Das ist IMHO so eine Art N-Personen-Gefangenendilemma aus Entscheidungstheorie und recht gut untersucht.
Wenn die Individuen einer nach außen abgrenzbare Gruppe (z.B. Interne) kooperieren, so hat die Gruppe gemeinschaftlich den Vorteil einer Mittelwertverbesserung (und vermutlich sogar einer Verringerung der Varianz).
Nun hat der Einzelne jedoch prinzipiell eine Motivation, sich unkooperativ zu verhalten, da er dann persönlich die erhaltenen Informationen nutzen kann und gleichzeitig die Wahrscheinlichkeit reduziert, dass andere Mitglieder seiner Gruppe diese Infos nutzen können.
Während der Vorteil an dieser Stelle jedoch unsicher ist, da ein vermeintlich unwissender Kollege seine Informationen auch durch einen anderen internen, jedoch kooperativen Kollegen erhalten könnte, sind die Nachteile die sich aus unkooperativem Verhalten ergeben sehr real: Bspw. negative Echoeffekte, Schwächung der Solidarität innerhalb der Gruppe, interner Vertrauensverlust, Ausgrenzungseffekte, Stress, Gruppendruck, etc.
Konkret: Interner A fragt den Internen B, wie es denn war und was so dran kam. Interner B steht nun vor dem Dilemma: Erwartungshaltung des Internen A (und damit einhergehend die Erwartungshaltung der Gruppe) erfüllen, oder lieber Schweigen und den vermeintlichen Vorteil bewahren.
Je nachdem, wie stark die Kohäsion innerhalb der Gruppe ist, ist auch die Erwartungshaltung ausgeprägt, gegenüber Nichtgruppenmitgliedern zusammen zu halten. Darüber hinaus profitiert die Gruppe als Ganzes, wenn sie sich möglichst geschlossen kooperativ verhält. Einzelne Abweichler gefährden dieses Gefüge nicht, sofern alle Gruppenmitglieder (oder zumindest die meisten) an die gewünschten Informationen kommen. Sie können sich also bei einem funktionierenden Gruppenzusammenhalt höchstens dadurch schaden, dass sie sich als Abweichler "outen".
Ob sich nun die gesamte Gruppe (oder ein großer Teil davon) kooperativ verhält und somit ein systematisches Problem aufgrund asymmetrisch verteilter Information vorliegt, hängt in meinen Augen davon ab, wie stark die Kohäsion in Teilgruppen der Auswahlmenge ausgeprägt ist.
Folgende Faktoren stärken dabei die Gruppenkohäsion:
- Attraktivität der Gruppe (Welche materiellen und immateriellen Vorzüge geniessen die Gruppenmitglieder?)
- Stärke des Wunsches der Gruppenmitglieder, ein Teil der Gruppe zu bleiben
- Stärke des Wir-Gefühls (z.B. verstärkt durch Maßnahmen zur Mitarbeiterbindung)
Ich kann das als Externer nicht abschließend beurteilen, würde aber stark davon ausgehen, dass die Beschäftigten der Bundesbank schon aufgrund der hohen Reputation der Bundesbank, also der Attraktivität ihres Arbeitgebers ein starkes Wir-Gefühl aufgebaut haben und somit die Gruppenkohäsion sehr hoch ist.
Letzten Endes kann man hier lediglich an die Personalabteilung appellieren, diese Effekte bspw. durch getrennte Auswahlverfahren für Interne und Externe, oder durch mehr Vielfalt in den Aufgabenstellungen, oder andere kreative Maßnahmen zu minimieren, oder gar durch symmetrische Informationsverteilung (z.B.: Von den zehn Themen: A-J wird eines zufällig gezogen) an alle Bewerber zu negieren.
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