Um hier mal wieder ein bisschen Sachlichkeit reinzubringen (Bocconi IM + CEMS student hier). Ich spreche hier vorangig für IM/CEMS, aber vieles ist sicher auch übergreifend gültig.
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Reputation: durch das vergleichsweise aggressive Marketing der Uni hat sie auf jeden Fall auch in D einen „Ruf“, der sicherlich nicht schlecht ist. Innerhalb der CEMS-Community hat sie nach meiner Erfahrung das höchste Prestige zusammen mit der LSE. Jobs der Leute aus meinem Umfeld: MBB, T2, EB, Top-Traineestelle.
Problem wird immer mehr, dass Italien als Land auf die Uni-Reputation abfärbt (Stichwort: „Wenn die so eine gute Wirtschaftsuni haben, wieso geht‘s dann dem Land so scheisse“, was natürlich viel zu kurzgegriffen ist). Gut ist allerdings, dass sie den Ruf einer „Schrubber“-Uni hat, d.h. die Leute wissen wenigstens, dass man geknechtet wird.
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Noten: Noten werden einem mitnichten nachgeworfen. Alle grades sind gecurved und die Italiener aus dem Bachelor sind komplett darauf gedrillt, zu performen, weil sie sonst gar keinen Job in Mailand bekommen. Du brauchst als Bocconi-Bachelor je nach Jahrgang 28.5-29.1 (= 110/110) um in Finance oder IM reinzukommen und Du kannst dich als Italiener quasi eingraben wenn du im Master keine 110/110 hast, insofern ist der Konkurrenzkampf wirklich extrem mit teilweise absurden ausmaßen.
Wir haben mit großem Aufwand gerade so die 109 bzw. 110 geholt und wir sind alle nicht auf den Kopf gefallen (siehe Jobs). In Finance und Economics ist es nochmal schwerer, gute Noten zu haben, da kenne ich auch Leute mit 26 und weniger bei MCK und im oberen IB.Insgesamt war das Grading bei uns komplett intransparent und random, keine Aussicht da irgendwas mal anzufechten oder Klarheit zu bekommen (die Klausureinsichten sind eine Farce).
- Kosten: Mailand ist preislich nicht London, aber mindestens München. Vor allem Lebensmittel, Bar und Feiern sind teuer. Zum Glück gibt‘s aber „Aperitivo“. Mich hat genervt, dass du in jeder Hinsicht weniger für dein Geld bekommst als in Deutschland (Standard der Wohnungen, Lebensmittel, Restaurants etc.). Das einzige, was günstig ist, sind Nudeln, Kaffee und der ÖPNV. Studio in Bocconi-Nähe kann locker 1000€ kosten (ist vor allem hilfreich wenn Du nachts aus der Bib/Bunker kommst und die Busse/Metro/Tram mal wieder nicht fahren).
Tipps an Bewerber: seid Euch der italienischen Mentalität, der Kosten und der teilweise frustrierenden Administration bewusst. Bocconi als Institution hat seine ganz eigenen Regeln, als Student (gerade als Ausländer der vlt. 1,5 Jahre da ist) hast du gar nix zu melden und die Italiener kuschen alle, weil sie froh sind, überhaupt da studieren zu können. Dazu kommt, dass es quasi unmöglich ist nebenbei zu arbeiten (1. hat man keine Zeit dafür, viele Kurse sind mit Attendance und 2. gibt es so gut wie keine Werksstudentenstellen). Dieser Punkt war mir am Anfang nicht bewusst bzw. egal, aber im Nachhinein war das ein großer Nachteil.
Würde ich es nochmal machen? So schade es ist: eher nicht, auch wenn ich wirklich viel gelernt habe. CEMS ist an anderen Unis viel besser organisiert und in den Uniablauf integriert. Darüber hinaus sehe ich den Mehrwert nicht, sich beim Gmat etc. so krumm zu machen, wenn man mit deutlich weniger Aufwand (= niedrigerer Score, weniger Unterlagen die man einreichen muss etc.) auch nach Mannheim oder Valle kann. Eingeladen wirst du mit denen im CV auch bzw. ändert Bocconi nichts, wenn es sonst nicht reicht. Man hat höchstwahrscheinlich auch deutlich mehr Events mit deutschen Banken/UBs, wenn man in DACH bleibt. Die Tatsache dass man in Mailand ist bringt einem genauso wenig, wie beim Studium an einer der Top-Unis in London: ab und an nice to have, aber im Alltag hast du viel zu viel zu tun, um Mädels bei der FW abzuschleppen. Es bringt einem vor allem für die Karriere wenig, da es für keinen Ausländer eine Option ist, in Mailand zu bleiben. Wenn CEMS, dann HSG, SSE, RSM, LSE oder gleich Sydney (nein, nicht ESADE und HEC).
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