WiWi Gast schrieb am 21.10.2020:
Man lernt sich selbstständig in neue Themen einzuarbeiten und das Arbeiten mit abstrakten Konzepten und nicht irgendwelche Frameworks die sich sowieso alle paar Jahre ändern.
So oft ändern sich diese Frameworks gar nicht. Die Grundkonzepte bleiben gleich, aber das sind nicht irgendwelche Formalisierungen von einem Professor aus 1980, sondern moderne Softwarearchitekturen und Design Patterns für Web-, Cloud-, und Virtualisierungslösungen, um nur ein Beispiel zu nennen. Ich sage ja nicht, dass man jede einzelne Formel oder Theorie aus den Vorlesungen streichen sollte, aber es muss halt einen Mehrwert für den durchschnittlichen Entwickler bieten, nicht für einen Forscher bei Google der Quantenalgorithmen entwickelt.
WiWi Gast schrieb am 21.10.2020:
Selbst Mathematiker und Physiker die sich in ihrem Studium mit Dingen beschäftigen haben die in der Wirtschaft keiner braucht landen oft auf gut bezahlten Positionen, weil sie eben genau diese Fähigkeiten mitbringen.
Das sind dann meistens mathematische Stellen für Spezialisten oder man sucht extrem dringend jemanden, der irgendwie programmieren kann, da gerade kein Informatiker gefunden wird oder für das gebotene Gehalt arbeiten möchte. Gibt es hier und dort mal, aber nicht oft genug um daraus eine allgemeine Empfehlung für diese Studiengänge schließen zu können.
Ansonsten sind Mathematiker und Physiker nicht die erste Wahl für einen durchschnittlichen Entwickler- oder Projektmanagerjob, auch da es inzwischen genug Informatiker gibt. Ein ehemaliger Klassenkamerad hat den Physik-Master als Jahrgangsbester absolviert und keinen vernünftigen Job gefunden. Er promoviert jetzt. Auch so gut wie alle Kommilitonen aus der Mathematik, die ich kenne, sind nun im Enterprise-IT-Bereich unterwegs und wären mit einem Informatikstudium besser beraten gewesen.
WiWi Gast schrieb am 22.10.2020:
Genau so ist es!
Ich war für mein Auslandssemester an der UC Berkeley und habe ausschliesslich Informatik-Kurse belegt.
Die Kurse waren allesamt viel aktueller und auf praktisch relevante Dinge ausgerichtet!
Das deutsche Informatik-Studium ist veraltet.
Der Vergleich ist zwar aufgrund von hohen Studiengebühren unfair, aber man braucht nur mal Online-Aufzeichnungen von Informatikvorlesungen von Harvard oder MIT anschauen (CS50). Da wird vom ersten Tag an vom Professor programmiert und spielerisch an das Thema herangegangen, anstatt das ganze krampfhaft zu formalisieren und so theoretisch wie möglich zu machen. Teilweise gestalten auch große Unternehmen die Inhalte und Übungen mit. Da würde so mancher deutsche Professor Schnappatmung bekommen, wie unwissenschaftlich das doch ist.
Das Konzept Universität als berufsvorbereitendes Institut gehört meiner Meinung nach genauso wie das Konzept Schule überarbeitet. Die deutschen Unternehmen sollten entweder aufhören, ein Studium als Voraussetzung zu fordern oder die Inhalte sollten von Grund auf neu überarbeitet werden und viel stärker modularisiert werden. Nicht jeder muss alles können und wissen.
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