WiWi Gast schrieb am 28.10.2020:
Es gibt in der Stadt auch größere Wohnungen und Häuser. Und auch gibt es Stadtwälder, Weinberge, Parks. Nur mal so. :) Auch kann man sich in der Stadt eher etwas liefern lassen als auf dem Land. Nicht mal Corona würde mich auf das Land bekommen. So langweilig und diese Langeweile wird durch Home Office noch verstärkt. Sorry, ist aber so.
Der Punkt ist aber:
In der Stadt kann zumindest ich mir das, was ich hier habe, nicht im Ansatz leisten.
Außerdem heißt ländlicher Raum nicht gleich Pampa mit 50km nichts außenrum. Die Übergange sind da ja fließend. Ich bin z.B. in 15min im Zentrum einer 500k Metropole. Wenn es darum geht, an Kultur/Veranstaltungen teilzunehmen, Restaurants zu besuchen oder aus zu gehen, etc. habe ich wahrscheinlich kaum Mehraufwand als jemand mit Stadtwohnung. Aber ich nutze es schlicht nicht, da es mich Null interessiert. Ich bin im Schnitt weniger als 1x im Monat in der Stadt, weil es für mich überhaupt keinen Grund dazu gibt.
WiWi Gast schrieb am 29.10.2020:
Stimme dir zu. Dennoch möchte ich nicht für jede Kleinigkeit mein Auto benutzen. Und das muss ich leider so gut wie immer auf dem Land. Auch das Angebot an Ärzten, Kultur, internationaler Küche, Sport, Infrastruktur etc. spricht ganz klar für die Stadt. Aber ja, jeder wie er mag.
Ich gebe dir mal ein Beipiel: Als es im März so richtig mit Corona losging, war ich zu 100% im Homeoffice. Ich bin dann etwa 4 Wochen überhaupt kein Auto gefahren, weil es für mich im Alltag schlicht nicht nötig ist. Ich habe alles bequem fußläufig erreichbar. Gerade im ländlichen Raum werden Geschäfte mittlerweile sehr konzentriert an einer Stelle gebaut. Ich habe hier in direkter Nähe zwei solcher "Zentren" mit Aldi, Lidl, Edeka, Rewe, Norma, Apotheke, Getränkemarkt, Fressnampf, DM, Hausarzt bei mir auf der anderen Straßenseite, genauso ein Bauer, von dem ich Gemüse beziehe. Zahnarzt wäre etwa 300m weiter, allerdings bin ich da bei meinem alten in der Innenstadt geblieben, ist ja doch etwas Vertrauenssache. Mein Physio ist keinen halben km entfernt, mein Friseur 300m (nute ich auch nicht mehr, Langhaarschneider reicht mir).
Etwa 800m entfernt ist ein bekanntes Nobelrestaurant, das regelmäßig in irgendwelchen Top-Listen auftaucht, ein Dorf weiter ein früheres Sternerestaurant (hat letztes Jahr zu gemacht, es ist aber etwas Vergleichbares wieder geplant). Ich war aber ehrlicherweise noch nie in beiden Essen, obwohl ich nun schon fast ein Jahrzehnt hier wohne. Es interessiert mich einfach nicht, aber wer's braucht, es wäre da.
Verkehrsanbindung ist übrigens super, keine 3 Minuten auf die Autobahn, zu einem internationalen Flughafen etwa 10min.
Das ganze soll zeigen, es gibt kein Schwarz und Weiß und die Meinung, man "erkauft" sich das Landleben mit vielen Nachteilen ist u.U. auch total unzutreffend. Wenn man Land nicht mit absoluter Pampa, sondern mit gut erschlossenen Regionen außerhalb der Städte gleichsetzt, dann hat man dort im täglichen Leben keine Nachteile, evtl. ist vieles sogar praktischer erreichbar, da konzentrierter. Dazu eben die Vorteile, die ländliches Leben definitiv hat und die momentan noch erheblich größer sind.
Für mich gibt es eigentlich nur 2 Gründe für ein Leben in der Stadt:
- Arbeitgeber ist in der Stadt und man möchte einen möglichst geringen Arbeitsweg haben.
- Man möchte regelmäßig an Angeboten teilnehmen, die es nur in der Stadt gibt (Club, Oper, Theater, bestimmte Restaurants, etc.). Regelmäßig heißt für mich, mehrfach pro Woche, denn für weniger kann ich genauso gut von außen in die Stadt fahren, das ist dann kein Argument. Gerade dieser Punkt ist meiner Meinung nach etwas, wo sich viele Städter etwas schönreden. Wenn man ehrlich ist, dann nutzt man die Möglichkeiten der Stadt nämlich oftmals erheblich weniger, als man sich selbst vormacht.
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