Servus,
ich möchte um eine Einschätzung bitten, welche Möglichkeiten mir nach dem Ausscheiden aus der Geschäftsführung offenstehen.
Vita:
BSc und MA an verschiedenen Unis und verschiedenen WiWi-Bereichen, immer zu den besten und schnellsten Studenten gehört.
Neben und ein Jahr nach dem Master-Studium in der WP gearbeitet.
Wechsel in das eigene Familienunternehmen, dort ca. 10 Jahre tätig und schließlich GF. 90 Mitarbeiter, überwiegend Vollzeit, tätig in traditionellen Branchen, B2B und B2C.

Ich empfinde Personalführung zunehmend als "Kindergarten" und habe keine Lust mehr, mich damit zu befassen. Dazu das Gefühl, selber nicht mehr so viel produktiv zu sein und mehr damit beschäftigt, andere zur Arbeit anzuleiten.
Kurz: Ich erwäge, den Job mittelfristig zu wechseln und in eine Tätigkeit zu gehen, bei der ich nicht oder zumindest nicht vorrangig Führungsaufgaben habe. Dabei habe ich aber leider kein Gefühl dafür, welche Optionen mir offenstehen.
Stärken/Interessen sind:

• Alles, was mit Zahlen zu tun hat (z.B. Financial Modeling, Unternehmensbewertung, Controlling)
• Alles, was mit Gesetzen zu tun hat
• Strategie
• Branchenkenntnisse
• Hohe Auffassungsgabe

Auf welche Stellen kann ich mich realistischerweise damit bewerben?
Steht mir der Weg in die Bereiche Valuation, M&A oder Beratung offen?
Oder eher eine Fachlaufbahn in der Industrie?

Naja, also für M&A / Valuation hast du aus meiner Sicht nicht wirklich die Kompetenz, insbesondere im Hinblick auf deine Berufserfahrung.

Zum einen hast du das Problem, dass du viel Berufserfahrung hast, aber wenig direkt relevant -> wärst also wieder Einsteiger, aber wieso dafür jemandem >35? nehmen

Selbst wenn du höher einsteigen würdest, hast du dann wieder v.a. Führungsaufgaben -> genau die willst du ja nicht.

Hört sich schwer nach einer Fachkarriere an, mit gedeckeltem Gehalt.

Ich denke UB oder Business Development in einer Branche die nah an deiner aktuellen Branche ist sind deine besten Chancen. Kommt auch immer auf deinen Persönlichkeitstyp an was dir liegt. Die höheren Stellen in UB etc kommen wohl auch eher mit Personalverantwortung.

Vielen Dank für Deine Einschätzung. Ich bin zwar nicht >35 (sehr schnell studiert), aber ich denke, die Zeit im Beruf (bzw. im unpassenden Beruf) gibt da sicher mehr den Ausschlag als das Alter.

Vor 10 Jahren konnte ich in Valuation problemlos mit erfahrenen Kollegen mithalten. Ich denke, dass ich das Wissen heute nach kurzer Zeit abrufen kann.

Was höher einsteigen und Führungsaufgaben angeht sehe ich das genauso wie du. Ich will eine riesige Tafel voll Excel selber füllen und nicht nur die Arbeit portionsweise vergeben und anschließend prüfen.

WiWi Gast schrieb am 16.08.2022:

Naja, also für M&A / Valuation hast du aus meiner Sicht nicht wirklich die Kompetenz, insbesondere im Hinblick auf deine Berufserfahrung.

Zum einen hast du das Problem, dass du viel Berufserfahrung hast, aber wenig direkt relevant -> wärst also wieder Einsteiger, aber wieso dafür jemandem >35? nehmen

Selbst wenn du höher einsteigen würdest, hast du dann wieder v.a. Führungsaufgaben -> genau die willst du ja nicht.

Hört sich schwer nach einer Fachkarriere an, mit gedeckeltem Gehalt.

Danke für eine Antwort.
In der UB geht Personalverantwortung aber vermutlich wesentlich weniger mit Kindergarten und Politikspielen einher, sondern man kann auf motivierte, extrem fähige Kollegen setzen?

WiWi Gast schrieb am 16.08.2022:

Ich denke UB oder Business Development in einer Branche die nah an deiner aktuellen Branche ist sind deine besten Chancen. Kommt auch immer auf deinen Persönlichkeitstyp an was dir liegt. Die höheren Stellen in UB etc kommen wohl auch eher mit Personalverantwortung.

