Nicht eingeschrieben zu sein ist meistens ein Problem - vor allem bei KMUs und mittelgroßen Banken. Das liegt vor allem an der Fair Company Initiative, der sich einige Unternehmen verpflichtet haben. Sie hat zum Zweck, dass Unternehmen keine Absolventen als Praktikanten "ausbeuten". Von der Idee her ist das sicher gut, fürs Gap-Year ist das natürlich Mist. Deshalb: Schreib dich ein (egal, z.B. an irgendeiner Wald- und Wiesen-FH ohne Zulassungsbeschränkung) und schon hast du wesentlich bessere Karten für ein Praktikum. Den Unternehmen ist dabei egal was du studierst (ich habe ein Praktikum als Chemiestudent gemacht und eines als Journalismusstudent - es gab nichtmal Rückfragen, warum ein VWL-Absolvent plötzlich Journalismus studiert), hauptsache du hast diesen Status.
Des Weiteren können die folgenden Punkte deine Chancen mE stark verbessern:
- bewirb dich für einen längeren Zeitraum (mindestens 4 Monate, besser 6), viele Firmen bevorzugen das bei Erstpraktikanten, die meist wenig Vorkenntnisse mitbringen (egal von welcher Uni und egal mit welchen Noten)
- ruf vor deiner Bewerbung bei der Personalabteilung an und stell ein paar Fragen, die dein Interesse belegen; darauf kannst du dich dann auch im Anschreiben beziehen
- bewirb dich in Abteilungen, die sonst schwerer Praktikanten finden; z.B. Treasury, Risikomanagement, etc.
- bewirb dich bei Banken/Versicherungen, die wenig Leute kennen
- erst informieren, dann Bewerbung schreiben! (z.B. ist dein Satz mit dem öffentlichen Förderauftrag schlichtweg falsch -> das darf nicht vorkommen!)
- bleib auf dem Teppich - deine Ausbildung ist mit einem Uni-Bachelor in Regelstudienzeit solide -> nicht mehr und nicht weniger. Dementsprechend solltest du zwar bescheiden auftreten, aber auch nicht zu bescheiden. Dabei habe ich die Erfahrung gemacht, dass man eher bei dem dick auftragen kann, was man schon gesehen/gemacht/erlebt hat und bei auf sowas wie Noten/Regelstudienzeit/Motivation eher kleine Brötchen backen sollte.
- probiers doch mal über AIESEC. Da gibt es 6-monatige Auslandspraktika an die man gar nicht so schwer drankommt oder sogar kürzere (ab 8 Wochen) im sozialen oder Start-up Bereich. Das kannst du dann für deine nächste Bewerbung als Erfahrung ausweisen und du kannst relativ direkt anfangen (Bewerbungen in D brauchen leider recht viel Vorlaufzeit, 2 Monate sind meist schon sehr knapp). Internationale Erfahrung wird dich auch persönlich noch etwas weiterbringen bzw kann auch neue Horizonte eröffnen; du scheinst ehrlich gesagt noch nicht so richtig zu wissen wo dein Leben hinführen soll, eine neue Perspektive kann dabei eigentlich nicht schaden
However: Da dein Anschreiben Mist ist (sorry, aber das ist meine Meinung) und du nicht wirklich glaubwürdig rüberbringen konntest, dass du dich fürs Controlling interessierst, habe ich dir mal ein neues Anschreiben gebastelt - entsprechend deiner auf den ersten Blick besten Eignung:
---------------------------
Sehr geehrte Frau XXX,
vielen Dank für das angenehme und informative Telefonat vom vergangen Dienstag. Hiermit möchte ich nun auch offiziell Interesse an der ausgeschriebenen Praktikumsstelle im Bereich Risikomanagement in Ihrer Zentrale in Musterstadt bekunden, um Ihr Team ab dem XX.YY.2017 für 6 Monate im Tagesgeschäft zu unterstützen.
Ich habe Betriebswirtschaftslehre an der Universität zu Musterstadt studiert, vertieft in den Bereichen Rechnungswesen und Finanzwirtschaft. Neben meiner akademischen Ausbildung konnte ich zudem erste Praxiserfahrung im Kundengeschäft eines mittelständischen Industrieunternehmens (?) sammeln. Diese möchte ich nun auf den Bereich Risikomanagement ausweiten bevor ich im September 2017 einen Master of Finance/Accounting beginne.
Angeregt durch die Ereignisse der Finanzkrise habe ich mir schon früh die Frage gestellt, wie genau Banken in die Insolvenz abrutschen können und welche Folgen dies sowohl auf die Finanzwirtschaft auf der einen Seite, sowie die Realwirtschaft auf der anderen Seite haben kann. Diese Risiken sind meines Erachtens mit Blick auf die anhaltende Niedrigzins-Phase im Euro- und Dollar-Markt von unverändert hoher Relevanz.
Aus diesem Interesse heraus habe ich mein Studium einerseits im Bereich Kapitalmärkte vertieft und konnte hierbei diverse Finanzprodukte sowie deren Risikopotential in verschiedensten Marktphasen kennenlernen. Andererseits habe ich mein Studium im Bereich Volkswirtschaftslehre vorangetrieben, um sowohl ein besseres Verständnis für das allgemeine Marktverhalten (z.B. Marktpaniken oder selbsterfüllende Prophezeihungen) zu entwickeln, als auch meine Kenntnisse zu Spill-over-Effekten der Zins- und Devisenmärkte auf die Realwirtschaft vertiefen zu können.
Ins Risikomanagement einer Bank lockt mich neben dem internationalen Geschäftsfokus vor allem das herausfordernde Management von Risiken und Ertrag, das bei Banken von entscheidender Bedeutung ist um . An einer Tätigkeit bei der XYZ Bank reizt mich vor allem das nachhaltige und verantwortungsbewusste Geschäftsmodell, sowie der starke Bezug zur mittelständischen Kundenbasis, den diese Bank auszeichnet. Die Arbeit mit Ihrem Team betrachte ich als willkommene Herausforderung, um meine Fertigkeiten im Risikomanagement weiter zu vertiefen und insbesondere um meine quantitativen Fertigkeiten weiter auszubauen.
Durch meine bisherigen Tätigkeiten bin ich gut mit gängigen EDV-Programmen (inbesondere Excel) vertraut und bin mit grundlegenden Modellen den Risikomanagements in Kontakt gekommen. Begriffe wie 'VaR', 'Back-testing', 'RoRWA' oder Anforderungen aus Basel III stellen dabei kein Neuland für mich dar. Zudem bin ich in der Lage schnell und eigenständig eigene Problemlösungen zu erarbeiten, sowie zuverlässige Kalkulationen zu erstellen.
Ich freue mich bereits auf Ihre Rückmeldung, und hoffe auf die Chance eines persönlichen Vorstellungsgesprächs.
Mit freundlichen Grüßen
---------------------
Ich kann jetzt natürlich keine Garantie geben, dass ich es besser geworden ist als dein Anschreiben, aber vielleicht kannst du ein paar Ideen rausziehen.
Viel Erfolg bei deinen Bewerbungen!
antworten