ifo Konjunkturprognose 2009: Aufschwung geht zu Ende
Das vom ifo Institut erhobene Weltwirtschaftsklima hat sich im zweiten Quartal 2008 massiv verschlechtert der Indikator fiel auf den niedrigsten Stand seit über sechs Jahren.
ifo Konjunkturprognose 2009: Aufschwung geht zu Ende
München, 02.07.2008 (ifo) - Die Weltkonjunktur hat im Gefolge der US-Immobilienkrise und der Turbulenzen an den internationalen Finanzmärkten an Dynamik eingebüßt. Das vom ifo Institut erhobene Weltwirtschaftsklima hat sich im zweiten Quartal 2008 massiv verschlechtert; der Indikator fiel auf den niedrigsten Stand seit über sechs Jahren. Der Rückgang resultiert vor allem aus der ungünstigeren Einschätzung der derzeitigen wirtschaftlichen Lage, aber auch die Erwartungen für die nächsten sechs Monate wurden weiter nach unten revidiert. Die Verschlechterung des ifo Weltwirtschaftsklimas betrifft wiederum vor allem Nordamerika und Westeuropa. Der stärkste Rückgang des Klimaindikators ist wie schon in der vorangegangenen Umfrage in den USA zu verzeichnen. Die Expansion der Weltwirtschaft wird sich im Prognosezeitraum spürbar abkühlen. Der Anstieg des Bruttoinlandsprodukts wird sich verlangsamen, da der Höhepunkt des konjunkturellen Zyklus überschritten zu sein scheint. Zudem werden die anhaltende Unsicherheit auf den Finanzmärkten, die negativen Vermögenseffekte sinkender Hauspreise und Aktienkurse, die hohe Inflation sowie die zuletzt stark gestiegenen Ölpreise zunehmend bremsend wirken.
In den Vereinigten Staaten wird die Zunahme des Bruttoinlandsprodukts schwach bleiben. Der private Konsum sowie die Unternehmensinvestitionen werden, unterstützt durch Steuergutschriften bzw. Steuervergünstigungen, zunächst etwas beschleunigt zulegen; es dürfte sich hierbei jedoch lediglich um einen temporären Effekt handeln. Als Reaktion auf den starken Anstieg des gesamtwirtschaftlichen Preisniveaus sowie die gestiegenen Inflationserwartungen dürfte die US-Notenbank trotz der schwachen konjunkturellen Entwicklung im Verlauf des Prognosezeitraums auf einen zunehmend restriktiveren geldpolitischen Kurs einschwenken. Im Euroraum wird sich der Anstieg des Bruttoinlandsprodukts abflachen. Der Konsum wird trotz der anhaltend günstigen Lage am Arbeitsmarkt nur verhalten expandieren. Die Investitionen werden deutlich an Schwung verlieren, da der Höhepunkt ihres Zyklus mittlerweile überschritten zu sein scheint. Auch der Außenbeitrag wird keinen nennenswerten Wachstumsimpuls liefern.
Das Wachstum in den asiatischen Ländern wird von der inflationären Entwicklung, vor allem bei Nahrungsmitteln und Rohstoffen gedämpft. In China wird die Dynamik der wirtschaftlichen Expansion aufgrund der insgesamt schlechteren außenwirtschaftlichen Rahmenbedingungen und einer restriktiveren geldpolitischen Ausrichtung etwas nachgeben. Unterstützend wirkt hingegen die Zunahme der Nachfrage der privaten Haushalte. In Indien werden sich die anziehenden Zinsen negativ auf die Investitionsneigung der Unternehmen, aber auch auf die Dynamik der privaten Konsumnachfrage auswirken. Die deutsche Wirtschaft ist überaus schwungvoll in das neue Jahr gestartet. Nach den bisher vorliegenden amtlichen Ergebnissen stieg die gesamtwirtschaftliche Produktion im ersten Quartal 2008 saison- und kalenderbereinigt gegenüber dem Vorquartal um 1,5 Prozent. Die Konjunktur hat sich bis in das Frühjahr hinein bemerkenswert robust gezeigt gegenüber der massiven Verschlechterung des außenwirtschaftlichen Datenkranzes - hierzu zählen insbesondere das geringere Wachstum bedeutender Absatzmärkte, die merkliche Aufwertung des Euro gegenüber den Währungen von wichtigen Handelspartnern sowie der Höhenflug der Preise für Öl und sonstige Industrierohstoffe.
