hallo,

ich verstehe es wirklich nicht: die praktikanten bei e&y bekommen 1200,- brutto, das ist in deutschland schon die absolute höchstgrenze. die partner verdienen ja bekanntermaßen auch sehr gut! und warum???

natürlich haben wp eine verantwortungsvolle aufgabe, aber der rekrutierungsprozess scheint zumindest bei praktikanten ziemlich lasch zu sein. ich habe wirklich den eindruck, dass sie so gut wie jeden nehmen, egal ob mit wp-schwerpunkt oder ohne, egal ob mit guten noten oder nicht.

kann mir das mal jemand erklären? warum suchen die dermaßen viele leute? warum bezahlen sie so gut, wenn sie fast jeden nehmen?

Was soll an der Bezahlung ungerecht sein?
Anscheinend lohnt es sich für die Big4, also ist es nicht ungerecht.
So ist das nunmal in der Marktwirtschaft.

Beruhig dich mal ;)

WP ist eine Branche bei der man sehr genau hinter die Fassade schauen muss. Da ich in der Branche bereits zwei Praktika absolviert habe, erlaube ich mir mal eine Einschätzung.

1. Praktikantengehalt sind üblicherweise ca. 1.000¤ bei den BIG4, das ist gut, aber unter dem großer Unternehmensberatungen oder Investmentbanken, wo man auch locker 2.000¤ bekommen kann. Geld allein, treibt einen High Potential also nicht zu den WPs

2. Das Gehalt in der WP-Branche ist eigentlich erst ab Senior Manager richtig gut. Darunter ist es für die Qualifikation (harte Berufsexamina) meiner Ansicht nach zu gering. Einstiegsgehalt 40.000¤ im Schnitt ist deutlich unter viele Industrieprogrammen (von UB, IB gar nicht zu reden). Auch das Gehalt eines normalen Wirtschaftsprüfers ist anfangs mit rund 55-60.000¤ ok, aber nicht spitze.

3. WPs haben wie alle Professional Service Firms einen Pyramidenaufbau, wobei die Basis sehr breit ist. Da die Fluktuation sehr hoch ist (viele schaffen die Examina nicht, steigen aus, werden abgeworben etc.), ist auch der Recrutingbereich hoch. Zudem wachsen die WPs auch in den anderen BEreichen (Steuern, Beratung ...)

4. Da es nicht genügend Leute mit den erforderlichen Vertiefungen udn Qualifikationen gibt bzw. andere Branchen in der guten Konjunktur der letzten Monate auch extrem Leute einstellen, muss der Bedarf auch mit Minderqualifizierten teilweise gedeckt werden. Ist auch nicht so schlimm, da am Anfang eh viele Haken gemacht werden müssen und beabsichtigt ist, dass viele nach zwei Jahren das Unternehmen verlassen. Sie sind dann billige Häckchenmacher. Dir guten bleiben und machen die Examina.

Es ist also eigentlich kein Mysterium, sondern alles plausibel erklärbar.

Neidisch, oder warum dieser Thread?

Ich finde es gut, wenn mal nen ordendliches Praktikantengehalt gezahlt wird. Warum? Hohe Lebenshaltungskosten, volle Mitarbeit + gleiche Erwartungshaltung an die Praktikanten wie an normale Mitarbeiter.

Diese Abspeiserei mit 400 Kröten & Co. in etlichen Betrieben ist lächerlich. Zum Leben zu wenig, zum Sterben zuviel....

Desweiteren wird bei den BIG4 das Praktikum als Recurting-Maßnahme gesehen, da investiert man eben Geld. Ausserdem fällt der Praktikant trotz des guten Gehalts im Verhältnis mit den anderen Mitarbeitern bei den Personalkosten wohl kaum ins Gewicht.

Wenn man den Bedarf ansieht:
geplante Neueinstellungen 2007/2008
Deloitte: 650
PwC: 1200
E&Y: 1400
KPMG: 1300

Und wann raffens hier manche Herren mal? Gute Noten sind nicht alles... und Persönlichkeit kann man nicht studieren. Nen 1,0er ach-so-toller-Uni-Student kann beim Mandant genauso versagen, wie ein 2,5 Kandidat genau seine berufliche Zukunft dort entdeckt.

Und jeder wird dort definitv nicht genommen.

die wp-branche hat probleme qualifizierte leute zu rekrutieren. wegen der zwangsumstellung auf den neuen bilanzierungsstandart ifrs greift man jetzt sogar auf fh absolventen zurück, da auch sie über den aktuellesten wissensstand verfügen. für die meisten uni-absolventen ist diese branche unaktraktiv. man verpflichtet sich ja das wp-examen abzulegen, was noch zusätzliche 3 jahre in anspruch nehmen würde bei einer ohnehin schon überlangen studiendauer als diplom-bwler (für die meisten zumindest).
ich kann mir eine karriere bei den big4 nicht vorstellen und mache deshalb relevante praktika in anderen bereichen, denn meine freizeit ist teuer und begrenzt.

das hört sich plausibel an.

in dem fall mache ich gern ohne neid praktika in industrie/handel für 500 -700 Euro.

natürlich ist es nicht ungerecht, wenn man marktwirtschaftliche kriterien anlegt.

ich persönlich fühle mich als praktikant aber ungerecht behandelt in anderen branchen. da ich aber nicht in die wp will, muss ich damit wohl leben, dass dort höhere praktikantengehälter gezahlt werden.

ich kann mir dennoch nicht ganz erklären, warum wp derzeit so viele leute suchen.
war das früher auch so?

durch die ganzen rekrutierungsveranstaltungen, werbung und sonstiges ist wp an manchen unis sogar richtig in. offenabr reicht das aber immer noch nicht um den bedarf zu decken.

"wegen der zwangsumstellung auf den neuen bilanzierungsstandart ifrs greift man jetzt >sogar< auf fh absolventen zurück, da auch sie über den aktuellesten wissensstand verfügen. "

Was soll das "sogar" bedeuten?

ein weiteres problem ist der schweinezyklus.
zur zeit rennen gerade durch die werbung unmengen leute in die entsprechenden vertiefungen (an meiner uni 100% wachstum in den letzten 2 jahren!).
ob der bedarf in 2 jahren (nach erfolgter ifrs umstellung und mehr rutine in dem bereich und gleichzeitig weniger bedarf in der industrie nach rewe experten) noch annähernd so hoch wie heute ist, wage ich stark zu bezweiflen, aber es stehen weit mehr absolventen als heute auf der matte!

Da hat der Vorposter wohl recht.
Die Umstellung auf IFRS bringt vermutlich einige neue Stellen und könnte der Hauptgrund sein.

siehst du wp als zukunftsfähigen schwerpunkt?

bei mir an der uni sind auch alle wie verrückt auf banking/finance abgefahren, aber man sieht ja, dass der absolventenbedarf evtl. auch nur ein strohfeuer ist (finanzkrise).

ich denke das mit "sogar" ist einfach polemik.
was aber sicher interessant wird, ist der schweinezyklus, und die auswirkungen für die unmengen an rewe /wp vertiefern.