Gründungsradar: TU München, Oldenburg und HHL Leipzig sind "Gründerunis"
Studenten, die eine Zukunft als Gründer oder Gründerin einschlagen wollen, sollten hier studieren: An der Technischen Universität München, Carl von Ossietzky Universität Oldenburg und HHL Leipzig Graduate School of Management wird am besten für eine Unternehmensgründung ausgebildet. Das zeigt der aktuelle vierte Gründungsradar des Stifterverbandes zur Gründungskultur an Hochschulen in Deutschland.

Welche Hochschule bringt die meisten Gründer hervor?
Wer in München, Lüneburg oder Leipzig studiert, wird am besten vorbereitet, nach dem Studium ein eigenes Unternehmen zu gründen. Sie gelten als die Besten im Hochschulranking hinsichtlich ihrer Gründungskultur. Das ergab der Gründungsradar des Stifterverbandes und der Nixdorf Stiftung, gefördert vom Bundesministerium für Wirtschaft und Energie.
Von der Hochschule in die eigene Firma - Studierende in München, Oldenburg oder Leipzig haben durch ein exzellentes Gründungsklima exzellente Voraussetzungen, ihr erworbenes Wissen in eine Geschäftsidee umzuwandeln. Immer mehr Studierenden und Absolventen gelingt es dort, ihre Ideen und ihr Wissen aus der Hochschule in die Gesellschaft und in die eigene Firma zu tragen. Nach dem aktuellen Gründungsradar gehören folgende Hochschulen je nach Größe zu den Spitzenreitern beim Thema Gründungsförderung:
- Hochschule München und Technische Universität München
Kategorie: Große Hochschulen mit mehr als 15.000 Studierenden
- Carl von Ossietzky Universität Oldenburg
Kategorie: Mittlere Hochschulen mit weniger als 15.000 Studierenden
- HHL Leipzig Graduate School of Management
Kategorie: Kleine Hochschulen mit weniger als 5.000 Studierenden
Investitionen in die Gründungsförderung lohnt sich
Insgesamt haben fast alle teilnehmenden Hochschulen ihr Engagement in der Gründungsförderung seit 2012 intensiviert. Die durchschnittliche Gesamtpunktzahl je Hochschule stieg von 8,9 Punkten in 2012 und 9,6 Punkten in 2016 auf 9,9 Punkte in 2018. Dabei gab es Leistungssteigerungen in allen vier Bereichen: Gründungssensibilisierung und unterstützung, institutionelle Verankerung sowie Gründungsaktivitäten.
Die Universität Oldenburg ist von Platz 2 aufgerückt. Die beiden anderen Hochschulen haben ihren Platz verteidigen können. Insgesamt hat sich das Gründungsklima an dem Großteil der befragten Hochschulen seit 2012 verbessert. Sie sensibilisieren ihre Studierende für Gründungen und unterstützen Interessierte umfangreich mit entsprechenden Maßnahmen. Das Thema ist bei den meisten Institutionen strategisch verankert, bei 82 Prozent der Hochschulen ist es einem Mitglied der Hochschulleitung zugeordnet. Dies wird durch die Hochschulen als ein Erfolgsfaktor angesehen.
"Seit der ersten Erhebung im Jahr 2012 hat sich die Gründungskultur an den Hochschulen etabliert. Das ist eine großartige Entwicklung", fasst Andreas Schlüter, Generalsekretär des Stifterverbandes, die Ergebnisse des Gründungsradars zusammen. "Es ist eine große bundesweite Herausforderung, die Ressourcen für Gründungen langfristig zu sichern." Horst Nasko, Vorstand der Heinz Nixdorf Stiftung, ergänzt: "Gründungen sind Treiber von Innovation. Mit ihrem herausragenden Gründergeist leisten die Hochschulen einen bedeutenden Beitrag zur Stärkung des Mittelstandes."
Drei von vier Euro, die für Gründungsförderung ausgegeben werden, finanzieren die Hochschulen über Drittmittel. Um in den nächsten Jahren die Gründungsaktivitäten weiterzuentwickeln und auszubauen, empfehlen die befragten Hochschulen die langfristige Sicherung und Vereinfachung der Finanzierung durch Bund und Land.
"Nicht nur die Gründungsaktivitäten, sondern auch die Zahl der Hochschulstandorte mit exzellenter Gründungskultur nehmen zu", sagt Christian Hirte, parlamentarischer Staatssekretär beim Bundesminister für Wirtschaft und Energie. "Dabei haben Hochschulen, die über das EXIST-Förderprogramm des Bundes unterstützt werden, eine Vorreiterrolle inne. Die Gründungsförderung ist eine der zentralen Aufgaben von Hochschulen, um innovativ zu sein. Das muss in der gesamten Hochschullandschaft dauerhaft noch mehr verankert werden. Deshalb hat das Bundesministerium für Wirtschaft und Energie die Mittel für das Förderprogramm EXIST deutlich erhöht."
Kernergebnisse des Gründerradars
- Die Spitzenreiter des Gründungsradars 2018 sind alle drei gemäß den Indikatoren der vorliegenden Studie Leuchttürme in der Gründungsförderung und erzielen schon seit Jahren gute Ergebnisse im Gründungsradar.
- Positive Entwicklung: Der ganz überwiegende Teil der Hochschulen konnte seine Gründungsförderung seit 2012 verbessern, die durchschnittliche Punktzahl im Gründungsradar steigt auch im Vergleich zur Erhebung 2016 nochmals deutlich an. Besonders in der Gründungsverankerung wurden seit 2012 Fortschritte erzielt. Auch im Bereich der gründungsrelevanten Veranstaltungen hat sich viel getan: Die Formate haben deutlich an Vielfältigkeit gewonnen, unterschiedlichste Referenten aus der Praxis werden eingebunden und immer mehr Hochschulen decken in den Veranstaltungen sämtliche Unterthemen zur Gründungsförderung ab.
