Depressionen & Ängste im Masterstudium
Hallo!
Es kostet mich sehr viel Mut diesen Schritt hier zu gehen, aber ich fühle mich soweit, dass ich mir nicht mehr selber helfen kann. Ich studiere im Masterstudium VWL an einer großen Universität in Nordrhein-Westfalen. Ich habe meinen Bachelor an der Uni Köln gemacht und habe diesen damals teilweise recht solide geschafft. Gerade in den ersten Semestern meines Studiums, fiel mir die Uni noch sehr sehr leicht. Ich hatte nie Ängste und konnte auch Prüfungsphasen gut überlegen. Teilweise war es sogar so, dass ich in Prüfungen auf Lücke gelernt habe oder den Tag oder Abend davor nciht mehr gelernt hab, weil ich schlicht keinen Bock mehr hatte. Am nächsten Tag als ich dann in die Prüfung ging, und da war eine Aufgabe, die ich nicht konnte oder vorbereitet hatte, dachte ich einfach egal. Zum Ende meines Bachelorstudiums wurde es allerdings dann auch etwas heigelik und ich bekam immer wieder mit Panikattacken zu kämpfen. Besonders in den Prüfungsphasen plagte mich damals erste größer werdende Prüfungsängste. Ich konnte keine Prüfungen mehr schreiben, wenn ich nicht perfekt vorbereitet war.
Allerdings verhalf mir hier sehr die Prüfungsordung der Uni Köln. Denn hier gab es etwa nicht die "Drei-Versuche-Regelung", sondern ein sogenanntes Maluspunkte konnte. Für jede nicht bestandene Prüfung gab es entsprechend der Leistungspunkte, wenn man durchgefallen ist, Maluspunkte. Also beispielweise, für eine durchgefallene Prüfung mit 5 ECTS, gab es 5Maluspunkte dann. Erst ab 41 Maluspunkten wurde man zwang exmartrikuliert. Da ich bis zu meinen letzten Semestern an der Uni Köln nie durchgefallen war, hatte ich am Schluss praktisch für die letzten Prüfungen mehr als 8 Versuche. Dann ging es, weil ich wusste, wenn ich nicht bestehe, dann habe ich noch 7 weitere Versuche. Ich bin dann im gesamten Bachelor nur durch eine Prüfung gefallen.
Nachdem VWL Bachelor an der Uni Köln ging es jedoch erst richtig los. Meine Depressionen wurden wieder mehr und ich fühlte mich erstmal hilflos. Denn mir wurde irgendwie schnell klar, dass gerade ein VWL-Bachelor -wenn überhaupt- nur die Halbemiete ist und man einen Master gerade in dem Fach schon braucht. Ich habe mich dann dafür entschieden vorerst ein Jahr zu arbeiten. Ich wollte bzw. will unbedingt in der Entwicklungszusammenarbeit arbeiten. Auf das große Geld bin ich bis heute nicht aus, möchte aber mit meiner späteren Tätigkeit etwas bewegen. So habe ich ein Jahr lang in einer politischen Stiftung in der internationalen Zusammenarbeit gearbeitet als Praktikant.
Nach diesem einen Jahr in der politischen Stiftung, habe ich dann den Schritt gewagt mich für den Master einzuschreiben, jedoch hatte ich schon bei dem Durchgehen des Studienverlaufs
damals Furcht in meinen Gedanken wie ich das alles schaffen soll.
Schon in den ersten Vorlesungen ging es mir immer wieder schlecht und ich hatte ab und zu Abende, an denen ich mit Angstzuständen zu Hause saß. Man schiebt jedoch die ganzen Sachen dann weit weg von sich und probiert es zu unterdrücken. Im ersten Semester im Master, ist eigentlich laut Studienplan vorgesehen, dass man 3 Pflichtkurse absolviert. Ich habe aber im ersten Semester lediglich einen Pflichtkurs geschafft. Von den beiden weiteren Prüfungen hatte ich mich abgemeldet. Der Grund war die Angst des Nichtbestehens, die Angst davor später nicht in der Entwicklungszusammenarbeit tätig werden zu können. Diese eine Pflichtprüfung, die ich geschrieben habe, habe ich nur mit großen Qualen fertig gebracht. Während der Vorbereitungszeit dafür, habe ich in Lernpausen immer wieder geweint. Ich hatte Panikattacken, wenn ich etwas nicht gleich verstanden habe. Ich musste abends vor dem Schlafen gehen erstmal was trinken und am abschalten zu könnnen. MIt großen Qualen, habe ich dann doch irgendwie die Prüfung gut bestanden. Danach fiel ich immer erstmal in ein großes Loch. So als ob ich 3 Wochen lang von dem Tod davon gelaufen bin und jetzt in einer Höhle erstmal zu mir kommen kann. Das dauerte dann meistens 2 Wochen bis ich wieder entspannt war.
Im darauffolgenden Sommersemester war mir klar. Du hast große Ängst und kannst zur Zeit keine Prüfungen schreiben. Dann war die Frage, wie ich trotzdem erstmal weiterkomme. Ich habe mich dann dafür entschieden nur Module zu wählen, die als eine Art Seminare angeboten wurden. Also Kurse mit Hausarbeiten, Vorträgen, Präsentationen. Dies geling mir immer ganz gut. Weil ich wusste, dass ich mich zu Hause gut vorbereiten kann und nicht mich einer Prüfungssituation stellen muss bei der vielleicht eine Aufgabe dran kommt die ich dann gar nicht lösen kann.
