Herbstgutachten 2006 der sechs führenden Wirtschaftsinstitute
Der Aufschwung der Weltwirtschaft hat sich etwas verlangsamt. Der Aufschwung der deutschen Wirtschaft dagegen hat sich erheblich verstärkt. Bei weiterhin kräftig steigenden Exporten wird er zunehmend von der Inlandsnachfrage getragen.
Herbstgutachten 2006 - Deutschland
Der Aufschwung der deutschen Wirtschaft hat sich in diesem Jahr erheblich verstärkt. Bei weiterhin kräftig steigenden Exporten wird er zunehmend von der Inlandsnachfrage getragen. Angesichts der anhaltend kräftigen Expansion der Weltwirtwirtschaft wird die Ausfuhr von Waren und Dienstleistungen in diesem Jahr um 10 % steigen. Die weiter verbesserten Absatz- und Ertragserwartungen der Unternehmen und die gestiegene Kapazitätsauslastung führen zu einer Zunahme der Ausrüstungsinvestitionen um knapp 7 %. Die Bauinvestitionen steigen nach einem zehn Jahre währenden Rückgang zum ersten Mal wieder. Der private Konsum erholt sich nur zögerlich, allerdings wird er im zweiten Halbjahr durch Vorzieheffekte angeregt werden. Das reale Bruttoinlandsprodukt wird in diesem Jahr um 2,3 % steigen, arbeitstäglich bereinigt sogar um 2,5 %. Das ist die zweithöchste Wachstumsrate während der vergangenen zehn Jahre. Damit ist die Kapazitätsauslastung so deutlich gestiegen, dass die Unternehmen verstärkt Arbeitskräfte nachfragen. Die Zahl der Erwerbstätigen, vor allem auch die der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten nimmt spürbar zu, und die Arbeitslosenquote geht im Jahresdurchschnitt um etwa einen 3/4 Prozentpunkt auf 10,4 % zurück.
Die Ausgangslage für das kommende Jahr ist damit günstig, und es spricht vieles dafür, dass sich der Aufschwung fortsetzt. Allerdings schwenkt die Finanzpolitik auf einen merklich restriktiven Kurs ein. Per saldo dürfte die strukturelle Defizitquote durch finanzpolitische Maßnahmen im Jahr 2007 um 0,9 Prozentpunkte reduziert werden. Vor diesem Hintergrund besteht erhebliche Unsicherheit darüber, ob der Aufschwung schon so weit gefestigt ist, dass die gesamtwirtschaftliche Kapazitätsauslastung auch im kommenden Jahr steigt. Die Unsicherheit resultiert auch daraus, dass es unterschiedliche Einschätzungen darüber gibt, in welcher Phase des Konjunkturzyklus sich die deutsche Wirtschaft gegenwärtig befindet. Einige der hier vertretenen Institute erwarten, dass die Konjunktur in Deutschland im Jahre 2007 merklich an Tempo verliert. Die Inlandsnachfrage bleibe zwar aufwärtsgerichtet, sie sei aber noch nicht hinreichend gefestigt. Vor allem hätten sich die Einkommensaussichten nicht so weit verbessert, dass mit einem nachhaltigen Anstieg der Beschäftigung und des privaten Konsums zu rechnen sei. Alles in allem werde die gesamtwirtschaftliche Produktion im Verlauf des kommenden Jahres zwar weiter steigen, jedoch nur mit einer Rate, die in etwa dem trendmäßigen Wachstum entspricht.