Irland - Das keltische Wirtschaftswunder
Zu Beginn der neunziger Jahre rangierte Irlands Wirtschaft in Europa zusammen mit Portugal und Griechenland ganz unten. Heute ist das Bruttoinlandsprodukt je Einwohner auf der grünen Insel höher als in Deutschland.
Lohnzurückhaltung und Steuersenkungen
Die Wirtschaftspolitik agierte in dieser Wachstumsphase klug. Zu frisch war noch die schmerzliche Erfahrung aus den achtziger Jahren, als deutlich wurde, dass die Staatsverschuldung mit höheren Steuern nicht in den Griff zu bekommen ist. Daher haben Regierung, Arbeitgeber und Gewerkschaften 1987 begonnen, zentrale Abkommen für drei Jahre zuschließen. Im Kern sahen sie vor, den Haushalt zu sanieren, indem Ausgaben gekürzt werden. Zugleich verpflichteten sich die Gewerkschaften zu Lohnzurückhaltung. Im Gegenzug senkte der Staat die Steuern so weit, dass die Nettolöhne trotzdem beträchtlich stiegen.
- Für einen allein stehenden, durchschnittlich verdienenden Industriearbeiter verringerten sich die Abzüge seit ihrem Spitzenwert von fast 36 Prozent im Jahr 1987 um 20 Prozentpunkte.
- Eine Familie mit zwei Kindern, die mit nur einem durchschnittlichen Arbeiterverdienst auskommen muss, hatte einschließlich Kindergeld zuletzt sogar 4 Prozent mehr netto als brutto. Im Jahr 1987 musste diese Familie noch ein gutes Fünftel ihres Einkommens an den Staat abtreten.
Während der Hauptaufschwungsphase von 1994 bis 2001 stiegen die Nettolöhne in der Industrie preisbereinigt um 42 Prozent, obwohl es brutto real nur 16 Prozent mehr gab. Das schlug zwei Fliegen mit einer Klappe: Der Standort blieb attraktiv für Investoren und das Arbeitsangebot weitete sich aus.
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