Hallo an diesem schönen Tag,
hier mal ein Gedankenspiel zu einer rein fiktiven Situation:

Man nehme an, dass man aus einer Unternehmerfamilie käme, deren Familienname in Deutschland bekannt ist für Leute, die ab und zu ein Wirtschaftsblatt lesen. Zwar ist man selbst nicht in dem Teil der Familie aufgewachsen, der noch im Hintergrund aktiv steuert, sondern in dem Teil, der eher in dritter Reihe passiv Anteile hält und sich ansonsten komplett aus dem Geschäft raushält.

Angenommen eines der Kinder in inzwischen vierter bis fünfter Generation seit Gründung des Unternehmens studiert nun in Deutschland, weil das Ausland nach bereits schulischer Ausbildung dort derzeitig keinen Reiz hat. Und angenommen dieses Kind, wird schon während der Anfangsphase im Studium gefragt, ob man denn aus DER Familie käme, worauf der frische Student nicht wahrheitsgemäß antwortet, weil das zu der Bodenständigkeit gehört, die ihm erzogen wurde. Und weil er vielleicht auch mit der Situation überfordert ist, da das im Ausland nicht wirklich von Bedeutung war.

Ab wann wird es in einer Freundschaft oder sogar Beziehung komisch, wenn es sich später eben doch als die Wahrheit herausstellen sollte?

Meine bisherigen Gedanken wären:

• Komisch wäre es spätestens, wenn man anfängt ein ganzes Lügenkonstrukt zu bauen mit fiktiven Geschichten drumherum. Fiktives und übertriebenes Beispiel: Wenn gute Freunde einen in der Heimatstadt besuchen wollen und man sie nicht in das Elternhaus einladen würde, sondern in eine kleinere Stadtwohnung.

Danke für einen Austausch über diese Fiktion :-)

Ich finde das ok und würde es genauso machen. Den besten Freunden das später evtl. zu sagen, wäre in meinen Augen ein Freundschaftsbeweis.

ich würde in der Situation einfach sagen, dass man halt schon da entfernt verwandt ist aber der Unternehmer Familienstrang ein anderer ist (Onkel, Tante oder was auch immer). Krass lügen würde ich da glaube ich jetzt nicht. Finde es jetzt auch nicht total schlimm, aus so einer Unternehmerfamilie zu kommen.

Ich habe an einer englischen "Elite" Uni studiert und dort waren reiche Unternehmerkinder, Kinder von Dax Vorständen etc. Alle waren total unterschiedlich und die reichsten oft die Bodenständigsten. Das wird dir eher hoch angerechnet, wenn man weiß du müsstest eigentlich gut Kohle haben, lässt es aber nicht raushängen.

Ich würde direkt mit offenen Karten spielen. Wäre auch etwas beleidigt wenn ich sowas von einem meiner Freunde erst spät erfahren würde, weil das ja impliziert, dass er mir nicht vertraut bzw. von mir erwartet, dass ich mich mit dem Wissen anders verhalte (eventuell neidisch oder gierig).

Ich wäre erstmal misstrauisch und würde keinem davon erzählen

In Zeiten von Google und Co ist das nur eine Frage der Zeit.

Ich selbst kenne jemand aus einer sehr bekannten Unternehmerfamilie, komplett anderer Nachname aber 1 Minute mit Google und man stößt sofort auf den Namen.

Über Einkommen und Vermögen spreche ich mit keinem meiner Bekannten.

Auf dem Weg von „bekannt sein“ zu „Freund“ merkst du aber schnell, wie viel du wem erzählen kannst. Freunde charakterisieren sich auch durch geringen Neid. In Deutschland ist das allerdings keine gängige Eigenschaft.

Für mich ist die Frage „Gehörst du zu DER Familie Albrecht?“ ähnlich einzuordnen wie „Wie viel Geld verdienst du? Welche Krankheiten hast du?...“

ich würde den Hintergrund runterspielen und dem Ganzen keine Beachtung schenken.

