Herbstgutachten 2008 der führenden Wirtschaftsinstitute
Im Herbst 2008 befindet sich die Weltwirtschaft im Abschwung. Zu den Abwärtstendenzen haben verschiedene Faktoren beigetragen: der weltweite Inflationsschub, das Auftreten von Korrekturen an den Immobilienmärkten sowie die weltweite Finanzmarktkrise.
Herbstgutachten 2008 - Welt
Die Weltkonjunktur wird noch weiter an Fahrt verlieren, denn die Belastungen insbesondere vonseiten der Finanz- und der Immobilienmärkte sind gegenwärtig beträchtlich. In einigen Ländern, insbesondere dort, wo der Finanz- oder der Bausektor eine große Bedeutung hat, droht eine Rezession. Aber auch in jenen Ländern, in denen die Expansion wesentlich vom Export getragen war, fällt der Abschwung deutlich aus. Wenn es, wie in dieser Prognose unterstellt, in den nächsten Monaten gelingt, den Bankensektor zu stabilisieren dürfte sich ab Mitte 2009 die Weltkonjunktur allmählich erholen. Nach und nach können dann einige begünstigende Faktoren zum Tragen kommen. So wird die Inflation in den kommenden Monaten durch die jüngste Preiskorrektur an den internationalen Rohstoffmärkten weltweit gemildert.Da vor allem Preisrückgänge bei Energierohstoffen unmittelbar entlastend wirken, wird die Kaufkraft der Haushalte gestärkt. Begünstigend wirkt auch die vielfach relativ robuste Verfassung der Bilanzen von Unternehmen außerhalb des Finanzsektors. Die Weltwirtschaft wird zudem durch die weiterhin kräftige Nachfrage aus den Schwellenländern gestützt, deren Gewicht in den vergangenen Jahren weiter stark zugenommen hat. Zwar geht auch dort der Produktionsanstieg zurück, doch bleibt der Nachfragezuwachs wohl alles in allem beachtlich.
Der größte Unsicherheitsfaktor der Prognose besteht im Ausmaß und der Dauer der Krise an den internationalen Finanzmärkten. Moderne Ökonomien sind darauf angewiesen, dass Ersparnisse über die Finanzmärkte möglichst effizient einer realwirtschaftlichen Verwendung zugeführt werden. Die Finanzmärkte werden diese Rolle nur dann in ausreichendem Maß erfüllen können, wenn es, wie in der Prognose der Institute unterstellt, in den kommenden Monaten zu einer allmählichen Stabilisierung des Bankensektors kommt. Andernfalls wäre mit einem Einbruch der Investitionstätigkeit in der Realwirtschaft zu rechnen, und die zugespitzte Lage in den Bankensystemen der USA und Europas würde über den internationalenKonjunkturverbund auch andereVolkswirtschaften mit bislang stabilen Finanzsystemen in Mitleidenschaft ziehen.