Auch ich habe mich nach meinem Abitur für eine Bankkaufmannlehre und anschließend für das duale Studium Bachelor of Management & Finance entschieden. Aufgrund meiner guten Leistungen in der Praxis erhielt ich ein Stipendium und musste die Studiengebühren (13.700 EUR) nicht selbst bezahlen.
Das Studium an der ADG (Kooperation mit der Steinbeis Hochschule Berlin) ist in meinen Augen eines Bachelor Studiums in keinster Weise würdig mit Ausnahme der Tatsache, dass man abschließend den Titel Bachelor führen darf. Ansonsten kann man dieses "Studium" (so darf man es eigentlich nicht nennen) nicht mit wirklich wissenschaftlichen Studiengängen an staatlichen Universitäten (LMU, FernUni Hagen, TU München etc.) vergleichen.
Die Studienfächer entsprechen zwar denen von anderen Bachelor Studiengängen, die Inhalte sind jedoch gelinde gesagt lächerlich.
Anspruchsvolle, wichtige Themen wie Bewertungsverfahren, Risikomessverfahren, Portfoliotheorie, VWL, Gesamtbanksteuerung etc. wurden nur rudimentär angeschnitten. Hauptsächlich lag dies m.E. da dran, dass beinahe jeder den Abschluss schafft. Schließlich kann fast jeder, der bezahlt, hier studieren. Beispiel: Ein Kollege, der mit mir die mündliche Verteidigung seiner Bachelor Thesis antrat, konnte die Fragen nach "was ist denn ein Konditionenbeitrag" nicht beantworten, und hielt den "Value at Risk" für einen Zinssatz !! Er kam trotzdem mit 3,x durch die mündliche Prüfung.
Stattdessen umfasste zwar jedes Skript in jeder Vorlesung ca. 100 Seiten, jedoch wurde der Stoff dann immer gegen Ende der Vorlesung stark eingegrenzt. (Klar, nach außen hin sollte es aussehen, als würde man richtig was lernen, sollte sich Akkreditierungsverband aber mal in einige Vorlesungen setzen, würde der Studiengang meiner Ansicht nach sofort seine Akkreditierung verlieren). In jeder Vorlesung wurden ca. 10 Aufgaben in Gruppenarbeit bearbeitet. Und in der Prüfung kamen immer die identischen Aufgabentypen dran, sodass jeder nach der 2 oder 3 Klausur sich nurmehr mit den Beispielaufgaben auf die Klausuren vorbereite. Man hat also richtig was gelernt....
In 25 Vorlesung hatte ich zwei angesehene Dozenten (Prof. Dr. Hölscher, Bankmanagement, Prof. Dr. Jens Kleine, der auch für das Handelsblatt schreibt). Es spricht Bände, dass wir größtenteils von wissenschaftlichen Mitarbeitern, Doktoranden oder teils Abteilungsleitern von Industrieunternehmen unterrichtet wurden.
Meine schlechteste Note war 3,0 in Recht. Ich hatte mein BGB vergessen. Notendurchschnitte der Klausuren in aller Regel besser als 2,5.
Lange Rede kurzer Sinn: Wer das Studium durch seine Unternehmen bezahlt erhält, kann das gerne machen. Man erhält einen staatl. anerkannten Bachelor. Merke: Man erhält den Titel. Das Wissen eines Bachelors haben nach dem Studium die Wenigsten. Mit dem Titel kann man dann den Master überall machen.
Mein Anspruch aber ist es, mich weiterzubilden, und etwas zu lernen. Darum werde ich meinen Master an einer staatl. Universität machen. Das Studium brachte mir maximal ein Plus an Sozialkompetenz, weil ich, mangels Alternativen, jeden Tag während den Präsenzen mit 3-4 anderen unterforderten Kollegen beim Saufen war.
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