Im dritten Semester traute ich mich wieder an eine Pflichtprüfung. Hier lernte ich Tag und Nacht. Weinte, lernte wieder. Bekam eine Panikattacke und lernte wieder. An dem Vorabend der Prüfung war ich so nervös dass ich eine ganze Flasche Wein getrunken hatte. Am nächsten morgen war ich dann noch total betrunken. Ich schrieb die Prüfung trotzdem und habe sie irgendwie gut bestanden. Nach der Prüfung wusste ich nicht mehr, was ich in der Prüfung überhaupt gemacht habe. Das war wie ein Rausch. Das war ein grausames Erlebnis. In den nächsten Semestern wählte ich wieder nur Seminare und die verliefen alle gut. Allerdings litt ich auch hier phasenweise an Depressionen. Nun ist es so, dass ich 82 ects im Master gesammelt habe. Der Schnitt ist inordnung. Ich habe eine 2,0. Ich muss nur noch eine Masterarbeit schreiben, aber eigentlich auch noch 2 Pflichtprüfungen.
Vor 3 Wochen wollte ich erneut eine Pflichtprüfung schreiben. Diesmal war der Druck, meine Panik aber so groß, dass ich mich eine Woche vor der Prüfung abgemeldet habe. Es ging nicht. Ich habe jeden Tag geweint und geweint. Ich komme mit dem Druck nicht zurecht, dass man nur 3 Versuche hat und wenn man diese nicht schafft, der Traum vom Master zu Ende ist.
Anders als sonst, habe ich aber nun für mich entschieden, dass es so nicht mehr weiter gehen kann. Ich wollte eigentlich versuchen meine Arschbacken zusammen zu kneifen und mit diesen Ängsten durchzuziehen. Ich habe für mich erkannt, dass ich mir Hilfe suchen muss. Ich habe mich in meiner Familie komplett geoutet und auch in meinem engsten Freundeskreis. Ich bin den Schritt zum Psychater gegangen. Nach 2-3 Sitzungen hat er diagnostiziert, dass ich wohl sehr lange schon an Depressionen leide. Ich nehme nun Medikamente dagegen. Nach dem Schritt von der Prüfung mich abzumelden, bin ich jetzt in ein riesen großes Loch gefallen. Ich habe noch größere Versagensängste als vorher. Ich kann nicht mehr schlafen und weiß gar nicht mehr wohin mit mir. Man sagte mir, es sei vielleicht der beste Weg in eine Verhaltenstherapie zu gehen. Ich probiere nun seit 2 Wochen einen Platz hierfür zu bekommen. Aber Therapeuten sind regelrecht ausgebucht, wie ich bitter feststellen musste.
Ich habe sogar den Schritt gewagt mich an der Universität bei dem Professor zu outen, der die Prüfung stellt, die ich noch vor mir hab. Er ist super nett und hat mir angeboten kommende Woche bei ihm in die Sprechstunde zu kommen. Dann besprechen wir meine Probleme. Er deutete auch an, dass man eventuell für mich eine "alternative Lösung" finden kann. Ich habe mich dann erkundigt in der Prüfungsordnung und eine Art "Nachteilsausgleich" gefunden, der für Menschen mit Behinderung und seelischen Störungen in Anspruch genommen werden kann. Der Professor meinte auch, ich könnte mich hierzu mal im Prüfungsamt melden.
Ich dachte hier daran, dass man meine Prüfungssituation mir erleichtern könnte. Das ich vielleicht die letzte schriftliche Prüfung in eine mündliche Prüfung umwandeln könnte und mit dem Professor als Vertrauensperson die Prüfung ablegen könnte, um mir die Prürungssituation zu erleichtern.
In meiner Verzweilfung habe ich auch an einem ganz düsteren Tag im Sekretariat in der Uni angerufen und mich danach erkundigt. Hier wurde mir allerdings überhaupt gar kein Verständnis aufgezeigt. Ich wurde eher "als Laster" aufgefasst. Mir wurde eigentlich nur gesagt, dass dieser Nachteilsausgleich nur für Studierende da ist, die behindert sind. Ich hätte ein wenig Prüfungsängste und soll einfach mal ein Coaching machen. Damit wurde ich abserviert.
An meiner Universität machen mich die 3 Prüfungsversuche komplett fertig. Ich wünschte ich könnte irgendwo studieren, wo die PO etwas gelockert ist. Oder man auch durch mündliche Mitarbeit oder schulmässig auch sich behaupten kann und nicht der ganze Druck auf dieser einen Prüfung zum Semester ende liegt.
Ich sitze nun jeden Tag zu Hause und denke wie es weiter geht. Ich habe kommende Woche erstmal das Gespräch mit dem Professor. Ich habe auch überlegt mit der Beauftragten für die Nachteilsausgleiche an meiner Uni einen Termin zu machen, um mich hier erneut zu erkundigen. Aber wenn ich ehrlich bin, würde ich mich mit keinen Verantworlichen in der Uni über soetwas streiten wollen. Wenn man diese Regelung nicht gewähren kann, dann ist es so.
Ich bin am überlegen mir eine neue Uni zu suchen, in der es nicht diese 3 Prüfungen Regelung gibt, um mir da den Wind aus den Segeln zu ziehen und wenigstens etwas an Depression und Ängsten zu verlieren. Kennt jemand Unis, die andere Prüfungsordnungen haben? Vielleicht im Master mehr schulisch und nicht so anonym aufgebaut sind? Hat jemand mit Depressionen Erfahrungen und weiß wie man an einen Therapeuten kommt?
Die abgemeldete Prüfung könnte ich höchstens im Sommer erneut schreiben. Heißt im August. Das ist auch sehr schade an der Prüfungsordnung in der ich studiere. Ist man einmal nicht bereit für die Prüfung gewesen, so muss man 6 Monate warten.
Ich freue mich über jeden Ratschlag
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