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DIHK-Konjunkturumfrage Frühsommer 2016: Wachstum profitiert von Bau und Konsum

Der Deutsche Industrie- und Handelskammertag (DIHK) rechnet für 2016 mit einem Wachstum von 1,5 Prozent, nachdem er zu Jahresbeginn noch einen Zuwachs von 1,3 Prozent prognostiziert hatte. Nach der jüngsten Konjunkturumfrage zieht das Wachstum an und die Erwartung der Unternehmen verbessert sich leicht.

Ein Baugerüst mit einem alten Bild in schwarz weiß mit Arbeitern von früher.

DIHK-Konjunkturumfrage Frühsommer 2016: Wachstum profitiert von Bau und Konsum
"Bau und Konsum tragen die Konjunktur durchs Jahr", fasste DIHK-Hauptgeschäftsführer Martin Wansleben die Ergebnisse der neuen Erhebung zusammen, die er heute gemeinsam mit dem DIHK-Konjunkturexperten Dirk Schlotböller in Berlin präsentiert hat. "Der Ölpreis und die Zinsen sind weiterhin sehr niedrig, Beschäftigung und Einkommen steigen", skizzierte er die Lage. Hinzu kämen die Ausgaben für Unterkünfte, Versorgung und Integration von Flüchtlingen. "Vor allem die Bauwirtschaft ist daher mit ihrer aktuellen Lage sehr zufrieden – und erwartet sogar weitere Verbesserungen." Auch Einzelhändler und Autohäuser, Hotels und Restaurants sowie sonstige Dienstleister wie Waschsalons, Frisöre oder Kosmetikstudios seien optimistisch, so Wansleben. Und: "In der Industrie sind Brauereien die Gewinner."

DIHK-Konjunkturprognose 2016 unter Verwendung des Bruttoinlanfsprodukts (BIP) in DeutschlandAls den größten Verlierer in der aktuellen Konjunkturumfrage identifizierte der DIHK-Hauptgeschäftsführer die Finanzwirtschaft. "Die Niedrigzinsen, die zunehmende Finanzmarktregulierung und auch die Herausforderungen der Digitalisierung schlagen bei den Banken immer stärker durch", berichtete er. "So stecken die Kreditinstitute im Jahr 2016 im Krisenmodus." Als "besorgniserregend" bewertete der DIHK-Hauptgeschäftsführer, dass die Exportwirtschaft skeptischer werde: "Die Ausfuhrhoffnungen im Fahrzeugbau und in der Elektrotechnik erhalten einen Dämpfer." Die Stimmung im Maschinen- und Anlagenbau verschlechtere sich.

"Alles in allem überwiegen jedoch die Auftriebskräfte vom Konsum und vom Bau im Inland", so seine Bilanz der aktuellen Umfrage, die auf mehr als 24.000 Unternehmensantworten basiert. Der DIHK erhöhe deshalb seine Wachstumsprognose für 2016 leicht auf 1,5 Prozent (bislang: 1,3 Prozent). "Besonders erfreulich" entwickele sich der Arbeitsmarkt, so Wansleben weiter. "Die Beschäftigung steigt in diesem Jahr zum elften Mal in Folge – und zwar um rund 450.000 Stellen." Zu Jahresbeginn hatte der DIHK lediglich ein Plus von 220.000 erwartet. Weil gleichzeitig jedoch zunehmend Flüchtlinge nach Beschäftigung suchten, deren mangelnde Sprachkenntnisse und Qualifikationen eine schnelle Arbeitsmarktintegration vielfach erschwerten, bleibe "die Arbeitslosenzahl unter dem Strich unverändert gegenüber dem Vorjahr".

DIHK-Konjunkturexperte Dirk Schlotböller führte in Berlin weitere Details aus – unter anderem zur deutlich verbesserten Binnenkonjunktur, aber auch zur Exportschwäche. "Beim Konsum erwarten wir ein Plus von 2 Prozent, bei den Investitionen um 2,4 Prozent", so Schlotböller. Anfang des Jahres seien es noch 1,6 beziehungsweise 1,7 Prozent gewesen. Gleichzeitig hätten sich aber die Exporterwartungen im Frühsommer 2016 verschlechtert: "Zwar behalten die Optimisten (29 Prozent) gegenüber den Pessimisten (12 Prozent) deutlich die Oberhand." Unter dem Strich sei "die Zuversicht für das Ausfuhrgeschäft jedoch nicht so groß wie in den guten Exportjahren seit der Wiedervereinigung". Der DIHK senke seine Exportprognose deshalb von 3,2 auf 2,0 Prozent.

