Erfahrungsbericht Auslandsstudium in den USA: Los Angeles 2
Ingo Tributh und Tobias Wörmann verbrachten ein Jahr an der UCLA. Teil 2: Einschreibung, Studienverlauf, Kurse
Kurse
Generell sind Kursbeschreibungen subjektiv. Letztlich muss sich jeder selbst ein Bild von einem Kurs machen. Die Kurs-Professor-Kombination spielt eine entscheidende Rolle, was den Aussagegehalt der Kursbeschreibungen zusätzlich mindert.
Econ 107 - History of Economic Theory / Prof. Murphy
Survey of economic analysis from Grecian antiquity to the early 20th century, concentrating on the 18th and 19th centuries; special attention to selected writers, including Aristotle, mercantilists, Physiocrats, Hume, Smith, Malthus, Ricardo, Marx, marginalists, and Marshall.
Tobias: Wie die offizielle Kursbeschreibung sagt, gibt dieser Kurs einen Überblick über die Entwicklung von ökonomischen Modellen und Ansätzen zur Analyse der Volkswirtschaft. Der Kurs bewegt sich chronologisch durch die Geschichte bis zu Keynes und den Monetaristen. Der Kurs trägt dazu bei, dass man einzelne mikro- und makroökonomische Modelle besser in ihrem Kontext verstehen kann. Leider verbringt der Kurs relativ viel Zeit in sehr frühen Stadien der Geschichte (Griechen, Römer etc.) und kommt erst ganz am Ende zu den wirklich wichtigen Modellen (Ricardo, Keynes etc.). Zudem verliert sich Prof. Murphy teilweise in Monologen und verpasst den Zeitpunkt, auf das relevante Thema zurückzukommen. Deshalb gewinnt man des öfteren den Eindruck, nicht besonders viel aus der Vorlesung mitnehmen zu können. Dieser Kurs hat ein midterm und ein final, wobei das midterm »no fault« ist. Das heißt, es fließt nur in die Endnote ein, wenn es besser als das final ist. Das final deckt nur den Stoff nach dem midterm ab und besteht aus 50 Multiple-choice-Fragen sowie zwei Essay-Fragen. Außerdem gibt es noch fünf Hausarbeiten, mit denen man sich extra Punke verdienen kann. Dieser Kurs wird absolut bewertet, es gibt also keine curve . Eine weitere Besonderheit ist, dass zu diesem Kurs sog. lecture notes angeboten werden, die den Inhalt der Vorlesung wiedergeben.
Ingo: Ein relativ großer Kurs bei dem schon emeritierten Prof. Murphy, der sich gelegentlich mit einem lauten »Baloney!« über die aus heutiger Sicht naiven Sichtweisen unserer Vorfahren amüsiert. Ein im Ansatz sehr interessanter Kurs, der, angefangen bei Plato und Aristoteles über Hume, Locke und Rousseau bis hin zu Ricardo, Smith und Marshall, sich allen Größen, nicht nur der wirtschaftlichen Geschichte mitsamt ihren Ideen und Einflüssen auf die Entwicklung ökonomischen Denkens und damit der Entwicklung der Ökonomie zur eigenständigen Wissenschaft, gewidmet hat. Teilweise war es nicht ganz so einfach zu folgen, da Prof. Murphys Vortragsweise manches Mal ins Monotone verfiel und der Kurs generell eher einem Monolog als Dialog glich. Da Prof. Murphy auch nur selten etwas an der Tafel oder auf dem Projektor entwickelt hat, waren die im Campus Store erhältlichen lecture notes mitunter eine große Hilfe. Benotung: midterm besser als final: midterm 1/3, final 2/3, sonst: final zu 100 Prozent.