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Trotz Frühdemenz berufstätig bleiben - Wie Betroffene mit ihrer Demenz im Berufsleben umgehen und wo sie Hilfe finden

Die Demenz, deren häufigste Form der Alzheimer ist, beschreibt Erkrankungen des Gehirns, die sich auf die kognitiven, sozialen und emotionalen Fähigkeiten eines Menschen auswirken. Viele sind der Ansicht, die Krankheit tritt lediglich im höheren Alter auf - doch auch diejenigen, die noch mittem im Arbeitsleben stehen, können betroffen sein. Wer sich umfassend informiert und um seine Rechte weiß, kann trotz Frühdemenz berufstätig bleiben.

Frühdemenz

Mut zeigen und das Gespräch suchen
Die Demenz schreitet langsam voran und fällt vielen Betroffenen - oder deren Angehörigen oder Arbeitskollegen - häufig erst auf, wenn sie vergesslicher werden oder einen zerstreuten Eindruck machen. Am Arbeitsplatz kann es beispielsweise passieren, dass Aufgaben in der falschen Reihenfolge bearbeitet und Kundendaten verwechselt werden. Bessern sich die Symptome nicht wieder oder werden sogar stärker, sollte nicht lange gezögert und so schnell wie möglich ein Betriebsarzt zu Rate gezogen werden. Es erfordert einiges an Mut, sich einzugestehen, dass jemand als Berufstätiger möglicherweise dement wird, doch die Krankheit zu verheimlichen, kann zum einen schwerwiegende Folgen mit sich bringen, und zum anderen ist es mit der Zeit und dem Voranschreiten der Demenz auch gar nicht mehr möglich.

Je nachdem, in welcher Branche jemand tätig ist, können Fehler passieren, die möglicherweise auch andere Angestellte gefährden - etwa beim Programmieren oder Führen von Maschinen. Scham oder Angst, über eine mögliche Erkrankung zu sprechen, sollten einem in diesem Fall nicht im Wege stehen, auch wenn es schwerfällt.

Doch auch eine vorschnelle Kündigung, weil einem das Gefühl beschleicht, seine Aufgaben nicht mehr erledigen zu können oder seinen Job sowieso zu verlieren, ist der falsche Weg. Es gibt Möglichkeiten, trotz Frühdemenz berufstätig zu bleiben. Der Mut, das Gespräch mit Fachkräften zu suchen, ist dabei der erste wichtige Schritt.

Anhand unterschiedlicher Tests und Untersuchungen kann der Betriebsarzt feststellen, ob es sich tatsächlich um eine Demenz handelt und, wenn dies der Fall ist, ob der Betroffene in der Lage ist, weiterhin seinen Beruf auszuüben. In der Regel ist es möglich, zumindest für eine Weile in seinem aktuellen Beruf zu bleiben. Anderenfalls kann der Betriebsarzt auch eine Versetzung an einen anderen Arbeitsplatz in die Wege leiten.

Das Bild zeigt das Gesicht einer Frau im Business-Outfit hinter einer verregneten Scheibe. Es symbolisiert die verschwommenen Momente des Vergessens bei einer Demenz-Erkrankung im Berufsleben.


Einen Schwerbehindertenausweis beantragen
Steht die Diagnose Demenz, gilt es, einen Schwerbehindertenausweis zu beantragen; Anlaufstelle ist das Versorgungsamt. Der Ausweis schützt vor einer vorzeitigen Kündigung und erlaubt Anspruch auf mehr Urlaubstage, die zur Regeneration benötigt werden. Auch wenn ein Antrag auf Schwerbehinderung zunächst abschreckend wirkt, so erleichtert er das zukünftige Arbeitsleben des Betroffenen enorm. Des Weiteren bietet er Unterstützung in Form von Integrationshilfen.

Hilfe beim Integrationsamt einfordern
Sowohl dem Erkrankten als auch dessen Arbeitgeber stehen individuelle Programme zu, die die Arbeitsabläufe erleichtern. So bieten Integrationshelfer Betreuung in vielen Bereichen, zu denen

Eine große Überwindung ist es natürlich, seinen Kollegen oder dem Arbeitgeber von der Demenzerkrankung zu erzählen. Auch wenn nicht jeder der Mitarbeiter es wissen muss, so ist es sinnvoll, sich zumindest ein paar wenigen anzuvertrauen. Im Arbeitsalltag kann dies bei verschiedenen zu erfüllenden Aufgaben eine große Stütze sein.

Fehlt es einem schwer, sich selbst dazu durchzuringen, den Mitarbeitern von der Erkrankung zu erzählen, so wird auch dies von den Integrationshelfern erledigt. Sie erklären ihnen auch, worauf sie beim Umgang mit den Betroffenen achten müssen, damit das Betriebsklima nicht beeinträchtigt wird. Für Arbeitgeber werden spezielle Seminare angeboten, um für eine bessere Eingliederung betroffener Mitarbeiter zu sorgen.

Solange und so gut dies möglich ist, wird Arbeitnehmern, die an Frühdemenz erkrankt sind, jede Unterstützung geboten, um einen normalen und geregelten Arbeitsalltag führen zu können. Dazu zählt natürlich auch der Weg zur Arbeit und wieder nach Hause. Viele Angestellte sind dabei auf ein Auto angewiesen.

Die Demenz in einem frühen Stadium führt nicht zwangsläufig dazu, dass der Führerschein abgeben werden muss. Wer sich regelmäßig von einem Facharzt auf seine Fahrtauglichkeit untersuchen lässt, geht auf Nummer sicher und kann unbesorgt mit dem Auto zur Arbeit fahren, solange dies medizinisch abgeklärt ist. Mehr Informationen dazu bietet dieser Artikel. Zudem gibt es auch freiwillige Mobilitätschecks, mit denen die Fahrtüchtigkeit geprüft werden kann.

So lange wie möglich berufstätig bleiben
Mithilfe des Integrationsamtes wird es ersichtlich, wann es erforderlich wird, aus dem Berufsleben auszusteigen. Doch hierbei gilt es, nicht zu früh aufzugeben und stattdessen zunächst den Anspruch auf Krankengeld zu nutzen. Auf diese Weise wird die weitere Einzahlung in die Rentenversicherung gesichert, deren Beiträge zudem in der Regel höher sind, als die des Arbeitslosengeldes.

Ist jedoch ein Weiterarbeiten nicht mehr möglich und wurden alle Ansprüche genutzt, erfolgt ein Antrag auf Erwerbsminderungsrente. Kommt es nun zu finanziellen Nöten, können Betroffene sich ergänzend auch an die Sozialhilfe wenden.