Fortschritte notwendig sind.“

„Heute erreichen 10,7 Prozent der ausländischen Schulabgänger keinen Abschluss. Vielen fällt deshalb trotz bestehender Fachkräfteengpässe der Übergang in die Berufsausbildung schwer. Schulen benötigen deutlich mehr Personal und die Lehrer Fortbildungsangebote, um alle Schüler optimal fördern zu können. Vor dem Hintergrund steigender Flüchtlingszahlen wird dies noch einmal dringender. Asylbewerber sollten ferner bereits nach drei Monaten Zugang zu Integrationskursen erhalten“, erklärt Prof. Dr. Axel Plünnecke, Studienleiter beim IW Köln.

Bildungsmonitor 2015 [PDF, 249 Seiten - 7,2 MB]
http://www.insm-bildungsmonitor.de/pdf/Forschungsbericht_BM_Langfassung.pdf


Zur Studie „Bildungsmonitor“
In die Studie Bildungsmonitor 2015 werden 93 Indikatoren einbezogen. Darunter Indikatoren zur Beschreibung der Infrastruktur, beispielsweise die Verfügbarkeit von Ganztagsschulen und Ganztagsbetreuungsmöglichkeiten sowie die Betreuungsrelationen an Schulen. Des Weiteren sind es Indikatoren, die den Zugang zu Bildung beschreiben, wie Schulabbrecherquoten, Abbrecherquoten von Ausländern und der Anteil der Schüler, die von Bildungsarmut betroffen sind. Außerdem werden Indikatoren einbezogen, welche die Qualität der schulischen Leistung und den Zugang zu höheren Bildungsabschlüssen abbilden. Damit messen die Indikatoren sowohl Aspekte der Bildungsgerechtigkeit, als auch Impulse des Bildungssystems zur Stärkung der Qualifikationsbasis der Volkswirtschaft. Die zu Grunde liegenden Daten beziehen sich zumeist auf das Jahr 2013 oder 2014: zum jetzigen Zeitpunkt liegen keine aktuelleren statistischen Daten in Deutschland vor.

Neben einer Bestandsaufnahme zur Leistungsfähigkeit des Bildungssystems werden die Ergebnisse des Bildungsmonitors 2015 auch mit dem Vorjahr verglichen. So gibt die Studie auch darüber Auskunft, welches Bundesland die größten Verbesserungen in seinem Bildungssystem erreicht hat.


http://www.insm-bildungsmonitor.de

Ergebnisse aus den Wirtschaftswissenschaften

Studienabschluss im Ausland
Die meisten abschlussbezogenen Studierenden im Ausland sind mit 22 Prozent in den Wirtschaftswissenschaften.

Studienabbruchquoten
Unter den Bachelorabsolventen sind die Studienabbruchquoten in den Wirtschafts-, Rechts-, und Sozialwissenschaften sowohl an der Universität als auch an der Fachhochschule am geringsten. Diese lagen bei den Universitätsabsolventen des Jahres 2010 bei 24 Prozent und sind bei den Absolventen des Jahres 2012 um 3 Prozentpunkte auf 27 Prozent gestiegen. An der Fachhochschule betrug die Quote im Jahr 2010 6 Prozent und im Jahr 2012 15 Prozent.

Gehälter
Den Bachelorabsolventen der wirtschaftswissenschaftlichen Fachrichtungen zahlten rund 24 Prozent der Unternehmen mehr al 40.000 Euro. Knapp die Hälfte der Unternehmen gab an, den Bachelorabsolventen ein in etwa gleich hohes Gehalt zu zahlen wie den Masterabsolventen. Bei 70 Prozent derjenigen, die die Masterabsolventen höher einstuften, lagen die Gehaltsunterschiede zu den Bachelorbezügen bei maximal 10 Prozent.  

