"Echtes" IB mein Freund ist M&A, nicht Trading.
Kurze Nachhilfestunde: In Deutschland oder auch allgemein in der Presse wird alles unter "Investment Banking" verhaftet und die Leute denken vor allem an den Trading Floor. Im weitesten Sinne ist das ok, ein Trader würde sich ja auch als Investment Banker bezeichnen und ich würde ihm da im Alltag nicht widersprechen.
Die sauber, scharfe Trennung wie sie in Banken stattfindet, ist aber ganz klar wie folgt:
Investment Banking = Private Side Business! Sitzt hinter der Chinese Wall, Banker haben Zugriff auf confidential Information und als M&A Advisor tätig oder bieten Underwriting für DCM / ECM Produkte an.
Markets = Public Side Business! Trading, Sales und Structuring Geschäft - gehört im engeren Sinne NICHT zur Investment Banking Division und ist streng vom "echten" IB getrennt.
Und Rationalisierung ist klar:
M&A: Mag zwar der brutalste Job sein, ist aber am wenigsten replizierbar, wird potentiell nie durch Maschinen ersetzt werden, der CEO wird keinen Bock darauf haben, die größte strategische Entscheidung seines Konzerns während seiner Laufbahn einen Computer machen zu lassen. Ist und bleibt people's business im Reinformat.
DCM und ECM: Bietet sicher zum Teil mehr Potential für Rationalisierung, aber immer noch schwierig. Underwriting ist risk taking und auch hier ist Marktkenntnis und People's Business gefragt, der Computer kann vielleicht beim Investor Targeting helfen, beim halten der Analyst Presentation oder Durchführung der PDIE und Roadshow wirds schon schwieriger.
Sales auf der Marktseite: People's business - der Computer kann viel, aber der Kunde will jemandem zum reden haben.
Trading: Hier ist die Abschlussliste am größten, da kann viel automatisch passieren. Entsprechend war auch das Downsizing der Workforce die letzten Jahre in diesem Bereich.
Structuring: Sowieso weitestgehend tot, hat sich nach Lehman nie wieder richtig erholt.
Am Ende bleibt M&A der brutalste Weg von den Stunden her, aber man bekommt neben dem Gehalt auch den meisten Optionswerte auf die Karriere - man kann wenns schief geht halt alles mögliche nebenher machen. Ich bin jetzt seit 7 Jahren im M&A und ich habe viele Leute gesehen die gegangen sind oder gegangen wurden - ich kenne keinen einzigen, der nicht weich gefallen ist und irgendwo nen anderen Job bekommen hat. Vielleicht nicht wieder mit 300k bezahlt, aber ich hab nie einen gesehen der in Jobs unter 120k Jahreseinkommen gelandet ist (oft dann halt mit einer brutalen Verbesserung der WLB dafür).
An den TE: Mach was deinen Zielen, Interessen und Wünschen entspricht. Wie sich die Welt in Zukunft entwickelt kann niemand vorhersagen und aus dem Grund solltest du deine Berufswahl niemals davon abhängig machen. Ich hatte meinen Berufseinstieg auch 2012/13 als die Märkte immer noch im Loch waren (Eurokrise, Griechenland etc.) und irgendwo finden sich immer Wege wenn man wirklich will.
WiWi Gast schrieb am 01.06.2019:
Das einzige was für mich gegen IB spricht, ist dass es eigentlich kein wirkliches IB mehr, wie vor 10-15 Jahren gibt. Klar M&A, etwas DCM und ECM, aber kaum noch Handel (Menschen jeweills).
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