WiWi Gast schrieb am 12.06.2022:
Ich arbeite schon fast 10 Jahre in dem Bereich, leider steht hier sehr viel Unsinn:
In Wahrheit ist es nämlich so 90% aller Data Scientists sind in der Praxis Business Analysts mit erweitertem Werkzeugkasten. Machine Learning, insbesondere Deep Learning spielt in deren Berufsleben nur eine untergeordnete Rolle, dafür hat man meist Research Engineers/Scientists oder ML Engineers, hier ist dann auch ein Dr. gern gesehen und der Bereich ist für Quereinsteiger praktisch unmöglich.
Für diese 90% Data Scientists, braucht es grundlegende Statistik, viel Kommunikationskompetenz und vorallem gute Nerven, um mit den Businesskaspern zu arbeiten. Leider wird oftmals auch der wichtige Output von Data Scientists einfach ignoriert. Data Science kann wirklich jeder machen, der einen quantitativen Background hat und genau das wird auch gemacht, daher ist der Bereich ziemlich überlaufen.
Es stimmt aber, mit dem "Data Science" von vor 10 Jahren hat das heute nicht mehr viel am Hut. Wer das will, muss in die Forschung.
Und zu Data Engineering, das ist vermutlich der am stärksten nachgefragte Bereich überhaupt, bekommt aber nicht so viel Aufmerksamkeit und man braucht einen Informatik Hintergrund.
kann ich nur bestätigen. habe allerdings weniger berufserfahrung als die person oben. bin nach dem mathestudium (abschlussnote 1,1, m.sc an der uni, nebenfach informatik) als 'datascientist' bei einem mittelgroßen IGM unternehmen gestartet. obwohl ich praktika und relativ gute noten hatte, hatte ich große probleme einen job als datascientist in der entwicklungsabteilung eines konzerns wie bosch, VW, Siemens oder bei renomierten spezialberatungen wie BCG Gamma zu finden. hatte durchweg nach relativ forschungsnahen stellen ausschau gehalten mit hohem entwicklungsanteil und wurde am ende von allen spannend klingenden jobs (das ist natrlich subjektiv) abgelehnt. gelandet bin ich dann bei einer kleineren firma. dort hatte ich auch einblick in die bewerbungsprozesse und musste feststellen, dass sich auf 'richtige datascience' stellen (nur meine meinung), also stellen in denen es um mathematische modellierung und die anwendung rigoroser statistik geht, nahezu jeder Nawi nach seiner promotion bewirbt und da sind auch sehr viele sehr gute leute dabei. kurz: der job ist in deutschland meiner meinung nach völlig überlaufen. gehalt war auch ziemlich durhschnittlich - leicht unter 60k zum einstieg und wenige entwicklungsmöglichkeiten in der fachkarriere. ein promovierter senior datascientist war mit 5 jahren BE immer noch deutlich unter 80k jahresgehalt.
wo hingegend größerer bedarf war, war in der infrastrukturentwicklung, also das was man heutzutage als dataengineering bezeichnet, gepaart mit guten SW entwicklungskenntnissen. wo es um fragen geht, wie baue ich einen 'datalake' im unternehmen auf oder wie baue ich gute interfaces zu existierenden datenbanken etc. also klassisches informatiker-wissen. das war zwar nicht viel besser bezahlt, allerdings waren die profile akademisch deutlich schlechter und die leute hatten es trotzdem leichter einen neuen gutbezahlten job zu finden.
zusammenfassend kann man sagen, dass wohl 'richtiges datascience' bei google, facebook, nvidia und in deutschland hauptsächlich an universitäten gemacht wird. die wenigen stellen in der deutschen industrie die in die richtung gehen sind hart umkämpft und wirklich guten leuten vorbehalten - dafür aber nur leicht überdurchschnittlich bezahlt (meiner meinung nach werden die gehälter den profilen nicht gerecht). die oben genannten 120k einstiegsgehalt nach promotion in reinforcementlearning mögen stimmen, halte ich aber für einen übertriebenen einzelfall - die hälfte an einstiegsgehalt sind wohl die regel und die anzahl der stellen die eine reinforcementlearning promotion benötigen sind wohl stark limitiert. dataengineering ist deutlich gefrager. schnittstellen kenntnisse - also leute mit kenntnissen in einer Domäne (Bank, Auto,..) und dem wissen wie man existierende modelle auf einfache fragestellungen in der domäne anwendet und die ergebnisse dann hübsch in eine powerpoint lädt und dem chef präsentiert sind meiner erfahrung nach auch gefragt. dafür braucht man aber kein statistikstudium...
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