Es gibt zu dem Thema (wenn man schon auf der Buy-Side arbeitet ;)) verschiedene Berichte von den Sell-Side Analysten aber auch eine interessante Studie von OW und MS.
Die Quintessenz ist die, dass die sinkenden Erträge durch die gleichzeitig sinkenden Kosten (Automatisierung etc.) bisher kompensiert worden sind, was zu stabilen Margen führt. Das wird sich auch in der nächsten Zukunft so halten. Allerdings wurden die Erträge natürlich auch durch die gute Marktentwicklung getragen (mehr Volumen = mehr Commission Income)
Darüber hinaus werden kleine Asset Manager vom Markt verschwinden, da sie nicht die Investitionsmöglichkeiten haben, um nachhaltig Kosten zu senken und in Kombination noch die Regulatorik zu bedienen. Dort fehlen einfach die Skaleneffekte in den Erträgen aber auch die Synergieeffekte in den Kosten.
Zum Thema Digitalisierung des eigentlichen Investmentprozesses: Jeder, der schon einmal selbst Einblicke in das Portfoliomanagement hatte, weiß, dass Quant. und Fundamentale Ansätze einfach unterschiedliche Regionen sind. Bis heute kann man nur durch Backtesting näherungsweise herausstellen, welche Portfolios ex post outperformt hätten. Da viele Quant Ansätze aber mittlerweile auf ML Algos beruhen (ja, im Kern ist ML nichts weiter als Stochastik..), kann man auch hier die zukünftige Performance nicht predicten. Ergo: Es wird auch in mittlerer Zukunft immer Kunden (besonders im Institutionellen Bereich) geben, die auf "People" (hier spielt auch Intuition eine Rolle) setzen und welche, die auf Quant. Strategien setzen. Quant wird aber m.M.n. noch wachsen.
Zum Thema Robo Advisors: Sehe ich auch als disruptiv an, aber am Ende kann es auch zu einer Ergänzung führen. Der Advisor kann ja durchaus auch in aktiv gemanagte Fonds beraten, die dann so allokiert werden, dass die Gesamtkosten trotzdem niedrig bleiben (Core-Satellite). Grundsätzlich muss man sich aber die Frage stellen: Wenn die Informationseffizienz durch das Internet und damit auch die Sensibilität sowieso immer weiter ansteigt, wieso sollte dann der zukünftige Kunde aufgrund des Zugangs zu vergleichbaren Daten nicht gleich selbst sein Depot mit ETF's füllen und einfach einen Protective Put drunter legen, wenn er kein Rot mag? Er kann ja alles vergleichen und Informationen werden immer besser gefiltert. Die nächste Frage wäre dann: Wenn es nur noch ETF's gibt und keiner mehr in Aktien investiert, dann gibt es auch keinen Aktienmarkt mehr, da die Aktien nicht mehr im Rahmen des Handelsvolumens gepriced werden. Was wiederum dazu führen müsste, dass auch der ETF keinen Wert hat. Denn wer handelt die Aktien und hat damit das stärkste Momentum für den Markt? Die Trading Desks für die großen Fonds. Da können Aktien teilweise nicht mal in mehreren Tagen abverkauft werden, weil das Volumen am Markt gar nicht da ist. Privatanleger spielen da gar keine Rolle.
Quintessenz: Man kann alles in der Zukunft in Frage stellen, wenn man nur das passende Szenario unterstellt.
Asset Management bleibt aber eine strukturell schrumpfende Branche. Wenn man im Portfoliomanagement ist und seinen eigenen Fonds verwaltet: Cool! Am Ende hat die Branche aber erkannt, dass der personelle Aufwand nicht mehr in der Form benötigt wird, wie früher. Ein 5 Mrd. Fonds braucht kein 5 Mann Team mehr.
antworten