Lifestyle vs. Zukunftsangst vs. Frugalismus vs. Rente
Hallo zusammen,
ich möchte einmal eine Diskussion anstoßen rund um die aktuell wieder frisch aufgebauschten Themen "Rente" und "Erbe".
Ich bin selbst eigentlich breit und gut aufgestellt, verdiene gut und "müsste" mir keine Sorgen machen. Der Grund dafür, warum ich breit aufgestellt bin, ist aber genau der, dass ich mir ständig Sorgen mache...
Zu mir: Ich arbeite als Teamleiter in einem Automobilkonzern und habe mich dort innerhalb der letzten 17 Jahre, zunächst als dualer Student, seit 13 Jahren als Angestellter durch den kompletten Tarif und danach heraus gearbeitet. Ich habe als Dualer etwa 600 netto verdient, nach kleinen Anpassungen während meiner viereinhalb Jahre Studium zum Ende hin fast 700 (ab sofort erspare ich uns das "netto"). Ich habe zu dieser Zeit kein Auto besessen, habe etwa 300 fürs Wohnen und 300-400 fürs Leben ausgegeben.
Mit meinem Wechsel vom Praktikanten- ins Angestelltenverhältnis hat sich mein Lohn ansatzlos auf 2.000 erhöht.
Als junger Mann habe ich mir damals quasi direkt eine 70-qm-Dreizimmerwohnung gekauft... damals nicht ganz 1.000 pro qm. Dieses Modell lief prima: Ich habe etwa 1.000 pro Monat in die Wohnung gesteckt und sie nach 10 Jahren voll abbezahlt für fast 2.000 pro qm verkauft, davon eine größere Neubauwohnung eingekauft... Nebenbei habe ich etwas mit Immobilien, Aktien und Gold "Investieren" erlernt... Lange Rede kurzer Sinn: Ich hatte schlichtweg viel Glück. Die Zinsphase in meiner sorgenfreisten Zeit habe ich zum damals günstigen Immobilienerwerb genutzt und mittlerweile auch die ersten Immobilen wieder abgegeben.
Ergebnis: Mit Nachwuchs stehen wir heute vor einem Nettovermögen von etwa 650.000, 100.000 davon in bar, 60.000 in Aktien, Krypto und nicht ganz eine halbe Million in einem Haus und drei vermieteten Wohnungen (bei offenen Krediten von etwa 700.000). Dieses Missverhältnis in Richtung Aktien ist durch den Hauskauf entstanden: vor drei Jahren habe ich einiges abverkauft und wir sind gerade erst wieder im Aufbau der Positionen.
Mein Cashflow sieht derzeit so aus, dass ich knapp 5.000 in die Kredite stecke, wovon etwa 4.200 tilgend sind, 500 gehen in einen Sparplan, 1.000 auf ein Gemeinschaftskonto (sie ebenfalls), davon bezahlen wir alles Alltägliche (Essen, Versicherungen etc.). Mein Einkommen aus Erwerbstätigkeit liegt derzeit bei 5.500 aus Mieten etwa 2.300. Es bleibt also jeden Monat noch einiges übrig, einmal jährlich kommt zusätzlich noch ein ordentlicher Bonus (etwa 20.000 mit etwas Glück in einem guten Jahr auch mehr, also monatlich noch einmal fast 2.000 zusätzlich). Von dem, was übrig bleibt, geht manchmal etwas in kleine Urlaube, Geschenke und manchmal auch Einzelpositionen oder Sondertilgungen.
Im Ergebnis werde ich mit etwa 50 schuldenfrei sein und von einem auf den anderen Tag einen monatlichen Spielraum von 5.000 mehr haben. Wir versuchen nachhaltig und sparsam zu leben, schränken uns aber in den wesentlichen Dingen nicht ein. Wir fahren ein kleines Auto und ein größeres Dienstfahrzeug. Wir fahren zweimal jährlich in größere Urlaube, das aber zulasten unserer Eltern, die uns gerne mitnehmen, um Zeit mit ihrem Enkel zu verbringen und uns Zweisamkeit zu ermöglichen...
Mein Arbeit bereitet mir meistens unheimlich viel Freude und ich will Stand heute überhaupt nicht in Rente gehen, schon gar nicht, wenn meine Frau, vier Jahre jünger als ich, noch arbeiten müsste.
Am Ende des Tages stehe ich an einem Punkt in meinem Leben, an dem ich vollkommen aufrichtig von mir sagen kann, dass ich zufrieden bin, nicht wüsste, warum ich etwas an meinem Leben ändern sollte, aber dennoch von Zukunftsangst beherrscht werde:
Der Automobilbau und seine zunehmend abbauende Lobby bereitet mir Sorgen.
Die vermeintliche Notwendigkeit der Veränderung des Renteneintrittsalters bereitet mir Sorgen.
Veränderungen der Erbmodalitäten verunsichern mich.
Deshalb die anonyme Frage in die Runde:
Lasst ihr die unwägbare Zukunft auf euch zukommen?
Wie plant ihr politische Strömungen in eure Investitionsplanung mit ein?
Tangiert euch das "Gewäsch der Tageszeitungen" nicht?