WiWi Gast schrieb am 11.05.2021:
Würde mich auch interessiere , wie sich das ganze seit der Modularisierung entwickelt hat. Schauen die Prüfer jetzt strenger auf die Antworten, weil man ja genug Zeit hatte sich vorzubereiten?
Und grundsätzlich stellt sich mir die Frage, ob das Examen überhaupt machbar ist oder ob es eher Glück ist, ob man besteht oder nicht. Viele meiner Kollegen (besonders diejenigen, die das Examen nicht bestanden haben) meinten, dass die Durchfallquote künstlich so hoch ist, damit nicht alle WPs werden und somit das Versorgungswerk belasten und dass man, egal wie viel man sich vorbereitet, Pech haben kann und es nicht besteht? Ist das wirklich so? Dann lohnt es sich doch gar nicht, so viel Zeit, Stress und Geld in die Vorbereitung zu stecken.
Ich kann hier auch nur meine persönlichen Erfahrungen teilen, aber da ich, dass ganze gerade durch gemacht habe hier zumindest mal mein Eindruck:
Grundsätzlich bin ich der Meinung das die Modularisierung sowohl Schatten als auch helle Seiten hat.
Ja es ist ein Vorteil, dass man nicht alles auf einmal schreiben muss, aber bei den Klausurerstellern scheint, dass leider noch nicht ganz angekommen zu sein, bzw. die Abgrenzungen der einzelnen Themenbereiche ist zu schwammig.
Bspw. wurde ich der Feb Klausur PW Haftung des WPs abgefragt (ja kann man machen, wäre aber in Wirtschaftsrecht vlt. besser aufgehoben)
In BWL wurde viel ARUG II und die Veränderungen des Vorstands-Vergütungssystems abgefragt (seltsamerweise an beiden Tagen in sehr ähnlicher Aufgabenstellung), dies sehe ich persönlich deutlich eher in Prüfungswesen, wobei man selbstverständlich auch hier Argumente für BWL vorbringen kann.
Insgesamt ergibt sich aber das Bild, dass durch die schwammige Abgrenzung am Ende trotzdem der Großteil des Stoffes beherrscht werden muss.
Ein zweites Manko an der Modularisierung sehe ich darin, dass die mdl. Prüfungen meiner Meinung nach schwerer geworden sind. Insbesondere wenn man sich verbessern muss. Bisher gab es eine mdl. Prüfung mit einem Vortrag (es gab idR. je 1 Thema BWL, WR, PW zur Auswahl) D.h. wenn man bspw. in WR eine schlechte Vornote hatte konnte man den Vortrag in WR halten und selbst wenn einem das Thema nicht liegt und man sich daher für ein anderes entschieden hat, hatte ein guter Vortrag auch Strahlwirkung auf die anderen Fächer. Dies geht nun nicht mehr der Vortrag ist zwingend in PW zu halten. In jedem Modul sitzen andere Prüfer, Insbesondere in WR und BWL hat man so deutlich weniger Möglichkeiten eine schlechte Klausurleistung auszugleichen. Zusätzlich ist meiner Meinung nach, die Hemmschwelle jemanden gerade in den "Nebenfächern" bei mäßiger Leistung durchfallen zu lassen gesunken. "Er/Sie muss ja dann nur das eine Modul neu machen"
Abschließend steht man sowohl im schriftlichen als auch im mdl. im Konkurrenzkampf mit Teilnehmern welche sich ggfs. nur auf ein einzelnes Modul vorbereitet haben, dies lässt sich bei den Klausuren sicher noch einigermaßen kompensieren, da die Leute die mehre Prüfungen schreiben idR auch länger freigestellt sind. Insbesondere im mdl. bei der die Prüfungskommission ca. 3 Woche vorher bekannt gegeben wird, macht es aber einen großen Unterschied ob mach sich 3 Wochen auf zwei Prüfer (nur jeweils zwei Stellen fragen) oder auf vier, sechs oder sogar acht Prüfer vorbereiten muss.
Und auch wenn es keiner zugibt, ja es ist ein vergleichendes Examen, wenn eine Klausur schwer ist wird die Messlatte runter gesetzt und wenn in der mdl. Prüfung den ganzen Tag Leute vor einem sind die sehr gut vorbereitet sind wirkt sich, dass auch auf die Bewertung der eigenen Prüfung aus. (Dagegen kann sich auch ein noch so sehr um Objektivität bemühter Prüfer nicht wehren).
Ich bin daher kein Riesenfreund der Modularisierung (vor allem weil es praktisch einfach schlecht umgesetzt ist).
Eine deutliche Erleichterung ist, dass man beim Durchfallen in einem Modul nicht alles neu machen muss. Mein Ansatz wäre daher eher, dass man im ersten Anlauf erstmal alles schreiben muss (würde für deutlich höher Chancengleichheit sorgen, auch wenn es sicherlich dann Kandidaten gibt die in einem Modul bewusst durchfallen um mehr für die andern zu lernen).
Insgesamt sind die obengenannten Punkte aber Zweitrangig! Die Schwierigkeit im Examen liegt in dem Punkt, dass es insgesamt viel zu unbestimmt ist was genau gefordert wird. Dies führt dazu, dass es leider einen sehr hohen Glückfaktor hat (meiner Meinung nach auch deutlich höher als der StB).
