Wenn ich in einem Hühnerstall 10 genetisch identische Hühner habe, aber der Stall nicht an allen Ecken und Enden gleich ist (z.B. regnet es rein, oder das Futter kommt nur an einer Stelle rein, etc), dann werden manche Hühner davon profitieren und ihre Macht und Seilschaften in der Hackordnung ausbauen, sich fortpflanzen etc, selbst wenn andere Hühner dabei draufgehen. Dabei ist die Basis ihrer Machtposition nur dem Zufall zu verdanken, nicht ihrer Leistung.
Genau so verhält es sich beim Menschen mit dem Kapital. Manche kommen an günstigeren Ecken im Stall zu Welt mit mehr Kapital, müssen nie ums Essen kämpfen, schaffen rechtliche, politische und religiöse Institutionen, die ihnen nützen, ohne dass es so aussieht, sogar Glaubenssätze wie den amerikanischen Traum, denn die Hoffnung stirbt zuletzt. Dabei sollte ihnen eigentlich klar sein, dass es Glück und Pech gibt auf der Welt, dass die Ressourcenverteilung einer unfreiwilligen Lotterie gleicht. Die Hühner wissen nicht, was Zufall ist, und es wäre ihnen auch egal. Aber der Mensch weiß, dass die Lotteriegewinne Zufall sind, und nicht aus eigener Leistung entspringen.
Manchmal muss man das Offensichtliche aussprechen, da wir gerne verdrängen. Aber die Zukunft der Arbeit ist die Vergangenheit der Arbeit. Ohne hinreichende Kapitalertragssteuern, intelligente Erbschaftssteuern, und ein Verantwortungsgefühl und Handlungsimpuls der reichsten 80 Menschen, die soviel Vermögen besitzen, wie die 50% ärmsten der Welt, werden viele Menschen nicht glücklich werden können. Einen Systemcrash wird es nicht mehr geben, dafür geht es uns schon zu gut. Aber glücklich werden wir so nicht. Warum? Der mathematische Beweis steht im Varian beim zweiten Wohlfahrtstheorem.
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