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Führung & StrategieTopmanager

Topmanager sind Spitzenpolitikern unterlegen

Topmanager verlieren bei öffentlichen Konflikten immer häufiger gegen Spitzenpolitiker

Das Reichstagsgebäude des Bundestags in Berlin.

Topmanager sind Spitzenpolitikern unterlegen
Mainz, 17. November 2003 (idw) Topmanager sind den Spitzenpolitikern bei öffentlichen Auseinandersetzungen unterlegen. Dies zeigt ein wissenschaftlicher Vergleich der Medienauftritte von Managern und Politikern, den Prof. Dr. Lothar Rolke von der FH Mainz durchgeführt hat. Sein Befund: Politiker kommen nicht nur häufiger in den Medien vor (Präsenzfaktor), sondern sie gelten im direkten Vergleich mit den Führungskräften aus der Wirtschaft auch als interessanter und unterhaltsamer (Sympathiefaktor).

»Wenn ein Minister und ein Vorstand in einer Talkshow gegeneinander antreten, dann gewinnt der Politiker meist nach Punkten, mitunter gelingt ihm sogar mit Hilfe eines emotional intelligenten Arguments ein Knock-out in der ersten Runde«, erklärt der Mainzer Professor für BWL und Unternehmenskommunikation. Eine beliebte Zauberformel der Politiker laute: Wähle ein strahlendes Leitwort wie beispielsweise Generationengerechtigkeit plus eine herzergreifende Geschichte aus dem Alltag. Wer dann nur mit Fakten- und Aktenwissen dagegen halte, habe schon verloren.
 

Medienkompetenzfaktor entscheidend
Noch entscheidender als der Präsenz- und Sympathiefaktor ist laut Rolke der Medienkompetenzfaktor, also die Fähigkeit, die Regeln und Arbeitsweisen von Presse, Funk und Fernsehen für das eigene Anliegen gezielt zu nutzen. Kurz gesagt: »Talkshow-fähig zu reden und in Headlines zu denken«, so Rolke. Doch gerade hier würden Vorstände auffällig häufig versagen. Selbst die Kommunikationschefs der großen Unternehmen sehen in der Mediengesellschaft die Vorstandsmitglieder überwiegend als Verlierer: »Die führenden 20 Politiker können mit den Medien besser umgehen als die Vorstandvorsitzenden der 20 größten Unternehmen«, meinen immerhin 62 Prozent der knapp 200 befragten PR-Manager. 23 Prozent sagen gleich gut. Lediglich 15 Prozent halten die Unternehmenschefs für besser.

Diese Konfliktschwäche habe weitreichende Folgen: »Kommt es in Fragen der Steuergesetzgebung, der Abgabenpolitik oder irgendwelcher Rechtsvorschriften zu einer öffentlichen Konfrontation zwischen Wirtschaft und Politik, verhalten sich die Unternehmensvorstände allzu oft ängstlich und naiv«, so die Diagnose des Wissenschaftlers: »Wer jedoch öffentlich kneift, erhält eine Politik, die ihn am Ende teuer zu stehen kommt.«

Engagement von Managern zahlt sich aus
Mehr politische Offensive in der Unternehmenskommunikation fordert daher der Mainzer BWL-Professor: »Manager können und sollen Politiker nicht ersetzen. Aber sie können wichtigen Themen mehr Aufmerksamkeit geben und wirtschaftspolitische Lösungen popularisieren. Und sie haben die Möglichkeit, proaktiv mit Politikern und gesellschaftlichen Gruppen zusammenzuarbeiten.« Das werde sich am Ende für die Wirtschaft in Euro und Cent auszahlen, so der BWL-Professor: durch die Vermeidung von unsinnigen Steuern und Abgaben sowie die Verhinderung von hemmender Überregulierung und Unsicherheit. Nur wenn die Wirtschaft und ihre obersten Repräsentanten in den Medien präsent seien, können auch wirtschaftspolitisch zielführende Lösungen mehrheitsfähig werden.

Wird hingegen der Politik alleine das Feld überlassen, endet dies fast immer in neuen Vorschlägen für noch mehr Vorschriften und weiteren Abgaben. Immer häufiger sei zu beobachten, so Rolke, dass dabei Politik und Medien eine einflussreiche Verbindung eingingen. Für die Wirtschaft bliebe dann nur die Rolle des dummen Dritten. Aber es sei an den Unternehmen, dies durch ein kreatives öffentliches Engagement zu verändern.


Literaturhinweis
Der systematische Vergleich zur Qualität der Medienauftritte von Politikern und Managern ist soeben in dem folgenden Sammelband des Westdeutschen Verlages erschienen:

Die Meinungsmacher in der Mediengesellschaft.
Deutschlands Kommunikationseliten aus der Innensicht

Hrsg. von Lothar Rolke und Volker Wolff. Mit Beiträgen u.a. von

Preis: 22,90 Euro
220 Seiten - Westdeutscher Verlag (2003)
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