- Gründungsförderung ist Chefsache: Bei 82 Prozent der Hochschulen – das heißt in 128 von 156 auswertbaren Fällen – ist das Thema Gründungen explizit und sichtbar einem Mitglied der Hochschulleitung zugeordnet. Hochschulen der 2016er-Befragung stellten die explizite Zuordnung als einen der vier wichtigsten Erfolgsfaktoren für eine gelungene Gründungsförderung heraus.
- Gründungsförderung braucht Ressourcen: Die Ressourcenfrage wird die Hochschulen in den kommenden Jahren besonders beschäftigen. Nach Auslaufen der Förderlinie EXIST Gründerhochschule und dem Ende der EFRE-Förderperiode (2020) fallen wichtige Finanzierungsquellen auf unterschiedlichen Ebenen weg.
- Gründungsförderung überwiegend drittmittelfinanziert: Drei von vier Euro in der Gründungsförderung kommen aus Drittmitteln. 109 Millionen Euro standen den Hochschulen, die dazu Angaben gemacht haben, insgesamt für die Gründungsförderung zur Verfügung. Davon stammen knapp 82 Millionen Euro aus Drittmitteln, von denen private Drittmittel etwa 31 Millionen Euro ausmachen. Ein Viertel der teilnehmenden Hochschulen haben überhaupt keine Eigenmittel für die Gründungsförderung. Diese Abhängigkeit führt dazu, dass das Ende von Programmen und Förderperioden wie beispielsweise von EFRE im Jahr 2020 von umso größerer Bedeutung sind.
- Wünsche an die Politik: An die Politik richten die Hochschulen den Wunsch nach mehr finanzieller Unterstützung, und hier vor allem in der Frühphase von Gründungen. Auch sollen die finanziellen Mittel verstetigt werden.
Kernergebnisse zum Schwerpunkthema Gründungsaktivitäten
- Zahl der Gründungen steigt: Die an der Studie teilnehmenden Hochschulen haben insgesamt 1.776 Gründungen aus den Hochschulen im Jahr 2017 zurückgemeldet. Betrachtet man nur die Hochschulen, die sowohl in der Erhebung 2012 als auch in der diesjährigen Erhebung dazu Angaben gemacht haben (72 Hochschulen), so lässt sich ein deutlicher Anstieg von 837 auf 1.173 Gründungen beobachten. Auch die Kennzahl der Gründungen je Studierendem ist seit 2012 gestiegen, um 26 Prozent.
- Studierende und Absolventen sind Treiber von Ausgründungen: An mehr als der Hälfte der Gründungen sind Absolventen beteiligt, Studierende an 43 Prozent, hochschulexterne Personen an einem Viertel der Gründungen und Forschende an etwa jeder fünften Gründung.
- Gründungen aus Hochschulen finden in zukunftsrelevanten und für die Gesellschaft wichtigen Feldern statt: Von den gemeldeten Gründungen können 434 der Gründungen dem Bereich IT-Dienstleistungen, 105 Gründungen dem Bereich Medizintechnik und 57 Gründungen dem Bereich Umwelt-, Klima- und Energietechnologie zugeordnet werden. In Hochschulen betreute Gründungen bauen zu 17 Prozent auf konkreten Schutzrechten wie zum Beispiel Patenten auf. 45 Prozent der Gründungen werden als Kapitalgesellschaften geführt.
- Gründer bleiben der Region treu: Die Gründungen verbleiben – zumindest zunächst – in drei Vierteln aller Fälle in der Hochschulregion und stärken diese.
- Gründungsförderung lohnt sich auch für die Hochschulen selbst: Hochschulen, die gut im Ranking abschneiden, benennen tendenziell mehr positive Effekte, die sich aus der Gründungsförderung ergeben haben, wie zum Beispiel positive Auswirkungen auf Wissens- und Technologietransfer, Kooperationsmöglichkeiten in Forschung und Entwicklung (FuE) oder Kooperationsmöglichkeiten in der Lehre.
- Die Hochschulen und Gründer haben bei mehr als 70 verschiedenen Förderprogrammen Anträge eingereicht. Allein für die Förderlinie EXISTForschungstransfer wurden 134 Anträge eingereicht, beim EXIST-Gründerstipendium gar 352 im Bezugsjahr 2017.
Dazu Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier: „Ausgründungen aus Hochschulen bringen die PS aus der Wissenschaft auf die Straße. Im Zuge meiner Gründungsoffensive haben wir die neue EXIST-Förderrichtlinie EXIST-Potentiale gestartet. Damit unterstützen wir in den nächsten Jahren die Hochschulen weiter beim Auf- und Ausbau ihrer Gründungsangebote. Ziel ist dabei, die Gründungsförderung noch stärker in der Breite und dauerhaft in der Hochschullandschaft zu verankern.“
Hochschulen definieren vier wichtige Erfolgsfaktoren in der Gründungskultur
- Vernetzung mit externen Akteuren
- Hochschulinterne Verknüpfung von Lehre, Forschung und Beratung
- Zuordnung des Themas zu einem Mitglied der Hochschulleitung
- Motivation der Professoren in den gründungsrelevanten Bereichen, sich an der Gründungsförderung zu beteiligen
Download Gründungsradar 2018 [PDF, 60 Seiten - 1,3 MB]
http://www.gruendungsradar.de/download/file/fid/175