Schon längere Zeit fahre ich zweigleisig, d.h. ich verfolge meine Karriere im Controlling in einem größeren Konzern und bin nebenher mit einem Online-Business selbständig. Trotz Home Office und allem zwängt mich das Konzern-Arbeitsleben einfach in ein Korsett, in welchem ich nicht bleiben möchte.

Aufgrund des hohen Doppel-Einkommens haben wir bald unser Haus abgezahlt (damals 600k Baukosten plus Grundstück, heute mindestens 800k, Tendenz mehr). Wir haben zwei Kinder, Frau arbeitet Teilzeit. Dieses Teilzeit-Gehalt plus ca. 1.000 Euro netto würden reichen, um unseren Lebensstandard zu halten (Urlaube, Autos, usw.) - ihr Gehalt alleine in Teilzeit reicht aus für ein normales Mittelschichts-Leben, sobald das Haus abgezahlt ist (Urlaub ohne e, Auto ohne s, Marken-Supermarkt statt Biomarkt).

Klar, ich kann die Schiene ewig weiterfahren, bis es auch nach FIRE-Maßstäben reicht, aber das "Risiko" ist doch recht hoch, dass ich dann zu lange gearbeitet habe. Gerade jetzt wenn die Kinder jung sind, möchte man doch eher mehr Zeit haben.

Nun ist es so, dass das Online-Business gewisse Risiken hat, welche quasi dafür sorgen könnten, dass 70-80% vom Gewinn wegbrechen. Diese Risiken sind extrem gering, etwa Gesetzesänderungen, welche aber im Prinzip nicht der Mehrheits-Agenda folgen oder der Wegfall von sehr wichtigen, kaum ersetzbaren Geschäftspartnern.

Dieses Risiko ist nicht höher als in der freien Wirtschaft, soviel Einblicke habe ich ja als Controller. Auch in meinem Konzernteil gibt es vergleichbar schlimme und wahrscheinliche Risiken, welche praktisch sehr, sehr unwahrscheinlich sind. Trotzdem kann es passieren.

Deswegen interessiert es mich, wie meine Chancen nach einigen Jahren oder gar nach einem Jahrzehnt aussehen, wenn ich dann doch wieder den Einstieg ins Controlling suche. Bin 32 Jahre alt und habe 8 Jahre Erfahrung in einem großen Konzern im Industrieumfeld. Habe mich aufgrund der Einkünfte durch das Online-Business bisher noch nicht für die große Karriere empfohlen und möchte das auch nicht machen.

Sagen wir mal so, die nächsten 10 Jahre werden wohl entscheidend sein. Entweder bis dahin ausgesorgt (für ein normales gehobenes Mittelschichts-Leben - ich mache mich absolut nichts aus Luxuskonsum, teuren Autos usw. - Haus wird abgezahlt, bevor ich final den Job kündigen würde) oder ich sage dann mit 40, spätestens 45 - ich muss nochmal ran in der "freien" Wirtschaft. Also mit etwa 10 Jahren Berufserfahrung, aber auch 10 Jahren Pause - dann nochmal anfangen für einige Jahre? Wie realistisch sind die Chancen?

Ich kann jetzt zwar nicht die konkrete Situation beurteilen, vermag lediglich aus Erfahrung - auf beiden Seiten - zu berichten, dass der Wechsel aus der Selbstständigkeit zurück in ein Beschäftigungverhältnis oftmals nicht reibungslos verläuft. Wer einmal die süße Frucht der Selbstständigkeit gekostet hat, wird sich ungerne wieder in ein mehr oder minder starres Korsett einer abhängigen Beschäftigung quetschen.
Liebe Grüße

Nein, wird fast unmöglich sein, insbesondere wenn du örtlich unflexibel bist.
Besser Job auf 50% reduzieren.
Wird zwar auch komisch wahrgenommen werden aber für dich die sichere Sache.

WiWi Gast schrieb am 14.04.2021:

Nein, wird fast unmöglich sein, insbesondere wenn du örtlich unflexibel bist.
Besser Job auf 50% reduzieren.
Wird zwar auch komisch wahrgenommen werden aber für dich die sichere Sache.

Job auf Teilzeit würde mir persönlich kaum etwas bringen. Warum sollte örtlich unflexibel gerade beim Wechsel vom Selbständigkeit zurück in Angestelltentätigkeit hinderlich sein?

Ja, wir sind örtlich extrem unflexibel. Es war für uns schon immer klar, dass wir in unserer Heimat bleiben, dort wo unsere Familien wohnen, die Kinder ihre Großeltern haben und wir zahlreiche Freunde.

Andererseits ist unsere Heimat ein großer und wirtschaftlich wachsender Ballungsraum. Fachkräftemangel in der Region zeigt sich u.a. durch Anfragen auf Xing/LinkedIn von Headhuntern und Recruitern (für Stellen in der Region, maximale Pendelzeit 30 Minuten).

Kein Chef möchte Mitarbeiter die mehr verdienen als er selbst. #neid

WiWi Gast schrieb am 15.04.2021:

Nein, wird fast unmöglich sein, insbesondere wenn du örtlich unflexibel bist.
Besser Job auf 50% reduzieren.
Wird zwar auch komisch wahrgenommen werden aber für dich die sichere Sache.

Job auf Teilzeit würde mir persönlich kaum etwas bringen. Warum sollte örtlich unflexibel gerade beim Wechsel vom Selbständigkeit zurück in Angestelltentätigkeit hinderlich sein?

Ja, wir sind örtlich extrem unflexibel. Es war für uns schon immer klar, dass wir in unserer Heimat bleiben, dort wo unsere Familien wohnen, die Kinder ihre Großeltern haben und wir zahlreiche Freunde.

Andererseits ist unsere Heimat ein großer und wirtschaftlich wachsender Ballungsraum. Fachkräftemangel in der Region zeigt sich u.a. durch Anfragen auf Xing/LinkedIn von Headhuntern und Recruitern (für Stellen in der Region, maximale Pendelzeit 30 Minuten).