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Deutsche Wirtschaft im Sog der Weltrezession

Die Rezession in Deutschland wird erheblich tiefer ausfallen als im Dezember angenommen. Die Weltkonjunktur ist zum Ende des vergangenen Jahres deutlich stärker eingebrochen als erwartet.

Zug rast vorbei

Deutsche Wirtschaft im Sog der Weltrezession
Kiel, 18.03.2009 (ifw) - Die Rezession in Deutschland wird erheblich tiefer ausfallen als im Dezember angenommen. Die Weltkonjunktur ist zum Ende des vergangenen Jahres deutlich stärker eingebrochen als von uns erwartet. Und für das erste Quartal dieses Jahres zeichnet sich ein weiterer drastischer Rückgang ab, die Produktion in Deutschland abermals mit sich reißen wird. Die Auftragseingänge in der Industrie, die im Herbst noch recht günstig erschienen, sind jedenfalls zuletzt extrem rasch geschmolzen und so besteht Druck, die Produktion noch weiter nach unten anzupassen. Daneben dürfte die ungünstige Witterung einen negativen Einfluss auf die Bauproduktion gehabt haben. Für das gesamte Jahr 2009 hat sich damit die Ausgangsbasis gegenüber unserer Prognose vom Dezember verändert. Das Produktionsniveau im ersten Quartal ist spürbar niedriger als damals unterstellt. Daneben scheint die Dynamik der konjunkturellen Abwärtsbewegung stärker zu sein, vor allem weil der Einbruch der Weltkonjunktur noch markanter ausfällt als erwartet. Daher haben wir unsere Prognose nochmals nach unten revidiert: Das reale Bruttoinlandsprodukt dürfte im laufenden Jahr um 3,7 Prozent sinken (Prognose vom Dezember 2008: -2,7 Prozent). Bei dieser ausgeprägten Rezession wird sich das Arbeitsvolumen erheblich verringern. Wegen der besonderen Förderung der Kurzarbeit ist es relativ schwierig, die Konsequenzen für die Zahl der Arbeitslosen abzuleiten; wir rechnen damit, das die Arbeitslosigkeit im vierten Quartal 2009 um reichlich 800.000 Personen höher sein wird als ein Jahr zuvor. Für den Jahresdurchschnitt bedeutet dies eine Zunahme gegenüber dem Vorjahr um knapp 400.000 auf 3,6 Millionen. Die Inflationsrate wird mit 0,7 Prozent so niedrig sein wie zuletzt im Jahr 1999.

Im Verlauf des kommenden Jahres wird die gesamtwirtschaftliche Produktion voraussichtlich wieder steigen, doch bleibt die Dynamik sehr verhalten. Leichte Impulse dürften aus dem Ausland kommen. Wir erwarten, dass sich die Produktion in der Welt fängt und im Jahresverlauf wieder - wenn auch nur leicht - erholen wird; damit wird auch der Welthandel wieder spürbar zulegen. In der Folge dürften die deutschen Exporte leicht beschleunigt zunehmen. Dies dürfte auch die Investitionstätigkeit im Inland stützen. Ferner ist damit zu rechnen, dass sich die Finanzierungsbedingungen im Zuge der unterstellten Entspannung an den Finanzmärkten etwas verbessern; dazu trägt auch bei, dass die EZB ihren Leitzins voraussichtlich bis zum Herbst 2010 auf dem sehr niedrigen Niveau belässt. Die privaten Konsumausgaben dürften ebenfalls steigen. Zwar wird die Zahl der Beschäftigten weiter deutlich sinken, der Preisauftrieb dürfte aber so niedrig sein, dass die real verfügbaren Einkommen insgesamt zunehmen, vor allem weil die Unternehmensgewinne wieder steigen. Im Jahr 2010 dürfte das reale Bruttoinlandsprodukt trotz der leichten Belebung im Verlauf nicht höher sein als im Vorjahr. Die Zahl der Arbeitslosen wird im Jahresdurchschnitt um rund 600 000 Personen auf 4,3 Millionen zunehmen. Damit klettert die Arbeitslosenquote auf 10,2 Prozent. Die Verbraucherpreise steigen vor dem Hintergrund der niedrigen Kapazitätsauslastung nur sehr langsam; im Jahresdurchschnitt dürfte sich die Lebenshaltung um 0,9 Prozent verteuern. Tabelle: Eckdaten zur wirtschaftlichen Entwicklung in Deutschland 2007-2010



Download Kieler Diskussionsbeitrag [PDF, 42 Seiten - 421 KB]
http://www.ifw-kiel.de/2009/Konjunkturprognosen_Deutschland_01-09.pdf