WiWi Gast schrieb am 30.06.2020:
Hallo, könntet ihr mir bitte bei der Beurteilung meines Arbeitszeugnisses behilflich sein. Ich bin damals nicht im Guten gegangen, mir wurde die Kündigung übel genommen. Deshalb bin ich jetzt etwas skeptisch was das Zeugnis betrifft und ich weiß nicht, ob ich es bei meiner Bewerbung mitschicken soll.
ich beginne erst bei dem persönlichen Teil, den Rest am Anfang lasse ich weg:
Und wieder mal... für die sinnvolle Bewertung und Kommentierung eines Zeugnisses benötigt man den vollständigen Text, quasi von der Über- bis zur Unterschrift. Grundsätzlich sollten der zu würdigende Zeitraum, die erlernte bzw. bekleidete Tätigkeit, die Branche und die Unternehmensgröße genannt werden.
Bereits der einleitende, den Zeugnisempfänger benennende Absatz enthält erste wertende Aussagen, genauso wie die Auflistung der Tätigkeiten. Diese wiederum korrespondieren mit den darauffolgenden Bewertungen der einzelnen Aspekte von Arbeits- und ggf. Führungsweise bzw. -leistung sowie von Fachwissen und Sozialverhalten.
Möglicherweise bedarf es in gerade diesem Fall aber auch weiterer Angaben, die einen erheblichen Einfluss auf die in deinem Zeugnis enthaltene Wertung haben können.
Der Text eines Zeugnisses beginnt nunmal mit dem Wort Zeugnis oder einem seiner Verwandten und er endet mit einer Unterschrift. Nur in diesem Kontext lässt er sich halbwegs seriös werten. Fast jede Formulierung in einem Zeugnis kann in einem geänderten Zusammenhang für eine gänzlich andere Aussage stehen. Jede der auf den ersten Blick positiven Aussagen kann durch den ausgelassenen Teil abgewertet werden
Frau... hat sich bereits nach kurzer Zeit in alle ihre anvertrauten Arbeiten gut eingearbeitet.
Das wundert den Leser, schließlich verfügst du offenbar über keinerlei erwähnenswerte Fachkenntnisse.
Durch ihre respektvolle, offene Kommunikation fand Frau... leicht Zugang zu unserer Klientin, sodass eine vertrauensvolle Zusammenarbeit entstand. Frau... fiel es leicht, Fähigkeiten und Ressourcen der Klientin abzuschätzen. Sie beobachtet genau und konnte sich gut in die Befindlichkeiten unserer Kundin hineinversetzen.
Frau.... zeigte bei ihrer Arbeit Geduld und Ausdauer, sie arbeitete flink, engagiert, zuverlässig und mit Sorgfalt. Sie brachte sich gut in das Kollegenteam ein und hielt sich an getroffene Absprachen.
Das sind Basics die eigentlich nicht der Erwähnung bedürfen.
Schön bzw. positiv wäre es gewesen wenn hier eine adäquate Würdigung von z.B. Engagement, Belastbarkeit oder Ausdauer Erwähnung fände. Auch zu deinen Arbeitsergebnissen gibt es wohl nichts nenneswertes zu sagen.
Je nach Branche und Tätigkeit gäbe es auch noch andere Aussagen und Einzelwertungen die der Leser erwartet.
Die ihr übertragenen Aufgaben erledigte Frau... stets zu unserer und zur vollen Zufriedenheit der Kundin.
Das klingt für sich gesehen ja ganz nett, wird vom restlichen Text aber nicht mitgetragen und kann darum schwerlich ernst genommen werden.
Wegen ihrer freundlichen und hilfsbereiten Art, war Frau .... bei Vorgesetzen, unserer Klientin und im Team gleichermaßen geschätzt und beliebt. Ihr Verhalten war stets loyal und einwandfrei.
ob du gleichermaßen HOCH oder GERING geschätzt wurdest bleibt offen...
Frau... verlässt uns auf eigenen Wunsch. Wir bedauern ihr Ausscheiden sehr. Der AD Bunte Hilfe bedankt sich für die guten Leistungen und die Mitarbeit im Unternehmen und wünscht Frau.... für ihren zukünftigen berufs- und Lebensweg weiterhin viel Erfolg und alles Gute.
OK
Eine unterm Strich gute Wertung sehe ich hier nicht mehr, die genaue Falltiefe lässt sich auf Basis dieses Textausschnittes nicht seriös feststellen.
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