Wenn ich eine gute Idee hätte, würde ich sie selbstverständlich öffentlich posten, denn ich suche ja Kunden und Partner, außerdem erfahrene Ratgeber. Die gute Idee allein macht noch lange keinen Erfolg. Wieso haben eigentlich BWLer fast schon eine manische Angst davor, jemand könnte ihre Idee "klauen" und damit steinreich werden, während man selbst dumm aus der Wäsche schaut? Es gibt nur sehr wenige Menschen, die allein aufgrund ihrer Idee erfolgreich geworden sind. Fast immer ist die richtige Umsetzung das Entscheidende. Und das Know-How für eine erfolgreiche Umsetzung kann man nicht kopieren, indem man einfach die Idee "abkupfert". Spätestens, wenn Ihr mit Euren Produkten auf den Markt geht, müsst Ihr sie so öffentlich machen wie nur möglich.
Ich hätte zum Beispiel eine Idee, die Ihr allzu gerne abkupfern könnt: Ihr erfindet einen Standard für Laptop- und Handyladegeräte, so dass nicht jeder User von Pontius zu Pilatus rennen muss, wenn sein Ladegerät kaputt ist. Theoretisch könnte man damit viel Erfolg haben, in der Praxis aber wird es an der Umsetzung scheitern. Weil die Kunden im Moment des Laptopkaufs nicht auf das Ladegerät achten.
Oder eine andere Idee: Man eröffnet eine Kette für gesundes Fastfood in den Business-Vierteln europäischer Großstädte. Schon tausendmal versucht worden und fast nie erfolgreich (Ausnahmen wie Subway wurden berühmt).
Oder: Man erfindet ein neues Kleidungsstück, welches die Krawatte ablöst. Ein garantierter Millionen-Erfolg. Auch hier wird die Vermarktung das Hauptproblem sein. "Sorgen wir einfach dafür, dass berühmte Persönlichkeiten damit herumlaufen!" ist meistens die geniale Lösung des Marketingstudenten. Aber wie schafft man das?
Und natürlich der Klassiker: Wir lassen in China etwas billig herstellen, drucken ein schickes Markenlogo drauf, vermarkten das ganze zu Höchstpreisen in Edel-Stores und schöpfen traumhafte Margen ab. Quasi BWL 1. Semester.
Die meisten Unternehmensgründer verlassen im Laufe der Gründung ohnehin ihre ursprüngliche Idee, weil sie durch die Umstände Gründung ein viel besseres Marktsegment entdeckt haben. Die Idee wird also der Realität angepasst. Vielen Gründern gelingt das nicht. Es gibt sogar nicht wenige Gründer, die ganz ohne konkrete Idee starten. Erst durch Gelegenheitsaufträge entsteht die Geschäftsidee. Nicht wenige Softwareprogrammierer haben so angefangen.
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