Gehaltsentwicklung
Für die Bachelorabsolventen der wirtschaftswissenschaftlichen Fachrichtungen ergibt sich eine ähnliche Gehaltsentwicklung. Während bei Berufseinstieg rund jedes vierte Unternehmen 40.000 Euro und mehr zahlte, beziehen die wirtschaftswissenschaftlichen Bachelorabsolventen nach drei bis fünf Jahren Berufserfahrung bei etwa sieben von zehn Unternehmen ein solches Einkommen. Bei jedem fünften Unternehmen erhalten berufserfahrene Wirtschaftswissenschaftler mit Bachelor-abschluss 50.000 Euro und mehr.

Die Daten zu Karrierepositionen und Gehaltsentwicklung zeigen, dass die Bachelorabsolventen aller in den Medien geäußerten Skepsis zum Trotz in der privaten Wirtschaft gute Entwicklungschancen haben. Allerdings sind weitere Untersuchungen nötig, um aufzuzeigen, wie sich die Karriereentwicklung der Bachelorabsolventen im Vergleich zum beruflichen Fortkommen von Masterabsolventen darstellt.

Adäquate Beschäftigung
Während etwa knapp jeder fünfte Absolvent mit einem traditionellen Hochschulabschluss wie dem Diplom weder der Position noch den Inhalten nach angemessen beschäftigt war, traf diese Situation auf gut jeden vierten Fachhochschul- und auf mehr als jeden dritten Universitätsbachelor zu. Gleichzeitig wird aber auch ersichtlich, dass das Problem der inadäquaten Beschäftigung nicht nur die Bachelorabsolventen betrifft. So fand sich jeweils etwa jeder vierte Wirtschaftswissenschaftler mit einem traditionellen Hochschulabschluss in einer Beschäftigung wieder, die weder im Hinblick auf die Position noch im Hinblick auf die Tätigkeitsinhalte seinem Studium entsprach.

Tabelle zur Adäquanz der ersten Beschäftigung nach dem Studienabschluss des Prüfungsjahrgangs 2009. Unter anderem für ein Studium der Wirtschaftswissenschaften an Uni und FH nach dem Anteil der Absolventen die volladäquat, fachlich angemessen, der Position nach angemessen und inadäquat beschäftigt waren.
 

Die Bologna-Reform – Mythen und Fakten zu Studium und Karriere
Mehr als 15 Jahre nach der Bologna-Deklaration zeigt sich für die Umsetzung der angestrebten Reformziele ein Bild mit Licht und Schatten. Einiges ist noch problematisch, hat aber seine Wurzeln in der Zeit vor Bologna. Das ist beispielsweise für die Problematik der Studienabbrüche der Fall, die das Hochschulsystem schon seit Jahrzehnten begleitet. Anderes verläuft besser als in der Öffentlichkeit kommentiert. Das gilt beispielsweise für die Berufs- und Karrierechancen der Bachelorabsolventen mit wirtschafts- und ingenieurwissenschaftlichen Abschlüssen von Fachhochschulen. Im Einzelnen stellt sich die Realität hinter den eingangs aufgelisteten zehn Mythen wie folgt dar:

1. Mythos: Die Studierenden sind unzufrieden und überlastet.
Für einen Teil der Studierenden sind die Leistungsanforderungen zu hoch. Allerdings gilt dieser Befund nicht nur für die Bachelorstudierenden, sondern auch für ihre Kommilitonen im Masterstudium und in den übrigen, traditionellen Studieng ängen. Auch im Hinblick auf weitere Merkmale des Studienangebotes wie beispielsweise die Organisation von Prüfungen unterscheiden sich die Wertungen der Studierenden in den unterschiedlichen Studiengängen nicht wesentlich. Insgesamt ist die Identifikation der Studierenden mit ihrem Studium und ihrem Studienfach in allen Studiengängen mit um die 80 Prozent nahezu gleich hoch. Zufrieden ist die sehr große Mehrheit von ebenfalls um die 80 Prozent der Studie renden – wiederum sowohl in Bachelor- und Master – als auch in traditionellen Studiengängen - mit den Inhalten der Lehrveranstaltungen. Verbesserungsbedarf – auch das gilt für alle Abschlussarten – besteht dagegen etwa im Hinblick auf die Studienberatung.