Dies begründet sich im Wesentlichen in zwei Punkten:
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Der Stoffumfang ist sehr unbestimmt, die Klausuren werden dabei jedes Jahr von einem Prof/WP/Juristen erstellt. Das Problem dabei ist, dass dabei niemand weiß wer genau die Prüfung erstellt hat und entsprechend niemand wirklich einschätzen kann was Prüfungsrelevant ist. Dies kann sich jeder bildlich vor Augen führen, wenn er einfach mal seine Studien Unterlagen in BWL der ersten 3 Semester neben die eines Studenten eins anderen Uni legt. Ja im Großen und Ganzen ist das überall dasselbe, aber bei genauem Hinschauen unterscheiden sich die Schwerpunkte doch deutlich. Während Bspw. an der Uni Köln in den ersten beiden Semestern (laut Musterplan) Statistik I und II gelehrt wird gibt es einige Universitäten/FHs die Statistik erst im dritten Semester machen und nur 1 Modul anbieten. Entsprechend hält ein Prof der Uni Köln deutlich tiefere Statistik Kenntnisse für erwartbar als dass vlt. ein Prof einem anderen Uni/FH hält der dafür mehr Wert auf Produktion & Logistik legt. Wenn man sich die Klausuren der WPK online anschaut sieht, dass alles immer sehr machbar aus (ist es grundsätzlich auch) aber wenn man sich die Klausuren der letzten 5-10 Jahre nimmt und überlegt man müsste alles dort abgefragt Themen parallel parat haben fängt man an das Problem zu verstehen.
- Die Klausuren (außer WR) folgen keinem bestimmten Schema, während bspw. im StB der Stoffumfang auch sehr groß ist, ist hier durch den einheitlichen Klausuren Aufbau doch deutlich klarer wie die Erwartungshaltung des Erstellers ist. Die Prüfungen sind dabei auch jedes Jahr in ihrer Grundaufteilung ähnlich aufgebaut (Bspw. Ertragsteuern ca. 40% EstG 10% Gew 40% KstG) Im WP kann es passieren, dass in einem Jahr in Prüfungswesen fast ausschließlich Buchungssachverhalte abgefragt werden und im nächsten Jahr kein einziger Buchungssatz zu notieren ist. Auch hier wieder die BWL-Klausur Feb als Bsp. laut AKS Dozenten liegt in BWL der Rechenanteil bei ca. 70-80%. Die Februar Klausur bestand zu gut 70% aus reinen Erläuterungen von Sachverhalten. Der DCGK wird im Mittel in weniger als 5% der Fälle abgefragt im Februar waren zwei Aufgaben mit jeweils 30-50 Punkten enthalten (also ca. 15% der Gesamtpunkte), wenn man hier auf Lücke gesetzt hat, hat man direkt ein Problem. Das Ganze führt dazu, dass hier im Forum die einen davon berichten, dass Sie easy BWL mit 2 Wochen Vorbereitung bestanden haben und dieselbe Person im nächsten Termin auch mit 8-12 Wochen Vorbereitung trotzdem durchfallen währe. Dazu kommt das einem kein Dozent der Welt sagen kann, was genau gefordert ist, wenn eine Aufgabe zu Thema xyz kommt. Bspw. kann man zum Thema Unternehmensfortführung PS 270 problemlos 60 Min 10 Seiten schreiben. Wenn Die Aufgabe jetzt aber nur 20 Min vorsieht muss man sich entscheiden, was wohl die Schwerpunkte sind die der Klausurersteller sehen will, diese sind aber jedes Mal verschieden (sieh unterschiedliche Aufgabensteller). Es kann somit passieren, dass man 5 Seiten inhaltlich vollkommen korrekte Aussagen trifft und dafür kaum Punkte bekommt.
Kurzfassung:
Modularisierung hat Vor- und Nachteile
Das größte Problem am Examen ist allerdings der Glückfaktor der sich insbesondere durch den unbestimmten Stoffumfang in Kombination mit keinem klaren Klausurgrundgerüst ergibt.
Trotzdem ist das WP-Examen machbar und das insbesondere, wenn man dazu bereit ist mehr als einmal in die Klausuren zu gehen. Hierin liegt der Vorteil der Modularisierung.
Lernen reduziert den Glückfaktor aber es wird ihn niemals vollständig eliminieren können (Restgröße >30%).
Alle Klausuren im ersten Anlauf (insbesondere, wenn man alles zusammenschreibt) zu schaffen ist ohne Glück nicht machbar. Am Ende kann ich jedem der das Examen ablegen möchte nur raten möglichst früh zu beginnen sich vorzubereiten und sich möglichst breit aufzustellen dabei auch mal über den Tellerrand der bekannten Vorbereitungsanbieter hinauszuschauen. Insbesondere mit dem Lesen von Fachzeitungen (WPG, der Betrieb usw.) sowie das Durcharbeiten der PS kann man nicht früh genug anfangen.
Btw PW und WR bestanden BWL knapp im mdl gescheitert (der ein oder andere mag den Frust an der ein oder andern Stelle rauslesen)
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