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Studienstart & Studium

20 Jahre später - Der erste gesamtdeutsche Studienberechtigtenjahrgang

Ihre Schulzeit durchliefen sie noch in BRD und DDR, ihre nachschulischen Karrieren fanden im wiedervereinigten Deutschland statt. Zumindest für die ostdeutschen Studienberechtigten bedeutete dies, die eigenen Lebensentwürfe unter gänzlich neuen Bedingungen zu verwirklichen.

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20 Jahre später - Der erste gesamtdeutsche Studienberechtigtenjahrgang

Hannover, 30.09.2010 (his) - Zwanzig Jahre später zeigt ein Blick auf die Tätigkeitsverläufe des ersten gesamtdeutschen Studienberechtigtenjahrgangs viele konvergente Entwicklungen, aber auch einige deutliche Unterschiede zwischen west- und ostdeutschen Studienberechtigten. Erstere wie letztere sind selten arbeitslos und blicken überwiegend optimistisch in ihre berufliche Zukunft. Unterschiedlich ist ihre Einkommenssituation, denn das durchschnittliche Monatseinkommen der westdeutschen Studienberechtigten liegt im Jahr 20 der deutschen Einheit deutlich über demjenigen der ostdeutschen Studienberechtigten. Letztere haben hingegen häufiger Kinder als die westdeutschen Studienberechtigten. Dies sind erste Ergebnisse der vierten Befragung des Studienberechtigtenjahrgangs 1989/90, die das HIS-Institut für Hochschulforschung knapp zwanzig Jahre nach Schulabschluss durchgeführt hat.

 

Zuvor waren die Studienberechtigten des Wendejahrgangs bereits in den Jahren 1990, 1993 und 1995 befragt worden. Über den relativ langen Analysezeitraum von 20 Jahren können damit erstmals für Studienberechtigte aus West- und Ostdeutschland Aussagen zu Tätigkeitsverläufen, Bildungswegen, Berufserfolg, Lebenszufriedenheit und familiärer Situation getroffen werden. „Die Ergebnisse können in vielfacher Hinsicht als Gradmesser für die Entwicklung der inneren Einheit gesehen werden“, sagt Heike Spangenberg, Leiterin der Studie am HIS-Institut für Hochschulforschung.

 

Mit über 70 Prozent absolvierte die große Mehrheit der Studienberechtigten in Ost wie West erfolgreich ein Studium. Gut ein Viertel der Studienberechtigten durchlief eine Berufsausbildung, ohne von der Möglichkeit zum Studium Gebrauch zu machen. Weiterqualifizierungen in Form von Promotionen sowie Aufstiegsfortbildungen zum/zur Meister/in, Techniker/in und Fachwirt/in schlossen jeweils ca. 11 bzw. 5 Prozent der Befragten an.

 

Zwanzig Jahre nach dem Erwerb der Hochschulreife gehen sowohl von den ostdeutschen als auch den westdeutschen Befragten etwa 90 Prozent einer regulären Erwerbstätigkeit nach. Hinzu kommen die Personen, deren Arbeitsverhältnis aufgrund von Elternzeit oder Krankheit ruht. Im gesamten Betrachtungszeitraum sind bei den Studienberechtigten beider Regionen nur sehr geringe Arbeitslosenquoten von maximal 4 Prozent (Ost) bzw. 3 Prozent (West) zu beobachten. Insgesamt zeigen die Daten zudem, dass die Übergänge in den Arbeitsmarkt bei den Befragten aus Ost- und Westdeutschland weitgehend ähnlich verlaufen sind.

 

Auch hinsichtlich Berufserfolg und Berufszufriedenheit bestehen kaum Unterschiede zwischen ost- und westdeutschen Studienberechtigten. Zudem blicken die Studienberechtigten unabhängig von der regionalen Herkunft überwiegend optimistisch in ihre berufliche Zukunft. 76 Prozent gehen aufgrund ihrer beruflichen Qualifizierung von (sehr) guten Berufsaussichten aus, und lediglich 6 Prozent schätzen die persönlichen Zukunftsaussichten als (sehr) schlecht ein. Deutliche Ost-West-Unterschiede bestehen allerdings beim durchschnittlichen Monatseinkommen. Das monatliche Gehalt der westdeutschen Studienberechtigten (4.435 Euro brutto, 2.822 Euro netto) liegt deutlich über dem der ostdeutschen Studienberechtigten (3.889 Euro bzw. 2.501 Euro).

 

Die große Mehrheit der Studienberechtigten des Jahrgangs 1989/1990 ist mit ihrem Leben alles in allem zufrieden (89 Prozent), jede/r Vierte darunter ist sehr zufrieden. Wenig oder überhaupt nicht zufrieden sind lediglich 5 Prozent. Diesbezüglich gibt es einen wesentlichen regionalen Unterschied. Die westdeutschen Studienberechtigten sind deutlich häufiger sehr zufrieden mit ihrem Leben (26 vs. 19 Prozent) als die ostdeutschen. Dieses Ergebnis relativiert sich allerdings bei Hinzunahme der Gruppe der überwiegend Zufriedenen (Ost: 56 Prozent, West: 53 Prozent). Unzufriedene und eher unzufriedene Studienberechtigte gibt es indes sowohl in Ost- als auch Westdeutschland kaum.

 

Erhebliche Unterschiede zwischen ost- und westdeutschen Studienberechtigten zeigen sich hinsichtlich Familiengründung und -erweiterung. Die ostdeutschen Studienberechtigten haben zu höheren Anteilen Kinder (76 vs. 67 Prozent), sie haben durchschnittlich zwei Jahre früher eine Familie gegründet, und sie haben häufiger als die westdeutschen Studienberechtigten nur ein Kind (28 vs. 21 Prozent) oder zwei Kinder (39 vs. 33 Prozent), hingegen seltener drei Kinder (7 vs. 11 Prozent). Als Gründe für Kinderlosigkeit werden von ihnen überdurchschnittlich häufig Fernbeziehungen angeführt, von den westdeutschen Studienberechtigten hingegen die Sorge um eine Einschränkung der persönlichen Freiheit.