2. Mythos: Die Mobilität ist gesunken
Der Anteil der Studierenden mit studienbezogenen Auslandsaufenthalten hat sich in dem Zeitraum von 2013 bis 2015 deutlich erhöht. Die studienbezogene Auslandsmobilität hat insbesondere bei den Bachelor- und Masterstudierenden in den letzten Jahren deutlich zugenommen. Die Anzahl der Studierenden, die ins Ausland gehen, um dort einen Abschluss zu machen, hat sich seit 20 Jahren – und insbesondere seit dem Jahr 2001 – positiv entwickelt. Einen sehr positiven Trend verzeichnet das Mobilitätsprogramm der Europäischen Union (ERASMUS) für den Zeitraum von 2003 bis 2014. Allerdings gibt es auch hier bei der finanziellen Belastung und bei der Integration der Studierenden in den Alltag noch Nachbesserungsbedarf.

3. Mythos: Einen Masterplatz bekommt man nur mit Schwierigkeiten
Bislang ist es der sehr großen Mehrheit der Bachelorabsolventen gelungen, innerhalb weniger Monate einen Masterstudienplatz sowohl im gewünschten Studienfach als auch an ihrer Wunschhochschule zu erhalten. Wie sich die Situation allerdings in einigen Jahren bei gleich-
bleibend hohen Übergangsquoten darstellen wird, ist offen.

4. Mythos: Das Studium dauert länger
Hinsichtlich der Studienzeiten zeigt sich ein gemischtes Bild: An den Universitäten hat sich die mittlere Gesamtstudiendauer im Jahr 2012 in den konsekutiven Masterstudiengängen gegenüber den Diplomstudiengängen vor der Bologna-Reform geringfügig verkürzt (11,3 gegenüber
12,4 Semestern). Bei den Fachhochschulen verhält es sich umgekehrt. Dort ist die mittlere Gesamtstudiendauer in den Masterstudiengängen mit 11,2 Semestern deutlich länger als die vormalige Diplomstudiendauer mit 8,3 Semestern. Allerdings muss bei diesem Befund beachtet
werden, dass der Masterabschluss an den Fachhochschulen im Verhältnis zum früheren Diplom mit einer stärkeren Ausweitung der fachlichen Inhalte verbunden ist als der Masterabschluss an den Universitäten.

5. Mythos: Die Studienabbruchquote ist gestiegen
In den Bachelorstudiengängen ist die Studienabbruchquote im Vergleich zu den traditionellen Studiengängen gestiegen. Sie lag im Jahr 2010 bei 28 Prozent gegenüber 23 Prozent in den traditionellen Magister- und Diplomstudiengängen. Allerdings ergibt sich gleichzeitig ein beson-
ders positiver Befund für die Masterstudiengänge, in denen die Abbruchquote mit rund 11 Prozent (Universitäten) und sieben Prozent (Fachhochschulen) weit unter derjenigen der Diplom- und Magisterstudiengänge liegt. Dieser positive Befund bildet einen Ansatzpunkt, um zu erfor-
schen, welche Rahmenbedingungen zur Verringerung des Studienabbruchs in den Bachelorstudiengängen beitragen können.

6. Mythos: Die Hochschulen sind nicht durchlässiger geworden
In der Hochschulgesetzgebung war das Durchlässigkeitsziel der Bologna-Reform ein Anstoß, die Zulassungsbedingungen für Bewerber aus dem Berufsbildungssystem ohne Abitur oder Fachhochschulreife zu verbessern. Die Durchlässigkeit zwischen beruflicher und akademischer
Bildung hat sich gemessen an der Studienaufnahme von Berufsbildungsabsolventen ohne Hochschulzugangsberechtigung verbessert, wenn auch nur auf nach wie vor niedrigen Niveau. Erst 2,7 Prozent der Studienanfänger zählten im Jahr 2013 zu dieser Gruppe, 2002 waren es
allerdings erst 0,9 Prozent. Hier gibt es weiterhin Potenzial.

