Immobilienpreise - Ein wichtiger Konjunkturfaktor
Die durch die US-Immobilienkrise ausgelösten weltweiten wirtschaftlichen Probleme machen deutlich, dass es nicht nur Hausbesitzer und Kaufinteressenten angeht, wie sich die Preise für das Gebaute entwickeln.
2. Was passiert mit den Immobilienpreisen, wenn der Geldmarktzins sinkt?
Billigere Kredite ermöglichen mehr Menschen die Finanzierung von Immobilien und erhöhen damit die Nachfrage nach Grundeigentum, was die Preise nach oben treibt. Was theoretisch logisch klingt, bestätigt sich auch empirisch: Eine expansive Geldpolitik und somit niedrigere Zinsen lassen in neun von zehn Ländern die Preise für Grundeigentum steigen. Dies trifft insbesondere für finnische Immobilien zu: Senkt die Suomen Pankki den Geldmarktzins um 1 Prozentpunkt, steigen die Häuserpreise nach zwölf Monaten durchschnittlich um rund 4 Prozent. Ähnlich sieht es in den anderen Ländern aus. Nur in Spanien ist es umgekehrt: Wenn der Zins sinkt und die Hypothekenkredite dadurch günstiger werden, sinkt auch der Preis für Fincas und Haciendas. Offensichtlich wurde auf der Iberischen Halbinsel in den vergangenen Jahren soviel gebaut, dass es zu einem Überangebot kam - allein 2006 etwa wurden in Spanien 860.000 Neubauwohnungen fertiggestellt.
3. Wie verändern sich die Preise für Grundstücke und Gebäude bei höherer Inflation?
Wird alles teurer, dann steigen auch die Immobilienpreise, oder: Der beste Schutz gegen Inflation ist eine Anlage in Haus und Hof. Hört sich plausibel an, ist aber falsch. Denn die Zahlen für die zurückliegenden zweieinhalb Jahrzehnte zeigen: Ein Anstieg des allgemeinen Preisniveaus hat in acht von zehn Ländern zu fallenden Preisen für Bauten geführt.
Für diese auf den ersten Blick paradoxe Entwicklung könnten ausgerechnet die Zentralbanken verantwortlich sein: Bei höherer Inflation ziehen sie die Zinszügel straff. Dadurch steigen die Finanzierungskosten, die Nachfrage nach Immobilien geht zurück und somit auch ihr Preis. Wenn aber Zinsen, Konjunktur und Inflation die Immobilienpreise beeinflussen, hat das Auf und Ab der Immobilienpreise umgekehrt auch Folgen für die Wirtschaft - eben über den Vermögenseffekt. Und genau so ist es, wie die Studie unterstreicht: Sanken die Immobilienwerte, so bewegte sich in den Jahren von 1970 bis 2005 auch die Wirtschaft in den betrachteten Ländern abwärts mit Ausnahme der Niederlande und Frankreichs. Ausgerechnet in den USA war dieser Zusammenhang nur relativ schwach ausgeprägt. Offenbar wird der Vermögenseffekt schwankender Immobilienpreise dort vielfach überschätzt. Über alle Länder hinweg gerechnet erklären die Immobilienpreise immerhin 6 Prozent der Konjunkturschwankungen.
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