"Ach du bist doch der Sohn/die Tochter von So und So, ach deinem Papi gehört dies und jenes" -> "Wen juckts.."

und schon ist die Sache gegessen

Warum nicht einfach antworten: "Ja schon aus der Familie aber nur über zig Ecken mit den jetzt aktiven Unternehmern verwandt"?

Finde es auch legitim, auf die erste Nachfrage zu lügen - danach sollte es ja nicht mehr ständig Thema sein. Sich guten Freunden mit etwas Zeitverzug zu "offenbaren", würde ich aber wohl auch machen. Zumindest eher, als wie angesprochen bei Besuchen ein Lügenkonstrukt aufzubauen.

Kannst Lügen, sowas nimmt keiner krumm. Mein Prof heißt "von Siemens" mit Nachnamen, da fällt das Lügen schon etwas schwerer und er geht damit offen um.

Fertig, aber jetzt mal ehrlich, kannst du dann nicht was für uns alle hier tun... ;-)

Spass bei Seite, aber das wird dann immer kommen, leider. Also besser runterspielen und sagen, der Cousine dritten Grades deines Schäferhundes mütterlicherseits gehört zur Familie.

Lügen macht in meinen Augen keinen Sinn, denn wenn deine Familie in der Rängen von Quandt, Kühne, Krupp etc. spielt, dann ist der gesamte Familienstammbaum eine Google-Übung von 10 Minuten. Ergo finden es Interessierte ohnehin heraus und als Schutz vor falschen Freunden und Schmarotzern taugt die Lüge also herzlich wenig.
Zudem werden potentielle "richtige" Freunde vermutlich sogar Verständnis für deine Lüge aufbringen, aber sich dennoch mehr oder weniger auf den Schlips getreten fühlen.

Dementsprechend würde ich an deiner Stelle offen damit umgehen und einfach so bodenständig bleiben wie du bist.

Hier TE. Die recht unterschiedlichen Antworten sind ja schon ein Indiz, dass es darauf wahrscheinlich keine generelle Antwort gibt und man eher dem Bauchgefühl vertrauen könnte, wem man was wann erzählt.

Ich hätte (wenn ich mich in dieser fiktiven Situation befinden würde ;-) ) tatsächlich Bedenken, dass gute Freundschaften, die man während des Studiums schließt, enttäuscht sind, dass man sich ihnen nicht früher anvertraut hätte. Auf der anderen Seite würde ich aber auch ein gewisses Maß an Verständnis erwarten.

Am kompliziertesten fände ich das in der frühen Phase einer Beziehung. Sie möchte mich in den Semesterferien auch in der Heimat besuchen kommen. Spätestens dann wird sie vermutlich 1,2 Fragen haben, die ich ab dem Moment ehrlich beantworten werde.

Im Endeffekt befinden sich vermutlich einige Studenten in ähnlicher Situation, da Friedrich Merz meine Eltern noch der oberen Mittelschicht zuordnen würde - es geht bei der hier beschriebenen fiktiven Situation nicht um Milliardensummen.

WiWi Gast schrieb am 19.03.2019:

Fertig, aber jetzt mal ehrlich, kannst du dann nicht was für uns alle hier tun... ;-)

Spass bei Seite, aber das wird dann immer kommen, leider. Also besser runterspielen und sagen, der Cousine dritten Grades deines Schäferhundes mütterlicherseits gehört zur Familie.

Was für ein Quatsch sich über sowas Gedanken zu machen.

Gib dich wie Du willst! Ich habe zB ein "von" im Namen was ich im privaten immer weglasse.

Erinnert mich an die Diskussion ob man einen Lottogewinn weiter erzählen sollte.

Topic ist ja schon alt aber sicher auch für andere aktuell.

Ich würds pragmatisch lösen und sagen:
Ja ich gehör zu der Familie aber ganz entfernt verwandt.

Der Grund ist einfach: ich hab ja auch Freunde, Verwandte, Exbeziehungen usw, die wissen wer ich bin. Für mich wäre der Gedanke zu stressig, dass ich Leute belüge, aber jederzeit auf der Strasse jemanden treffen könnte, der mich kennt und meine Lüge unabsichtlich aufdeckt im Beisein von Nichtwissern, die ich bis dahin belogen hab.