7. Mythos: Die Arbeitgeber sind mit den Bachelorabsolventen unzufrieden
Gemessen an Arbeitslosigkeit und Suchdauer bis zur ersten Stellen finden die Bachelorabsolventen ebenso schnell ihren Weg in die Beschäftigung wie die Absolventen mit traditionellen Abschlüssen oder wie die Masterabsolventen. Beim nordrhein-westfälischen Prüfungsjahrgang 2011, der mit rund 20.000 befragten Absolventen die derzeit größte Stichprobe darstellt, lag die Arbeitslosenquote 1,5 Jahre nach dem Abschluss bei den Bachelorabsolventen bei 2,4 Prozent, bei den Masterabsolventen bei 3,2 Prozent und bei den Absolventen mit traditionellen Abschlüssen bei 3,8 Prozent. Die Arbeitgeber der Privatwirtschaft beschäftigen die Bachelorabsolventen auf dem für Akademiker üblichen Lohnniveau. Das zeigen verschiedene Umfragen zu Einstiegsgehältern. Meist beträgt der Abstand zu den Einstiegsgehältern der Masterabsolventen in den ingenieur- und wirtschaftswissenschaftlichen Fachrichtungen maximal 10 Prozent. Für eine gestiegene Unzufriedenheit der Unternehmen mit der beruflichen Leistungsfähigkeit lässt sich in den vorliegenden Daten zur Berufseinmündung kein Hinweis finden.

8. Mythos: Die Bachelorabsolventen werden unterwertig beschäftigt
In der nordrhein-westfälischen Absolventenstichprobe stellt sich die Angemessenheit der Beschäftigung für Bachelorabsolventen nicht anders dar als die der Masterabsolventen und der Absolventen mit traditionellen Abschlüssen: Die große Mehrheit von jeweils um die 80 Prozent
gibt an, dass ihre Beschäftigung sowohl vom Niveau als auch vom fachlichen Inhalt ihrem Abschluss entspricht. In der Privatwirtschaft starten die Bachelorabsolventen ebenso wie die Masterabsolventen am häufigsten mit der eigenständigen Bearbeitung einer Projektaufgabe. Eine
Hürde für die Bachelorabsolventen existiert allerdings im öffentlichen Dienst. Hier bleibt den Bachelorabsolventen der Berufseinstieg in die Laufbahn des höheren Dienstes verwehrt.

9. Mythos: Die Bachelorabsolventen haben keine Karrierechancen
In der privaten Wirtschaft zählen bei der Besetzung von Karrierepositionen in erster Linie die Leistungsmotivation sowie die Identifikation mit den Zielen des Unternehmens und weniger die formalen Studienabschlüsse. Nur bei einem kleinen T
eil der Unternehmen gibt es Positionen, für die ein Masterabschluss unabdingbar ist. Meist handelt es sich dabei um Aufgabengebiete, die spezielles Fachwissen erfordern oder aber um Spitzenpositionen im Management. Bei der Mehrheit der Unternehmen stehen den Bachelorabsolve
nten Karrierepositionen vom Projektleiter bis zum Fachgebiets- und Abteilungsleiter offen und konnten von ihnen auch bereits erreicht werden. Allerdings sind weitere Untersuchungen nötig, um aufzuzeigen, wie sich die Berufskarrieren der Bachelorabsolventen im Vergleich zu dene
n der Masterabsolventen entwickeln.

