Europa ist wirtschaftlich zweigeteilt
Während vor allem die nördlichen und östlichen Staaten auf eine Erholung zusteuern, steht den Krisenländern im Süden und Westen ein weiteres hartes Jahr bevor. Das sind Ergebnisse des GfK Konsumklima Europa und USA.
Einkommenserwartung: steigende Einkommen durch sinkende Arbeitslosigkeit in Rumänien
Ein ähnlich uneinheitliches Bild zeigt sich auch bei der Einkommenserwartung. Steigende oder stabile Einkommen erwarten die Verbraucher in Deutschland (29,4 Punkte), Österreich (7,6 Punkte) und der Tschechischen Republik (-3,3 Punkte). Dagegen rechnen die Franzosen (-57,9 Punkte), Italiener (-51 Punkte) und die Portugiesen (-50,8 Punkte) mit weiter sinkenden Löhnen beziehungsweise steigenden Steuern und Abgaben.
Die Rumänen blicken weitgehend optimistisch in die Zukunft. Das Wirtschaftswachstum steigt, die Arbeitslosigkeit sinkt. Aktuell sind laut EU-Kommission 6,7 Prozent der Rumänen ohne Job. Das ist eine der niedrigsten Arbeitslosenraten in Europa. Und auch mittelfristig rechnen die Experten nicht mit einem Anstieg. Mehr Jobs führen zu mehr Einkommen bei der Bevölkerung. Dies lässt sich deutlich an dem Indikator der Einkommenserwartung ablesen: Aktuell liegt er bei -5,4 Punkten. Vergleicht man diesen Wert mit seinem Stand von vor einem Jahr (-22,7 Punkte), erkennt man, wie viel sich in dieser Zeit auf dem Arbeitsmarkt getan hat.
Die Italiener haben mit ihrem Votum bei der Wahl Ende Februar gezeigt, dass sie sich gegen das Spardiktat der EU in Brüssel wenden und nicht mehr bereit sind, weitere Opfer zu bringen. Viele Bürger haben offensichtlich darauf spekuliert, dass bei der Wahl eine Partei die Mehrheit erhält, die sich deutlich gegen den Sparkurs aus Brüssel stellt. Diesen Schluss lässt die Entwicklung der Einkommenserwartung zu. Lag der Indikator im Januar noch bei -61,7 Punkten, stieg er kurz vor der Wahl im Februar deutlich auf -45,1 Punkte. Nachdem der Sieg der weniger auf das Sparen fokussierten Parteien ausgeblieben ist, ist der Indikator im März wieder gefallen und steht aktuell bei -51 Punkten.
Obwohl die Polen wirtschaftlich eigentlich noch recht gut dastehen, rechnen die Bürger mit geringeren Einkommen. Das liegt zum einen am rückläufigen Wirtschaftswachstum sowie der relativ hohen Inflation, zum anderen an der steigenden Arbeitslosigkeit. Hier hegen die Verbraucher jedoch die Hoffnung, dass der Arbeitsmarktnach dem langen und harten Winter wieder anzieht. Das zeigt auch der Indikator der Einkommenserwartung. Aktuell liegt er bei -22,1 Punkten. Im Vergleich zum Dezember 2012 ist er um 10 Punkte angestiegen.
Anschaffungsneigung: Frankreich braucht tiefgreifende Reformen
In den meisten europäischen Ländern müssen die Bürger ihr Geld zusammenhalten und sehr genau wirtschaften. Ausgabefreudig zeigen sich die Deutschen (36,2 Punkte), Österreicher (18,2 Punkte) und die Bulgaren (10,9 Punkte). Drastisch sparen müssen hingegen die Portugiesen (-44,7 Punkte), Italiener (-44,4 Punkte) sowie die Franzosen
(-36,2 Punkte).
Die Briten müssen weiterhin auf ihre Ausgaben achten. Zwar hat die Regierung einige Steuern gesenkt. Dafür sind die Ausgaben für die Sozialversicherung gestiegen. Somit bleibt den meisten Verbrauchern nicht mehr Geld im Portemonnaie. Die Inflation liegt seit Monaten konstant knapp unter der 3-Prozent-Marke. Die Arbeitslosigkeit verharrt nach wie vor bei knapp unter 8 Prozent. Diese Zahlen sind für britische Verhältnisse zwar relativ hoch. Doch die Konstanz vermittelt offensichtlich das Vertrauen, dass es in den nächsten Monaten nicht schlimmer wird. Diese Hoffnung spiegelt sich in der Anschaffungsneigung der Verbraucher wieder. Die Briten trauen sich ganz langsam wieder, ihr verfügbares Geld in werthaltige Produkte zu investieren. Der Indikator ist seit Dezember um 11,6 Punkte gestiegen und liegt aktuell bei -35,6 Punkten. Das ist der höchste Wert seit Dezember 2010.
Die Krise hat Frankreich im Vergleich zu den anderen großen Wirtschaftsnationen der EU nach Italien am schlimmsten getroffen. Die Arbeitslosigkeit erreicht jeden Monat neue Höchstwerte. Aktuell steht sie laut EU-Kommission bei 10,8 Prozent. Bei den Jungen unter 25 Jahren hat sogar jeder Vierte keinen Job. Die Franzosen sind inzwischen zu der Überzeugung gekommen, dass nur tiefgreifende Strukturreformen beim Arbeitsmarkt, dem Steuer- und Sozialsystem eine Wende schaffen können. Dies bedeutet für die Verbraucher jedoch erst einmal weitere Einschnitte. Den bisherigen Lebensstandard werden sie bis auf weiteres nicht halten können. Dementsprechend schlecht ist es um die Konsumfreude der Franzosen bestellt. Der Indikator der Anschaffungsneigung liegt aktuell bei
-36,2 Punkten. Das ist der schlechteste Wert seit April 2010.
- Seite 1: Europa ist wirtschaftlich zweigeteilt
- Seite 2: Europa, Einzelanalysen
- Seite 3: Konjunkturerwartung
- Seite 4: Einkommenserwartung