Informatikerfragen zur Geldschöpfung
Moin.
Ich habe eine Anfängerfrage zu den Zinsen und der multiplen Geldschöpfung durch die Privatbanken. Ich bin kein WiWi, sondern Informatiker - mir fehlt also das Hintergrundwissen und ich gehe nur rein rechnerisch an die Sache ran, also lacht mich nicht gleich für die Frage aus. Nur lässt mich die Frage grade nicht einschlafen :).
Meine Frage betrifft die multiple Gelschöpfung...
Nehmen wir an, eine Bank hat drei Konten.
Konto 1: 1000 Euro
Konto 2: 0 Euro
Konto 3: 0 Euro
Die Bank muss 10% an Rücklagen haben und verlangt 10% Zinsen über einen bestimmten Zeitraum.
Der Eigentümer von Konto 2 will eine Fabrik bauen und braucht dafür einen Kredit von 900 Euro. Die Bank kann ihn diesen gewähren - denn auf Konto 1 sind 1000 Euro. 90% davon kann sie verleihen = 900 Euro.
Die Fabrik wird von demjenigen gebaut, dem das Konto 3 gehört. Also wandern die 900 Euro komplett auf dessen Konto. Unsere Belegung sieht nun so aus:
Konto 1: 1000 Euro
Konto 2: -900 Euro
Konto 3: 900 Euro
D.h. auf einmal sind aus 1000 Euro 1900 Euro an Guthaben bei der Bank geworden. Demgegenüber stehen 900 Euro Schulden.
Mit den 10% Zinsen muss der Schuldner 990 Euro an die Bank zurückzahlen. Wenn jetzt aber nach langer Zeit die Besitzer von Konto 1 und Konto 3 ihr Geld abheben wollen, kommt die Bank doch in Schwierigkeiten: sie hat ja in Wirklichkeit die ganze Zeit über nur 1090 Euro besessen (1000 Euro vom Anfang + 90 Euro Zinsgewinne).
Folglich wäre die Bank ja zahlungsunfähig? Was mache ich falsch?
Sind die Zinsen in Wirklichkeit soviel höher? Oder lebt unser Bankensystem davon, dass
-
tatsächlich die Guthabeneigner so gut wie nie ihr ganzes Guthaben einfordern
- es immer genug Schuldner gibt
Wenn dem so ist, dann würden doch die Banken genau dann zusammenbrechen, wenn nicht mehr ausreichend investiert und gespart wird.
Und in meinem Beispiel wurde ja nur einmal virtuelles Geld verliehen. Wenn das 10 Leute machen, sumiert sich ja die Schuld der Bank auf ein paar tausend Euro! (Auch wenn dann ein paar mehr Leute etwas zurückzahlen)
Und wie kommt die Bank dabei wirklich zu Banknoten? Indem sie der Zentralbank ihre Schuldnerliste vorlegt? Zwar kann die Bank damit den Schuldnern die benötigten Kredite bar auszahlen (denn die Zentralbank hat ja Sicherheiten) und darüber sogar die Zentralbank zur Erhöhung der Geldmenge bringen. Auf der anderen Seite könnte sie aber nicht mehr die Ansprüche der Guthabenbesitzer voll befriedigen.
Mit Zinsen und Mehrfachverleih lässt sich das ein wenig kompensieren, indem man die Wirtschaft zum Wachstum zwing, so dass der gewachsenen Geldmenge auch mehr Güter gegenüberstehen. Aber es können doch unmöglich genausoviel Güter wie Geldwerte gleichzeitig existieren, wenn es soviel virtuelles Geld gibt!
Irgendwie kommt mir da letztlich sogar die Frage hoch: existiert das Geld auf meinem Konto überhaupt wirklich?
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