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DIHK-Studie: Dienstleistungswirtschaft in Bestform

Zu Jahresbeginn 2012 bewerten die Service-Unternehmen in Deutschland ihre Geschäftslage besser als jemals zuvor. Das zeigt eine aktuelle Umfrageauswertung des Deutschen Industrie- und Handelskammertages (DIHK) zum Dienstleistungssektor.

Ein Gebirge im Sonnenschein.

DIHK-Studie: Dienstleistungswirtschaft in Bestform
Berlin, 04.04.2012 (dihk) - Zu Jahresbeginn 2012 bewerten die Service-Unternehmen in Deutschland ihre Geschäftslage besser als jemals zuvor. Das zeigt eine aktuelle Umfrageauswertung des Deutschen Industrie- und Handelskammertages (DIHK) zum Dienstleistungssektor.

Der Untersuchung zufolge, die auf der aktuellen DIHK-Konjunkturumfrage basiert, kann sich die deutsche Wirtschaft auf eine ausgewogene Branchenstruktur mit einem leistungsfähigen und differenzierten Dienstleistungsnetz stützen.

Industrienahe Sparten wie beispielsweise Speditionen, Unternehmensberatungen, IT und die Werbebranche sind Teil des "Netzwerks Industrie", um das Deutschland derzeit beneidet wird.

Gut läuft die Konjunktur derzeit gerade bei den konsumnahen Dienstleistern. Im Gastgewerbe, bei den Reisevermittlern und den personenbezogenen Dienstleistern insgesamt verbessert sich die Lage erneut. Auch Unternehmen der Freizeitwirtschaft wie etwa Konzertveranstalter, Theater oder Fitnessstudios bewerten ihre Geschäftslage so gut wie nie zuvor in der Umfragehistorie.

Die günstigen Konsumperspektiven – Rekordbeschäftigung, steigende Einkommen, Arbeitsplatzsicherheit und sinkende Inflation – kurbeln derzeit die Geschäfte an. Auch die Finanzwirtschaft zeigt sich in Deutschland – anders als in etlichen anderen Ländern Europas – momentan gut aufgestellt. Die historisch niedrigen Zentralbankzinsen erleichtern die Refinanzierung des Finanzsektors. Das trägt dazu bei, dass sich auch die Finanzierungssituation für Unternehmen hierzulande recht günstig darstellt. Etwas schwächere Geschäfte vermelden die Verkehrsunternehmen. Das Auslandsgeschäft – und damit die grenzüberschreitenden Transporte – verlangsamt sich, gleichzeitig bleiben die Treibstoffkosten hoch.

Auf den weiteren Jahresverlauf blicken die Dienstleister verhalten optimistisch. Ein ähnlich kräftiges Konsumwachstum wie 2011 ist im laufenden Jahr kaum mehr zu wiederholen – trotz günstiger Arbeitsmarktentwicklung und steigender Reallöhne. Die Konsumbranchen erwarten zwar geringere, aber gesicherte Zuwächse.

Größter Risikofaktor ist aus Sicht der Service-Unternehmen die Wirtschaftspolitik. Um sie sorgen sich 48 Prozent der Betriebe – sogar mehr als um die Entwicklung der Inlandsnachfrage und die hohen Energie- und Rohstoffpreise. Vor allem die Euro-Staatsschuldenkrise trägt weiterhin zur tiefen Verunsicherung bei. Auch wenn sich allmählich ein Lösungsweg für die Eurokrise abzeichnet, müssen die Regierungen der Euro-Zone den überwiegenden Teil der Maßnahmen noch realisieren.

Hinzu kommen die in diesem Kontext verabschiedeten verschärften Eigenkapitalanforderungen für Banken, umzusetzen bis Mitte 2012, die die Kreditversorgung der Realwirtschaft beeinträchtigen können. Das Kreditgewerbe nennt wirtschaftpolitische Risiken häufiger als Geschäftsrisiko als jede andere Branche (80 Prozent).

Zudem wird der Fachkräftemangel – unabhängig von konjunkturellen Schwankungen – gerade von Dienstleistungsunternehmen immer stärker als Bedrohung wahrgenommen. 38 Prozent befürchten eine Beeinträchtigung ihrer geschäftlichen Entwicklung in den kommenden zwölf Monaten aufgrund von Engpässen bei qualifiziertem Personal – ein besorgniserregender Höchstwert (Gesamtwirtschaft: 34 Prozent).

Seit der erstmaligen Befragung zu Jahresbeginn 2010 (20 Prozent) wächst der Anteil kontinuierlich. In diesem Jahr fallen auch Sondereffekte weg, die 2011 zumindest etwas Linderung verschaffen konnten, wie die Aussetzung der Wehrpflicht und der doppelte Abiturjahrgang in einigen Bundesländern. Besonders viele Betriebe in der Zeitarbeit (84 Prozent), bei den Gesundheits- und sozialen Diensten (69 Prozent) und Unternehmen der Rechts- und Steuerberatung (51 Prozent) spüren den Fachkräftemangel schmerzlich.

Dennoch setzt sich der Beschäftigungsaufbau auch im Dienstleistungssektor nahezu ungebremst fort. Im Vergleich zu den anderen Wirtschaftszweigen wollen die Service-Unternehmen am meisten Beschäftigung aufbauen. Vom Beschäftigungsplus im Jahr 2012 in Höhe von 250.000 dürften rund zwei Drittel auf die Dienstleister entfallen.

Vor allem die wissensintensiven Dienstleistungen wollen ihren Beschäftigungsstand ausbauen. Gerade Informations- und IT-Dienstleister, aber auch die Versicherungen, wollen mehr Stellen schaffen. Weiterhin hoch ist zudem der Bedarf an flexibel abrufbaren Arbeitskräften, um auf kurzfristig schwankende Aufträge reagieren zu können. Für diese Flexibilität greifen viele Betriebe auf die Hilfe von Zeitarbeitskräften zurück. Dementsprechend wollen die Unternehmen der Zeitarbeitsbranche nach wie vor mehr Personal einstellen.

Die Investitionsabsichten der Dienstleister bleiben unter dem Strich expansiv. Dazu trägt auch das freundliche Finanzierungsumfeld für Investitionsprojekte bei. Zurückhaltender zeigt sich insbesondere das Verkehrsgewerbe. Hingegen wollen Forschungs- und Entwicklungsdienstleister ihre Budgets kräftig aufstocken. Ebenfalls weiter erhöhen will die Wachstumsbranche Gesundheits- und Sozialdienste ihre Investitionen.