"Aber das macht man irgendwann nicht mehr. Manche hören damit schon Anfang 20 auf, manche mit Ende des Studiums, bei manchen hält es sich noch länger, aber es gibt doch kaum jemanden in den Dissen, der 30 oder älter ist. Das waren früher immer die peinlichen Leute. :)"
"Wir erleben viel in unseren Leben, wir haben eine Menge zu erzählen und deswegen ist DIE Aktivität, welche den meisten Spaß macht eben ein Abend bei uns oder bei Freunden mit Wein & Bier & evtl. Essen und man hat Spaß zusammen und sich etwas zu erzählen."
Vorneweg, ich bin derjenige, auf dessen Beitrag mit o.g. Zitaten geantwortet wurde.
Provokativ könnte ich jetzt fragen, was man denn im Leben so tolles erleben kann, wenn man nur bei sich oder angeblich guten Freunden zuhause rumhängt?
Für mich ist "DIE Aktivität, die am meisten Spaß macht" etwas anderes. :)
Es bleibt jedem selbst überlassen, ob er sich ab dem Zeitpunkt eines festen Partners von gewissen Aktivitäten verabschiedet. Dass "man" mit Partnerschaft nicht mehr "auf die Piste" geht ist jedem selbst überlassen. Auch mein Eindruck ist, dass im Nachtleben viele ab 30 eher verzweifelt sind. Es gibt aber auch welche, die einfach gerne tanzen und Spaß haben. Bei mir ist diese Freude daran nicht von einer Partnerin abhängig. Wenn andere es vorziehen, dem Frauchen abends auf dem Sofa das Händchen zu halten ist das natürlich ok.
Was ich erlebt habe ist, dass Leute, die in festen Partnerschaften sind, sich von ihrem Freundeskreis distanziert haben. Man verbringt seine Zeit mit seinem Partner. Ist nachvollziehbar.
Was ich erlebt habe ist, dass es für manche schon ein MEGA-Highlight ist, dass man einmal unter der Woche bei jemandem zuhause oder in der Kneipe Fussball schaut. Das wird wochenlang bei der Partnerin zuhause angekündigt (teilweise im Büro Outlook-Kalender blockiert) und bereits viele Tage davor wird gefragt, wer Bier/Chips mitbringt oder in welche Kneipe man den geht, ob schon reserviert ist usw. Alles Leute mit Mitte 30.
Was ich erlebe ist, dass Leute, die in langjährigen Partnerschaften sind ihre Urlaube ausschließlich mit dem Partner verbringen, d.h. mit für die angeblich so tollen Freunde opfert man keinen einzigen Urlaubstag. Wenn dann mal erzählt wird, dass man auf Städtetrip war und ein großes Apartment mit 8 Leuten angemietet hat kommt auf Nachfrage raus, dass es alles Freunde des Partners waren.
Was ich erlebe ist, dass sehr viele Leute nach einer gewissen Zeit sich eingestehen, dass der ganze Besuch bei Ihnen zuhause meistens von Seiten des Partners kommt, eigene Freunde hat man kaum noch.
Was ich erlebe ist, dass ich von einigen (aus meiner Sicht) Bekannten zu Hochzeiten, Einweihungspartys usw. eingeladen werde. Im umgekehrten Fall würde ich nie auf die Idee kommen, diese Bekannte zu ähnlichen Feiern bei mir einzuladen, weil es für mich eben Bekannte, aber keine Freunde sind.
Was ich erlebe, dass wenn ich mit Menschen über die Lage meiner (kleinen) Wohnung rede ich immer zu hören bekommen: Ach, wenn ich so zentral wohnen würde, würde ich jeden Abend XYZ unternehmen. Auf Rückfrage, warum man das nicht trotzdem unternimmt bekomme ich als Antwort, dass man zu weit weg wohne und es ein zu stressig/aufwendig ist, nach der Arbeit in die Stadt zu fahren.
Jeder, der sich nur ein wenig mit sozialer Dynamik auskennt, weiß, dass die Gespräche mit steigender Anzahl an Leuten immer oberflächlicher werden. Man vertraut dem Lebensgefährten der besten Freundin der eigenen Partnerin nicht direkt alles an, schon gar nicht in großer Runde. Die intensivsten Gespräche finden 1:1 statt.
Zusammenfassung:
Wenn mir jemand erzählt, dass er neben seiner Partnerschaft noch unzählige angeblich gute Freunde hat und trotz (oder wegen?) Luftschneisen-optimiertem Vorort-EFH so unfassbar viel im Leben erlebt, dass man jeden Abend diese unzähligen Freunde bei sich versammelt um sich auszutauschen dann ist in meiner Interpretation des Lebens sehr viel optimierte Fassade bei solchen Erzählungen dabei.
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