Wow, ein argumentativer, ausgewogener Beitrag, der Grundlage für Diskussionen sein kann. Danke, ich dachte schon so etwas sei hier nicht möglich. Ich teile auch zum größten Teil deine Einschätzungen, mit einigen, wenigen Einschränkungen.
Ich glaube nicht, dass die Namensgleichheit der Abschlüsse von FH zu einer Egalisierung der Ausenwahrnehmung der Abschlüsse führt. Meine Gründe hierfür sind folgende: Zum einen scheint der Staat weiterhin eine Unterscheidung zu treffen hinsichtlich der eigenen Einstellungspraxis und der Befähigung zu höheren Diensten, was auch ausstrahlen dürfte, auf Unternehmen. Zum anderen gibt es sicherlich auch innerhalb der Unternehmen eine Art Standesdünkel der Personaler, d.h. das hier der eigene Uni-Hintergrund der Personaler bei Unternehmen mit Präferenzen für Uniabsolventen nur langsam und langfristig ausgemerzt werden kann. Drittens zeigen einige Unternehmensarten (z.B. die gro0ßen Beratungen), dass sie zumindest im Moment noch auf Universitätsabsolventen (oder eben Absolventen "wissenschaftlicher Hochschulen") bestehen, und davon auch erst einmal nicht abrücken wollen. Auch habe ich zumindest Gerüchteweise gehört, dass es gegenüber der Gleichbenennung wohl immer noch bedeutende Widerstände gibt, so dass hier event. auch noch nicht das letzte Wort gesprochen ist (wie gesagt, ich habe dies nur am Rande in einigen Presseartikeln gelesen, inwieweit hier eine Gefahr des Zurückruderns besteht, kann ich nicht objektiv einschätzen)
Spannend finde ich die Ranking-Problematik, die du ansprichst und hier vor allem den Fall der HfB. Diese ist jetzt zur "wissenschaftlichen Hochschule" befördert worden und hat prompt eine sehr gute Platzierung im CHE Ranking erhalten. Das ist seltsam, denn durch die Umformierung hat sich eigentlich nichts geändert: die Studenten sind die selben geblieben genauso wie die Professoren. Und faktisch wird sich auch eine ganze Zeit lang noch nichts ändern. Bei der ebs hat es beinahe 15 Jahre gedauert, bis die Fakultät größtenteils durch Univ.-Prof. ersetzt wurde und der Forschung eine höhere Bedeutung zugewiesen wurde. Viel schneller ist solch eine Transition auch gar nicht bewältigbar, da ja meist langfristige Verträge usw. bestehen. Der Grund warum die HfB trotzdem soweit vorne gelandet ist (und viele andere private Hochschulen auch) sind hier die Bereiche, die durch Selbsteinschätzung der Studierenden zustande kommen. So hat die HfB wenn mich meine Erinnerung nicht täuscht eine positive Bewertung von den Studenten für ihre Bibliothek erhalten. Vergleicht man diese (oder die der WHU/ HHL/ ebs) aber einmal mit guten öffentlichen Universitäten, so wird man schnell feststellen, dass dieses urteil kaum gerechtfertigt ist. Nicht umsonst schreiben die meisten Privatstudenten, die ich kenne ihre Diplomarbeiten/ Seminararbeiten in öffentlichen Bibs. Diese Systematik Studenten über die eigenen Studienbedingungen zu befragen wäre an sich ja ganz gut, da man dadurch eine Einschätzung der Studienbedingungen durch die tatsächlich an einer Uni studierenden erreicht, wird allerdings dadurch ad absurdum geführt, dass es für Studenten von Privaten Unis einen starken Anreiz gibt, hier zum eigenen Gunsten zu übertreiben, um dass Renomee der eigenen Institution nicht zu gefährden. Weniger von solchen Verzerrungen betroffen sind dagegen Perosnalerrankings oder Forschungsrankings, die aber natürlich nichts über die Studienbedingungen aussagen.
Das Abschneiden der ebs beim letzten Forschungsranking ist dagegen relativ leicht zu erklären. Nach nunmehr 15 Jahren hat sie die Transition zu einer stärker forschungsgetriebenen Institution durch die Berufungspraxis und ein neues internes Bewertungsmodell für Professorenleistungen endlich geschafft. Bis sie allerdings den Boden, den sie in diesem Bereich verloren hat und das Vertrauen, dass hier zerstört wurde, wieder aufholen kann, werden noch einige Jahre ins Land ziehen. Ach die Nichtmitgliedschaft in der DFG ist ein Überbleibsel aus der vergangenen Zeit, als eine Mitgliedschaft als nicht strategisch bedeutsam angesehen wurde und jedes Bemühen darum vernachlässigt wurde. Wenn ich es richtig beobachte, versucht die derzeitige Hochschulleitung gerade wieder die zerbrochenen Scherben in diesem Bereich zu kitten (z.B. durch ein neues von der DFG gesponsortes Forschungsprojekt im Finance-Bereich) wie lange dies allerdings dauern wird, kann man nicht abschätzen. Das der Erfolg von Forschung nicht abzusehen ist, denke ich jedoch nicht. Es gibt einige Studien, die eine direkte Korrelation zwischen Renomee einer Hochschle und ihrer Forschungsleistung herstellen. Langfristig muss eine Hochschule, wenn sie zu den guten/ führenden Institutionen gehören will, in die Forschung investieren. Dies scheint auch die HfB erkannt zu haben, nur so kann ich mir den Wechsel des Hochschulstatus, der ja langfristig mit hohen Kosten verbunden ist, erklären.
Ein Wort noch zu Witten: Der gleiche Wissenschaftsrat hat noch wenige Jahre zuvor, dass Wittener Model als ein Musterbeispiel für eine reformierte Medizinausbildung gesehen und Witten als Vorbild für die Medizinfakultäten Deutschlands gesehen. Jetzt, über nacht, hat er seine Meinung plötzlich geändert. Dies aber nur im Bereich Medizin, im ebenfalls forschungsintensiven Zahnmedizinbereich gab es keine Beanstandungen. Für mich richt das sehr nach politischen Motiven, auch wenn ich dafür keine konkrettn Belege habe.
Ein letztes Wort noch zu den Aufnahmezahlen (ein allerletztes): die zahlen können sicherlich stimmen, auch wenn es mich wundert, dass sie von den Hochschulen herausgegeben wurden, sie können sich aber definitiv nicht auf das Jahr 2005 beziehen, da hier eine andere Anzahl an Studenten an der ebs angefangen haben. Vom zeitlichen Verlauf her (Zahlen für die Studie wurden 2004 erhoben, als gerade der 2003 Jahrgang abgeschlossen war) müssten die zahlen aus dem 2003er Jahrgang kommen. Das die Bewerberzahlen in diesem und dem Jahr zuvor sehr niedrig waren, habe ich sogar explizit geschrieben. Die Zahlen die ich für das Jahr 2005 gehört habe, lagen dagegen eben bei ca. 900. Aber lassen wir diese Diskussion, dazu wurde wie gesagt bereits alles gesagt.
Abschließend noch ein letztes Ranking, dass ich gerade gestern gelesen habe, und mir doch etwas Hoffnung für die Qualität von privaten Unis macht: Laut dem Tätigkeitsbericht der Studienstiftung des deutschen Volkes aus dem Jahr 2004 waren die vier Hochschulen mit dem höchsten Studienstiftungsanteil an Studierenden jeweils privat. Zumindest die manchmal kolportierte negative Selektion bei Privatunis scheint sich nicht zu bewahrheiten (und das Spiegelranking sich somit zu bestätigen)
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