Geschäftslage
Die Lageeinschätzung der Unternehmen kann den Rekordwert der Vorumfrage nicht halten. Im langfristigen Vergleich bleibt die Stimmung aber gut, vor allem dank der Entlastung durch den niedrigen Ölpreis und attraktiver Finanzierungsbedingungen. So sind Handel und Bauwirtschaft nach wie vor zufrieden. Die Lagebewertungen der Dienstleister trüben sich hingegen merklich ein. Insbesondere die Finanzwirtschaft passt ihre Einschätzungen nach unten an. Ursachen sind die zunehmende Finanzmarktregulierung, die Niedrigzinsen und auch die Digitalisierung. In der etwas schlechteren Lagebewertung der Industrie macht sich das schwächelnde Exportgeschäft bemerkbar.

Geschäftserwartungen
Die Geschäftserwartungen der Unternehmen hellen sich auf – vor allem binnengetrieben. Gerade Handel und konsumnahe Dienstleister sind zuversichtlich. Der Bau ist außergewöhnlich optimistisch. Insgesamt sorgen sich derzeit relativ wenige Unternehmen um die Inlandsnachfrage. In der Industrie trüben sich die Geschäftserwartungen allerdings etwas ein – weder vom Export noch von den heimischen Investitionen ist derzeit Schwung zu erwarten. Groß bleiben die Sorgen um die „Wirtschaftspolitischen Rahmenbedingungen“. Darin kommen die geo- und europapolitischen Risiken, die Belastungen durch die heimische Wirtschaftspolitik sowie die Flüchtlingskrise zum Ausdruck.

Wo sehen Unternehmen die größten Risiken bei der wirtschaftlichen Entwicklung in den kommenden 12 Monaten?


 

 

Exporterwartungen
Die Exporterwartungen der Unternehmen trüben sich wieder ein. Derzeit fehlen weltweit die Wachstumstreiber. Die Weltwirtschaft ist durch politische Krisen und Rezessionen in einigen Ländern geprägt. Vor allem Sonderfaktoren wie der nach wie vor geringe Außenwert des Euros und die Entlastung durch den niedrigen Ölpreis stützen die Nachfrage global.

Investitionsabsichten
Unter dem Strich planen die Unternehmen für die kommenden Monate mit stabilen Investitionsbudgets. Die expansiveren Investitionspläne der Bauwirtschaft gleichen die vorsichtigere Planung der Exportindustrie aus. Auch andere binnenorientierte Branchen wie Konsumgüterhersteller oder Einzelhandel planen mit höheren Investitionsbudgets. Die Investitionsdynamik reicht jedoch nicht an vergangene Aufschwünge heran – trotz günstiger Finanzierungsbedingungen. Weiterhin dominieren Ersatzinvestitionen deutlich, die Erweiterung der Kapazitäten spielt unverändert eine untergeordnete Rolle bei den Hauptmotiven der Investitionsabsichten.


Beschäftigungsabsichten
Die Beschäftigungsplanungen der Unternehmen bleiben unverändert. Unter dem Strich setzt sich damit der Personalaufbau in der Wirtschaft fort. Die Beschäftigungspläne verbessern sich im Handel und bei vielen Dienstleistern – und erreichen im Baugewerbe sogar ein Rekordniveau. In der Industrie hingegen verbessern sich die Beschäftigungspläne nicht. In diesem Sektor wachsen die Sorgen vor steigenden Arbeitskosten. Insgesamt bleibt dieses Geschäftsrisiko aus Sicht der Unternehmen auf hohem Niveau. Darin kommt auch das Ringen der Unternehmen um geeignete Fachkräfte zum Ausdruck. So viele Unternehmen wie nie zuvor sehen hier ein Risiko.

Download [PDF, 74 Seiten – 2,2 MB]
DIHK Konjunkturumfrage Frühjahr 2016

 

 

Zur DIHK-Konjunkturumfrage Frühsommer 2016
Mit der Auswertung "Wachstum zieht an, Euphorie bleibt aus" präsentiert der DIHK die Ergebnisse seiner aktuellen Konjunkturumfrage bei den 79 Industrie- und Handelskammern (IHKs) in Deutschland. Seit dem Jahr 2000 legt der DIHK mit "Konjunktur im Frühsommer" zu einem Zwischentermin eine bundesweite Auswertung von IHK-Konjunkturumfragen vor. Grundlage für die DIHK-Ergebnisse sind Befragungen der Unternehmen durch insgesamt 80 IHKs. Diese befragen jeweils eine repräsentative Auswahl von Mitgliedsunternehmen. Im Frühsommer 2015 haben sie wiederum mehr als 24.000 Antworten ausgewertet. Die Antworten verteilen sich auf die Industrie (28 Prozent), die Bauwirtschaft (sieben Prozent), den Handel (22 Prozent) und die Dienstleistungen (43 Prozent).