Teilweise lachhaft wie eine "5er-Regel" o. Ä. hier als der Heilige Gral bezeichnet wird. Denkt doch bitte mal zwei Minuten nach, inwiefern dies in der Realität angewendet werden soll:
Bewerber 1): Abi 3,5, Bachelor 1,0, Master 1,0
Bewerber 2): Abi 1,0, Bachelor 1,8, Master 2,0
Bewerber 3): Abi 1,7, Bachelor 1,6, Master 1,5
Bewerber 2 + 3 mit dem gleichen Schnitt (unter 5,0) – dennoch fundamentale Unterschiede im akademischen Werdergang. Was aber, wenn Bewerber 2) an deutlich schwierigeren Unis war (ggf. bekannt für schlechte Noten)? Noch besser: Man stelle sich vor, dass Bewerber 2) zwei STEM-Abschlüsse an Top-Unis mitbringt – Bewerber 3) hingegen den einfachen Weg über 0815 BWL-Master gegangen ist?
Ganz zu schweigen von Bewerber 1). Mit Bachelor + Master 1,0 ohne Frage ein extrem starkes Profil. Nach Logik der "5er-Regel) aber leider kein Kandidat für Topberatungen.
Wenn man einen Schritt weitergehen möchte:
Was ist mit ausländischen Abschlüssen? Wie wollt ihr Bewerber mit Abschlüssen aus GB, ITA, NL, USA, allesamt unterschiedliche Notensysteme, ernsthaft in ein starres "5er-Schema" pressen?
Am Ende des Tages ist es das Gesamtpaket was zählt, sonst nichts. Dazu gehören neben den Noten vor allem auch der Name der Uni, der Studiengang, Praktika (Branche, Dauer, Arbeitgeber, Zeugnis, etc.), Extracurriculares (bitte gerade bei MBB nicht unterschätzen), andere Erfolge sowie last but not least auch das Geschlecht (im Zweifel etwas wohlwollender für Frauen). Es ist schlichtweg unmöglich anhand irgendwelcher Profilzusammenfassungen beurteilen zu wollen wie die Chancen auf Interviews im Einzelfall stehen.
Im vergangenen Jahr sind diverse Kommilitonen Vollzeit in die Beratung eingestiegen. Darunter Freunde, welche trotz mehrerer Beratungspraktika sowie UK-G5 Abschluss mit Distinction nicht einmal eine Einladung bei zwei von drei MBBs bekamen. Auf der anderen Seite sitzt ein Bekannter mit fachfremden Social Sciences Master sowie Praktika ausschließlich außerhalb von Beratung, Banking & Co. seit Sommer bei McKinsey.
Ich bin Anfang 2021 bei T2 (OW, Berger, Kearney) eingestiegen. Die Summe meiner Noten: 5,5. Nach Aussagen im Forum hier also schon quasi Ende der Beraterkarriere. Hat tatsächlich aber für diverse Interviews bei T1 und T2 gereicht. Neben all jenen Hardfacts kommen am Ende des Tages einfach Zufälligkeiten ins Spiel. Anfang Covid wurde quasi niemand eingestellt; da hatten es selbst sehr starke Profile teilweise sehr schwer. Auf der anderen Seite wird seit Ende letzten Jahres wie wild eingestellt. Unter Umständen rutschen hier auch schlechtere Profile (inkl. meinem Eigenen) durch.
Bitte hört einfach auf irgendwelche Regeln etablieren zu wollen. Vor allem aber hoffe ich, dass niemand aufgrund irgendwelcher Meinungen aus dem Forum tatsächlich von einer Bewerbung absieht. Was habt ihr zu verlieren Leute?
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