WiWi Gast schrieb am 04.07.2018:
Hallo zusammen,
während für m&A etc hier ja schon einiges steht, Frage ich aus Interesse einmal:
Wie sieht das ganze für Project Finance aus?
- Konkret: Ähneln die Arbeitszeiten denen im M&A (60h+) oder sind diese gemäßigter (im Schnitt 40-50h, je nach dealflow)? (1)
- Wie ist das Gehalt? Niedriger, aber im Vergleich zur Arbeitszeit effektiv höher?
- Was sind so die Exit Optionen? Trade/Export Finance, Structured Finance oder auch M&A, PE usw? (2)
- Welche Möglichkeiten gibt es im Project Finance zu arbeiten? Nur in der Bank selbst, oder gibt es auch nennenswerte Beratungen (außer Big4) die sich auf diesen Bereich spezialisiert haben? (3)
- Welche deutschen Corporates haben PF-Abteilungen (ich weiß dass Siemens eine besitzt)? (4)
- Kann man die Banken in Tier 1-3 unterteilen oder ist das hier Schwachsinn? (5)
Als letztes: Welche Fähigkeiten sollte man besitzen? Reicht fließend Englisch, oder sind ein paar Brocken Spanisch/Französisch oder einer anderen Sprache nötig? (6)
Kann irgendjemand aus 1./2. Hand Erfahrungen teilen? Würde mich sehr über ein paar konstruktive Beiträge freuen.
Lg
(1) Arbeitszeiten sind definitiv gemäßigter. Aber je nach Aufgabenbereich kann es vor einem Cosing natürlich auch mal ein paar Tage länger werden. Bei einigen der bekannten Banken kommt dann täglich noch ein bisschen Facetime hinzu, macht sich aber nicht im Dealflow bemerkbar. 45-55 solltest du aber schon einplanen.
(2) Man macht sowas nicht wegen der Exitoptionen. Normalerweise macht man später das Gleiche nur häufig eher auf Projektebene. Einige wechseln später zu Projektentwicklern, Projektgesellschaften oder zu mittelgroßen Investoren/Family Offices. Viele gehen auch ins Business Development.
Project Finance ist ein Teil von Structured Finance. Export/ECA Finance läuft zu 85% aller Projekte ebenfalls mit rein. Kann man also eigentlich nicht trennen. Trade Finance (Receivables etc.) spielt eher eine untergeordnete Rolle (bei den Volumina lohnt sich der Aufwand einer Projektfinanzierung idR nicht).
(3) Die Banken werden zunehmend aus dem Feld der Projektfinanzierungen herausgedrängt, Versicherungen gewinnen zunehmend Marktanteile. Zudem macht sich in der Branche die Angst vor simpleren und günstigeren Lösungen (Project Bonds) breit.
Ich würde die Tätigkeiten grob in Modelling (meist Big4 oder kleine Spezialberatungen), FDD (Bank-/Versicherungsintern) und Legal DD (sowohl intern als auch große Kanzleien) unterteilen. Ins Origination kommt man allerdings oft nur mit Erfahrung in der Vertragsgestaltung hinein.
(4) Alle großen Bau- und MaschBaukonzerne (Hochtief, Berger, Herrenknecht, Bombardier..), Energieversorger (dazu kommen Projektierer von Windparks, Wasserversorgung, etc.). Ohne Vorerfahrung ist es aber nicht so leicht diese Positionen zu ergattern. Generell reden wir hierbei auch von 1-3 Mann Teams, da ist ein Junior oft nicht so gerne gesehen.
(5) Das ist eigentlich immer Schwachsinn. Bei Banken kann man aber die Japaner (BTMU, Sumitomo,..) und die Franzosen (CA, SocGen, BNP,...) als führend bezeichnen, allerdings sitzen die "Profis" dann auch in Paris und Tokyo. In den USA gibt es kaum Projektfinanzierungen, da der Kapitalmarkt eine viel größere Rolle spielt. Im deutschsprachigen Raum ist die KfW IPEX bei weitem der größte und spezialisierteste Player. Dahinter kommen die Landesbanken, die Commerzbank, ING und irgendwann die DB. Die Allianz macht sich schon breit.
(6) Englisch reicht für Bank/Versicherung aus. ABER: Fremdsprachen werden sehr häufig von den Projektierern und Boutiquen vorausgesetzt! Wenn man z.B. einen Originator für Windenergie in Lateinamerika sucht, kommst du ohne Spanisch (und im besten Fall auch Portugiesich) nicht besonders weit. Dann bist du bei deinem Exit sehr stark eingeschränkt.
Viel Erfolg!
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