Lounge Gast schrieb:
Ich weiß ja nicht, was du da für Unternehmen geprüft hast. Es
lassen sich ja auch ziemlich kleine Klitschen prüfen. Dass
man in kleineren Unternehmen im Rewe oder Controlling nicht
die Welt verdient, ist klar. Das kannst du von den
Anforderungen und vom Stress her aber auch nicht mit einer
Stelle in einer Beratungsgesellschaft vergleichen. Hier
vergleichst du Äpfel mit Birnen.
Ich bin Steuerberater in einer sehr kleinen StB-Gesellschaft
und trage keine echte Verantwortung für irgendwas. Ich
verdiene aber so viel, dass ich bei unseren
Mandanten-Unternehmen (manchmal x-mal so groß wie wir) schon
der Leiter Rewe sein müsste, um auf das gleiche Gehalt zu
kommen. Der Vergleich macht aber gar keinen Sinn, weil es
zwei völlig unterschiedliche Jobs sind.
Sinnvoller ist da meiner Meinung nach eher der Vergleich, was
ein Bilanzbuchhalter oder ein Controller in einem großen
Unternehmen bekommt. Und hier sind z. B. 60k locker drin. Und
hier hast du sicherlich weniger Stress als in der Beratung.
Irgenwie widersprichst du dich. Einerseits sagst du, dass du einen ziemlich entspannten Job hast und dennoch soviel verdienst wie so mancher Leiter Rewe, andererseits sprichst du vom großen Stress in einer Beratungsgesellschaft, der nicht vergleichbar sei mit dem in der Industrie.
Der Weg zum StB ist ja jetzt auch nicht so hart, wie alle immer meinen. Die ersten drei Jahre als Assistent verdient man zwar nicht die Welt, aber mit ca. 40 bis 48 k in der Zeit vor dem Examen kann man es auch schlechter erwischen. Dann hat man ein ziemlich stressiges Jahr der Vorbereitung auf das Examen und danach verdient man sehr gut.
Auch in der Industrie bekommt man zum Einstieg selten Gehälter, die darüber liegen. Ich habe mich in beiden Bereichen beworben (Beratung und Controlling). Die Angebote fürs Controlling fand ich ziemlich ernüchternd. Einmal war man sogar "entsetzt", dass ich für eine Einstiegsposition im Controlling (UN mit über 1000 MA) über 40k verlangt habe. Der Rest bewegte sich zum Einstieg in ähnlichen Sphären wie in der StB/WP-Branche (zwischen 38 und 42k). Dass man bei BMW, Audi & Co. immer deutlich mehr bekommt, stimmt einfach nicht. Oder ich kenne nur Leute, die extrem schlecht verhandelt haben. Aber auch bei sowas wie Audi oder Porsche erhält man nicht mehr als 45k zum Einstieg im Controlling. Außerdem gibt es nicht nur die DAX 30. Man muss sich m.E. daran orientieren, was 99 % der Unternehmen so zahlen. Das sind nun mal keine DAX 30 und auch keine 50k im Controlling zum Einstieg.
Die Karriere in der StB ist zudem viel "sicherer". Ob man StB wird ist zu 100 % von einem selbst beeinflussbar. Ob man Leiter Controlling wird aber nicht, wenn der Vorgesetzte meint, er müsse noch ein paar Jahre im UN verbringen. Man muss sich im Zweifel ständig umsehen, wo man evtl. wechseln kann.
Und noch eine Sache. Es ist naiv zu glauben, dass es IRGENDWELCHE UN gibt, bei denen man mit einem 9-5 Job 70 k oder 90 k bekommt. Das gibts nicht im Mittelstand UND auch nicht bei den DAX 30. Wer 70k oder 90k verdienen will, muss fast immer damit rechnen, dass es ein 50 Std. + Job sein wird. Ausnahmen bestätigen die Regel. Aber wer viel verdienen will, muss auch viel arbeiten. Stressfreie Zeiten gibt es im Controlling ab einer gewissen Größe nun mal nicht. Man denke an die ganzen Monatsreportings, die Quartalsberichte, Halbjahresberichte, Jahresabschlüsse usw. und das läuft alles neben dem operativen Controlling bzw. dem täglichen Controllinggeschäft.
Fazit: Eine Karriere als StB lohnt sich definitiv noch. Man muss aber dazu sagen, dass es nichts für einen ist, der notgedrungen in der StB/WP-Branche eingestiegen ist. Die Leute werden gefrustet nach einem oder zwei Jahren erfahrungsge,äß wechseln. Wer sich für Steuern und Jahresabschlüsse interessiert, gibt es m.E. nichts Besseres.
antworten