Sicher motiviert und fähig, aber auch ehrgeizig. Dort will jeder (!) aufsteigen und entsprechend müssen die Leute bei Laune gehalten werden. Außerdem hast du eine sehr hohe Fluktuation und musst permanent neu einstellen und ausbilden allein um das Team in der Größe zu erhalten

Apfelmus schrieb am 17.08.2022:

Danke für eine Antwort.
In der UB geht Personalverantwortung aber vermutlich wesentlich weniger mit Kindergarten und Politikspielen einher, sondern man kann auf motivierte, extrem fähige Kollegen setzen?

WiWi Gast schrieb am 16.08.2022:

Ich denke UB oder Business Development in einer Branche die nah an deiner aktuellen Branche ist sind deine besten Chancen. Kommt auch immer auf deinen Persönlichkeitstyp an was dir liegt. Die höheren Stellen in UB etc kommen wohl auch eher mit Personalverantwortung.

Zu all den bereits genannten Punkten möchte ich das finanzielle in den Raum schmeißen. Je nach Branche wirst du als GF eines 90 Mann Unternehmens sicher weit über 100k liegen. Vermutlich inkl. Benefits wie Smartphone, Firmenwagen usw.

Wenn Du nun woanders hin wechselt, zumal in eine weniger politische Position, wird es vermutlich sehr schwierig, auch nur ansatzweise in diese Dimensionen zu kommen.

Auch wenn hier gerne etwas anderes behauptet wird, sind 100k+ für Nicht-Führungskräfte die ganz ganz große Ausnahme.

Warum schaffst du dir deine Stelle im Familienunternehmen nicht selbst? Ich sehe für dich keinen Mehrwert extern zu arbeiten, schau was dir Spaß macht und wende diese Kompetenz in deinem Unternehmen an. Stell einen Assistenten ein und gib das was dich an deiner Arbeit nervt ab. Grade als GF musst du doch schon viel Strategie machen, was erhoffst du dir bei anderen Unternehmen?

Apfelmus schrieb am 16.08.2022:

Servus,
ich möchte um eine Einschätzung bitten, welche Möglichkeiten mir nach dem Ausscheiden aus der Geschäftsführung offenstehen.
Vita:
BSc und MA an verschiedenen Unis und verschiedenen WiWi-Bereichen, immer zu den besten und schnellsten Studenten gehört.
Neben und ein Jahr nach dem Master-Studium in der WP gearbeitet.
Wechsel in das eigene Familienunternehmen, dort ca. 10 Jahre tätig und schließlich GF. 90 Mitarbeiter, überwiegend Vollzeit, tätig in traditionellen Branchen, B2B und B2C.

Ich empfinde Personalführung zunehmend als "Kindergarten" und habe keine Lust mehr, mich damit zu befassen. Dazu das Gefühl, selber nicht mehr so viel produktiv zu sein und mehr damit beschäftigt, andere zur Arbeit anzuleiten.
Kurz: Ich erwäge, den Job mittelfristig zu wechseln und in eine Tätigkeit zu gehen, bei der ich nicht oder zumindest nicht vorrangig Führungsaufgaben habe. Dabei habe ich aber leider kein Gefühl dafür, welche Optionen mir offenstehen.
Stärken/Interessen sind:

• Alles, was mit Zahlen zu tun hat (z.B. Financial Modeling, Unternehmensbewertung, Controlling)
• Alles, was mit Gesetzen zu tun hat
• Strategie
• Branchenkenntnisse
• Hohe Auffassungsgabe

Auf welche Stellen kann ich mich realistischerweise damit bewerben?
Steht mir der Weg in die Bereiche Valuation, M&A oder Beratung offen?
Oder eher eine Fachlaufbahn in der Industrie?

Ja, die finanzielle Änderung habe ich auf dem Schirm und ich rechne auch nicht damit, 100k oder gar mehr zu bekommen. Ich strebe 70-90k an.
Bisher habe ich zwar mehr verdient, aber ich (und meine Familie) haben einen Lebensstil, den wir damit gut halten könnten.
Auch die 90k sind zwar bei Nicht-Führungskräften nicht alltäglich, kommen aber vor. Die Frage, die sich mir stellt, ist aber: Komme ich da überhaupt ran?

WiWi Gast schrieb am 20.08.2022:

Zu all den bereits genannten Punkten möchte ich das finanzielle in den Raum schmeißen. Je nach Branche wirst du als GF eines 90 Mann Unternehmens sicher weit über 100k liegen. Vermutlich inkl. Benefits wie Smartphone, Firmenwagen usw.