10. Mythos: Es gibt nur geringe Chancen des lebenslangen Lernens
Die Unternehmen der privaten Wirtschaft bieten vielfältige Möglichkeiten des Weiterlernens nach dem ersten Studienabschluss. Dazu zählt neben innerbetrieblichen und externen Kursen von Kammern und Branchenverbänden auch die Möglichkeit, berufsbegleitend einen Masterab-
schluss zu erwerben. Etliche Unternehmen unterstützen dabei die bei ihnen beschäftigten Bachelorabsolventen durch Freistellungen oder Übernahme der Studiengebühren. Nicht nur die fachliche Notwendigkeit ist dafür ausschlaggebend, ob ein Studium unterstützt wird, sondern
auch die Intention, den vielversprechenden Nachwuchs an das Unternehmen zu binden. Allerdings wird über Weiterbildungsmöglichkeiten nicht immer frühzeitig informiert. Handlungsbedarf besteht auch auf Seiten der Hochschulen, die bei den berufsbegleitenden Angeboten mehrheit-
lich noch auf Präsenzveranstaltungen setzen, die für Berufstätige nur schwer wahrnehmbar sind.


Der genauere Blick auf die manches Mal aufgeregt diskutierten Mythen der Bologna-Reform zeigt, dass kritische Aspekte in den Fokus gerückt werden und gelingende Entwicklungen dabei oftmals übersehen werden. Es ist eine Überfrachtung der Bologna-Reform, von ihr die Lösung lang bestehender Probleme in Studium und Beschäftigung zu erwarten. Der Umbau der Studienangebote musste vollzogen werden, ohne dass grundlegende Strukturmängel des bestehenden Hochschulsystems angegangen wurden. Mangels nachfrageorientierter Elemente in der Hochschulfinanzierung war es immer schon problematisch, die Verbesserung der Studienbedingungen zu einem Anliegen aller Hochschulmitglieder werden zu lassen. Bei den besonderen Anforderungen, die die Umgestaltung der Lehrangebote im Bachelorstudium mit sich brachte,
erwiesen sich die fehlenden Anreize, die Belange der Studierenden stärker zu berücksichtigen, in vielen Fällen als Problem. Überdies entfielen mit der Abschaffung der Studiengebühren und der in einigen Ländern nicht ausreichenden Ersatzfinanzierung wichtige Spielräume für die Finanzierung zusätzlicher Unterstützungsangebote für die Studierenden.  

Dennoch konnten bei der Mehrheit der Studienangebote dank des besonderen Einsatzes vieler Hochschullehrer Qualitätsverbesserungen erzielt werden. Kernanliegen war es, mit der Einführung eines zweistufigen Studiensystems einen Schritt in Richtung eines einheitlichen europäischen Hochschulraumes voranzukommen. Das ist erreicht worden. Darüber hinaus ist es trotz der fundamentalen Neuordnung des Studiensystems gelungen, die inhaltliche Qualität der Lehre zu sichern, die Auslandsmobilität der Studierenden zu unterstützen und ihre erfolgreiche Einmündung in weite Teils des Arbeitsmarktes sicher zu stellen.  

Allerdings besteht im öffentlichen Dienst noch Nachbesserungsbedarf: So sollte die Empfehlung der Kultusministerkonferenz, den Bachelorstudierenden gleiche Einstellungschancen in den höheren Dienst einzuräumen wie den Masterabsolventen, in die Realität umgesetzt werden. Das würde dazu beitragen, das Vertrauen in den Bachelorabschluss als einen vollwertigen Hochschulabschluss zu stärken.  

Wünschenswert ist auch eine Verbesserung der Datenlage: Mehr Klarheit über die Beschäftigungssituation der Bachelor- und Masterabsolventen ließe sich herstellen, wenn der Mikrozensus die Bruttojahresverdienste ermitteln würde. Eine Studienverlaufsstatistik könnte zu besseren Maßnahmen zur Verringerung der Studienabbrüche beitragen.

Ein weiterer erforderlicher Schritt besteht darin, die Flexibilisierungschancen des neuen Systems noch besser zu nutzen. Hochschulen und Beschäftiger, öffentliche wie private, müssen enger zusammenwirken, um ein modularisiertes Studienangebot für das berufsbegleitende, lebenslange Lernen zu entwickeln.