Nach der auch von Sondereffekten begünstigten kräftigen Ausweitung der gesamtwirtschaftlichen Produktion im ersten Quartal 2008 ist für das zweite Quartal mit einem leichten Rückgang des realen Bruttoinlandsprodukts zu rechnen. Im Durchschnitt des ersten Halbjahres 2008 ergibt sich im Vergleich zum zweiten Halbjahr 2007 saisonund kalenderbereinigt ein BIP-Zuwachs von 1,5 Prozent; im Vorjahresvergleich beläuft sich die Zunahme auf 2,7 Prozent. Im weiteren Verlauf des Jahres 2008 dürfte die gesamtwirtschaftliche Produktion zwar wieder etwas anziehen, die Dynamik dürfte aber dabei vergleichsweise schwach bleiben. Zunehmend machen sich nun die dämpfenden Faktoren für die deutsche Wirtschaft bemerkbar. Die Abkühlung der Weltkonjunktur wird den Außenhandel bremsen; zusätzlich dämpft der gestiegene Euro-Wechselkurs. Die hohen Kosten für Energieträger begrenzen den Anstieg der Unternehmenserträge und schmälern den finanziellen Spielraum für neue Investitionen. Zugleich vermindern sie den realen Ausgabenspielraum der privaten Haushalte, was die Konsummöglichkeiten beschränkt. Alles in allem dürfte die gesamtwirtschaftliche Produktion im Jahresdurchschnitt 2008 um 2,4 Prozent expandieren; arbeitstäglich bereinigt um 2,1 Prozent. Nach dem diesjährigen zyklischen Hochpunkt lassen die konjunkturellen Auftriebskräfte im nächsten Jahr merklich nach, die Ausrüstungsinvestitionen werden kaum noch expandieren und die Impulse aus dem Außenhandel werden zunehmend schwächer. Der private Konsum wird im Zuge des nachlaufenden Arbeitsmarkts zwar noch etwas zulegen; über den gesamten bisherigen Zyklus hinweg betrachtet hat diese Verwendungskomponente jedoch keine größere konjunkturelle Dynamik entfalten können. Alles in allem steigt das reale Bruttoinlandsprodukt im Jahr 2009 voraussichtlich um 1,0 Prozent, kalenderbereinigt ergibt sich ein Zuwachs in ähnlicher Größenordnung. Bei einer auf 1 ½ Prozent zu veranschlagenden Potentialrate wird die gesamtwirtschaftliche Produktionslücke um ½ Prozentpunkt zurückgehen. Das Verbraucherpreisniveau wird sich dabei im Jahresdurchschnitt 2008 um 3,1 Prozent erhöhen; im Jahr 2009 - nach dem Durchwirken des Preisschubs bei Energieträgern und Nahrungsmitteln - um 2,4 Prozent.
De Zahl der Erwerbstätigen wird im Jahresdurchschnitt 2008 um 590 000 steigen, was im Verlauf einer Zunahme um 430 000 entspricht. Im Jahr 2009 wird die Nachfrage nach Arbeitskräften durch die nachlassende wirtschaftliche Dynamik gebremst. Hinzu kommt, dass nun auch die Reallöhne etwas anziehen. Die Zahl der Erwerbstätigen wird im Durchschnitt noch um 110 000 steigen, was im Verlauf lediglich einer Zunahme um knapp 20 000 entspricht. Die Zahl der Arbeitslosen wird im Jahr 2008 nahezu spiegelbildlich zur Entwicklung der Erwerbstätigkeit um 515 000 auf knapp 3,3 Mill. sinken Arbeitslosenquote: 7,5 Prozent). Im Jahr 2009 dürfte sich die Arbeitslosigkeit deutlich verhaltener reduzieren und im Jahresdurchschnitt bei etwas unter 3,1 Mill. zu liegen kommen. Dies entspricht einer Arbeitslosenquote von 7,1 Prozent. Dabei ist allerdings unterstellt, dass das Erwerbspersonenpotential erneut spürbar sinkt.
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