Wenn Du nun woanders hin wechselt, zumal in eine weniger politische Position, wird es vermutlich sehr schwierig, auch nur ansatzweise in diese Dimensionen zu kommen.

Auch wenn hier gerne etwas anderes behauptet wird, sind 100k+ für Nicht-Führungskräfte die ganz ganz große Ausnahme.

Servus,
die Überlegung, mir "meine" Stelle selber zu schaffen, liegt nahe. Und ich verfolge sie auch zeitgleich.
Und teilweise habe ich sie auch umgesetzt, aber als Geschäftsführer hängt die Führung letztlich doch immer an mir. Auch wenn ich "daneben" viel an den o.g. Bereichen arbeite.

Da es aber gerade die Führung ist, die ich nicht mehr machen möchte, ist das etwas komplizierter. Ich müsste einen Geschäftsführer einstellen, der zwar formal hierarchisch mir gegenüber weisungsbefugt, andererseits aber von mir als Gesellschafter abhängig wäre.
Die Konstellation halte für möglich, aber kompliziert. Ich halte derzeitig die Augen nach jemandem auf, der für diese Position in Frage käme und der auch bereit dazu wäre, sich in diese Position zu begeben.

WiWi Gast schrieb am 20.08.2022:

Warum schaffst du dir deine Stelle im Familienunternehmen nicht selbst? Ich sehe für dich keinen Mehrwert extern zu arbeiten, schau was dir Spaß macht und wende diese Kompetenz in deinem Unternehmen an. Stell einen Assistenten ein und gib das was dich an deiner Arbeit nervt ab. Grade als GF musst du doch schon viel Strategie machen, was erhoffst du dir bei anderen Unternehmen?

Apfelmus schrieb am 16.08.2022:

Servus,
ich möchte um eine Einschätzung bitten, welche Möglichkeiten mir nach dem Ausscheiden aus der Geschäftsführung offenstehen.
Vita:
BSc und MA an verschiedenen Unis und verschiedenen WiWi-Bereichen, immer zu den besten und schnellsten Studenten gehört.
Neben und ein Jahr nach dem Master-Studium in der WP gearbeitet.
Wechsel in das eigene Familienunternehmen, dort ca. 10 Jahre tätig und schließlich GF. 90 Mitarbeiter, überwiegend Vollzeit, tätig in traditionellen Branchen, B2B und B2C.

Ich empfinde Personalführung zunehmend als "Kindergarten" und habe keine Lust mehr, mich damit zu befassen. Dazu das Gefühl, selber nicht mehr so viel produktiv zu sein und mehr damit beschäftigt, andere zur Arbeit anzuleiten.
Kurz: Ich erwäge, den Job mittelfristig zu wechseln und in eine Tätigkeit zu gehen, bei der ich nicht oder zumindest nicht vorrangig Führungsaufgaben habe. Dabei habe ich aber leider kein Gefühl dafür, welche Optionen mir offenstehen.
Stärken/Interessen sind:

• Alles, was mit Zahlen zu tun hat (z.B. Financial Modeling, Unternehmensbewertung, Controlling)
• Alles, was mit Gesetzen zu tun hat
• Strategie
• Branchenkenntnisse
• Hohe Auffassungsgabe

Auf welche Stellen kann ich mich realistischerweise damit bewerben?
Steht mir der Weg in die Bereiche Valuation, M&A oder Beratung offen?
Oder eher eine Fachlaufbahn in der Industrie?

Apfelmus schrieb am 17.08.2022:

Danke für eine Antwort.
In der UB geht Personalverantwortung aber vermutlich wesentlich weniger mit Kindergarten und Politikspielen einher, sondern man kann auf motivierte, extrem fähige Kollegen setzen?

WiWi Gast schrieb am 16.08.2022:

Ich denke UB oder Business Development in einer Branche die nah an deiner aktuellen Branche ist sind deine besten Chancen. Kommt auch immer auf deinen Persönlichkeitstyp an was dir liegt. Die höheren Stellen in UB etc kommen wohl auch eher mit Personalverantwortung.

Jein. Es gibt auch politische Spielchen gerade wenn es um das liebe Geld geht (Wem gehört der Kundenumsatz?), weil jeder gerne ein Stück vom Kuchen abhaben will.

Natürlich ist das, je nach UB unterschiedlich stark ausgeprägt.

Was allerdings auf alle UBs zutreffen kann, sind politische Spielchen beim Kunden. Das kommt dann sehr auf das Projekt und den Kunden an.

Danke auch für Eure Einschätzung bezüglich politischer Spielchen und Führung in der UB.