Da ich das beruflich mache:
Zuerst lese ich das Anschreiben und scanne dabei auf: Richtiger Adressat und Datum (manchmal bewerben sich Bewerber auf eine Ausschreibung vom 01.07.2015 mit einem Anschreiben von z.B. 15.02.2011). Danach Flüssigkeit des Anschreibens, Unstimmigkeiten und Rechtschreibfehler. Wichtig ist mir dazu der Bezug auf das Unternehmen und keine Standard 0815 Anschreiben. Doch gerade bei den gewerblichen macht man da auch Abschnitte.
Wenn ich grobe Schnitzer erkenne, mache ich Bleistiftkringel für die Fachabteilung (z.B. Bewerbung auf das falsche Unternehmen, falsche Stelle - also eher fachliche als typographische Dinge).
Danach überfliege ich den Lebenslauf. Diskrepanzen, Unklarheiten und Lücken (aber auch viele Stationen in kurzer Zeit, z.b. 5 Stellen in 5 Jahren) notiere ich separat für etwaige spätere Gespräche.
Manchmal kommt es vor, dass Bewerber drei Absätze lang Preisen, dass sie mit ihren Fähigkeiten, Talenten und Kenntnissen genau die Person ist, die wir suchen, vergisst aber auch mit nur einem Sterbenswörtchen zu erwähnen, genau welche dies sind (das ist ein total häufiger Fehler).
Generell mache ich bei Ausschreibungen keine Vorsortierungen, es sei den der Fachverantwortliche wünscht es ausdrücklich so. Das kommt gerade bei kaufm. Stellen vor, weil dort einfach zu viele Bewerbungen kommen, und es reicht wenn man unter den 100-150 Stück jene raussucht, die auch wirklich die geforderten Qualifikationen (Abschluss und einschlägige Berufserfahrung) mitbringen. Nachwuchsstellen im kaufm. Bereich schreiben wir daher auch kaum aus, da wir genug Berufserfahrene bekommen könnten und die unternehmenseigenen Azubis und dualen Studis ja auch untergebracht werden. Das ist schließlich auch eine Sache von Angebot und Nachfrage.
Initiativbewerbungen sage ich zumeist direkt ab, egal wie gut die Bewerbung ist, da wir uns im Unternehmen fest an die vorhandenen Planstellen halten und keine Überhänge erlauben. Nur im Ausnahmefall, wenn sich z.B. ein Personalbedarf anbahnt, wird die Bewerbung auf Halde gelegt. Der Trend geht dahin, dass es sich dabei sogar oft um ganz normale gewerbliche Berufe wie Schlosser, Elektriker etc. handelt, da wir diese am ehesten Suchen. Techniker und Ingenieure haben wir immer reichlich, aber im "Blaumann"-Bereich zeichnet sich der Fachkräftemangel ab.
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