Ein paar weitere Gedanken zur Rolle der EDV in der Tax Compliance:
Mindestens ein Drittel meiner Jahresabschlüsse (inkl. Steuererklärungen) werden im Bereich 5.000 bis 12.000 Euro abgerechnet. Ich könnte abgesehen von der 19% Versicherungssteuer, die als Vorsteuer gezogen wird, noch viel bessere Beispiel bringen. Ich mag aber aus Anonymitätsgründen nicht gerne die tatsächlichen Fälle meiner Mandanten hier öffentlich besprechen.
Ich finde es aber erstaunlich, dass es Leute gibt, die vorbringen, man könnte doch das Konto "Versicherungen" für die Vorsteuer sperren. Und die bringen das Argument dann so vor, als wäre es die neueste Superwaffe aus dem Silicon Valley mit der meine Berufstätigkeit bald endgültig absolute werden wird. Leute! Ein Buchhaltungskonto für den Vorsteuerabzug sperren konnte man wahrscheinlich schon 1985 mit der Buchhaltungssoftware für MS Dos. Das Grundproblem der Compliance ist aber immer noch dasselbe: Wie gut sind meine Daten? Wie stelle ich sicher, dass meine Daten eine ausreichende Qualität haben und den gesetzlichen Anforderungen entsprechen?
Schauen wir uns mal die Umsatzsteuererklärung an: Ein User meinte, dass die hohen Gebühren für die Erstellung dieser Steuererklärung nicht mehr gerechtfertigt wären, da man ja im Grunde nur die Daten aus dem Abschluss in die Zeilen der Steuererklärung überträgt. Ja geht's noch!!??? Wo bitte kommen die Daten für die Steuererklärung denn her?
Einer meiner Mandanten verkauft Software weltweit an Unternehmenskunden. Also sonstige Leistung. Aber dann verkaufen sie doch wieder Hardware (mit Software drauf), also doch auch Lieferungen? Dann gibt es Geschäftskunden in Asien, in den USA, aber auch in Europa. Manche haben eine USt-ID, andere nicht. Ja, was ist, wenn die keine USt-ID haben? Es gibt verbundene Unternehmen weltweit (wir betreuen nur die deutsche Gesellschaft), hier wird kreuz und quer verrechnet. Da gibt es manchmal Fälle für die Umsatzsteuer, kann ich aber leider nicht hier ausführen. Es ist aber kompliziert.
Die Buchungssätze für die Umsätze werden von der Vertriebssoftware generiert. Und wer bedient die Vetriebssoftware? Die Vertriebler unseres Mandanten. Und haben die Ahnung von Umsatzsteuer? Nein! Ja, hoffentlich ist die Software dann wenigstens gut konfiguriert. Wer konfiguriert dennn die Software? Der EDV-Berater des Mandanten. Und hat der Ahnung von Umsatzsteuer? Nein! Der muss mich fragen. Und wer stellt sicher, dass die Daten, die Datev automatisch in die Umsatzsteuererklärung "schubst" auch wirklich stimmen? Ich! Und das kostet dann eben im Paket mit dem Abschluss so 5-12k. Und das wird immer 5-12k kosten und wenn ich dann halt alternativ bei der Firma selbst sitze und schaue, dass die Daten richtig sind. Ein Mensch muss schauen, was hinter den Sachverhalten steckt und prüfen, ob die Daten den gesetzlichen Anforderungen entsprechen.
Das Sicherstellen der Korrektheit Daten für die Compliance ist meine Leistung. Nicht das Eintragen der Daten in die Steuererklärung. Dafür zahlt der Mandant Geld. Und das Argument, dass die Rechnungen bald elektronisch kommen und Metadaten für die Umsatzsteuererklärung enthalten, ändert gar nichts. Wo bitte kommen die Metadaten her? Von einem Menschen wir mir! Und das wird sich noch lange nicht ändern.
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