Frühjahrsgutachten 2008 der führenden Wirtschaftsinstitute
Im Frühjahr 2008 wird dieWeltkonjunktur von der Krise des Immobilien- und des Finanzsektors in den USA und den von ihr ausgelösten weltweiten Finanzmarktturbulenzen überschattet.
Prognose
Das Bruttoinlandsprodukt derWelt dürfte in diesem Jahr mit 2,7%merklich langsamer als in den vergangenen Jahren zulegen. Im Jahr 2009 dürften die expansiven Kräfte allmählich wieder die Oberhand gewinnen;im Jahresdurchschnitt nimmt dieWeltproduktion allerdings voraussichtlich noch nicht deutlich rascher zu.DerWelthandel steigt sowohl in diesem Jahr als auch im nächsten Jahr wohl nur in mäßigem Tempo. Der Prognose liegt ein Erdölpreis von 98 Dollar pro Barrel (Brent) für dieses und von 100 Dollar für nächstes Jahr zugrunde sowie die Erwartung, dass sich der Anstieg der Nahrungsmittelpreise abschwächt. Bei diesen Annahmen werden sich die Inflationsraten im Verlauf des Prognosezeitraums zurückbilden.
Das größte Abwärtsrisiko für dieWeltkonjunktur bildet die Krise im Immobilien- und Finanzsektor in den USA. Es ist kaum abzusehen, wie weit die Immobilienpreise und Aktienkurse noch fallen und wann sie ihren Tiefpunkt erreichen werden.Auch sind weitere Liquiditätskrisen großer Finanzinstitute denkbar, mit erheblichen negativen Folgen für die Finanzierungsbedingungen für Unternehmen und Haushalte. Die amerikanische Wirtschaftspolitik zeigt sich zwar entschlossen, erhebliche Mittel zur Eindämmung der Krise bereitzustellen, es besteht allerdings die Gefahr, dass ihre Maßnahmen nicht so gut wie in früheren Abschwüngen greifen. In diesem Fall wären ein Abgleiten der US-Wirtschaft in eine ausgeprägte Rezession und eine deutlich schwächere Entwicklung in der übrigen Welt zu erwarten. In Deutschland ist die wirtschaftliche Lage bis zum Frühjahr 2008 trotz einer Reihe widriger Einflüsse günstig geblieben, und die Konjunktur dürfte mit viel Schwung in das Jahr gestartet sein. Anders als in vielen anderen Industrieländern halten sich die Stimmungsindikatoren auf hohem Niveau; dieKennziffern für Nachfrage und Produktion sind in der Tendenz weiter aufwärts gerichtet. Dies ist bemerkenswert vor dem Hintergrund der zahlreichen negativen Schocks, die in jüngster Zeit auftraten.Neben der im vergangenen Jahr restriktiven Finanzpolitik waren es vor allem die kräftige Aufwertung des Euro, die massive Verteuerung von Erdöl und Nahrungsmitteln sowie die Folgen der US-Immobilienkrise.
Offenbar ist die deutscheWirtschaft in den vergangenen Jahren robuster geworden. Die Gefahr einer Rezession ist deshalb heute geringer. So hat sich dasWachstum des Produktionspotentials in den vergangenen Jahren beschleunigt. Darüber hinaus hat sich die internationale Wettbewerbsfähigkeit verbessert. Ferner gibt es in Deutschland keine Übersteigerungen auf dem Immobilienmarkt, so dass eine Korrektur, die in anderen Ländern die wirtschaftliche Aktivität dämpft, nicht ansteht. Und schließlich erweist sich das deutsche Bankensystem vor dem Hintergrund der internationalen Krise im Finanzsektor als relativ robust. Alles in allem ist als Folge der kräftigen Schocks zwar eine spürbare Verlangsamung der konjunkturellen Expansion zu erwarten; ein Abgleiten in eine Rezession halten die Institute jedoch für wenig wahrscheinlich.
- Seite 1: Frühjahrsgutachten 2008 der führenden Wirtschaftsinstitute
- Seite 2: Europäische und globale Entwicklung
- Seite 3: Prognose
- Seite 4: Eckdaten der Prognose