Ich habe meinen MSc an der LSE absolviert, kann deshalb ein paar Einblicke geben.
Die Arbeitsbelastung im Master ist schon wesentlich höher, als in einem 2J Master in Deutschland. Im Bachelor habe ich meist nur kurz vor den Klausuren gelernt, unter dem Semester aber extrem gechillt und trotzdem sehr gute Noten abgeräumt. Hier musste man wöchentlich essays schreiben, Präsentationen halten oder Assignments erledigen (v.a. in den Finance Kursen). Diese Assignments sind meist HBS Case studies, bei denen man komplette Valuations durchführen muss, oder andere "real-life" Probleme lösen muss. Ist sehr nah an der Praxis, was ich wirklich toll fande. Vor allem im Vergleich zum Studium in D, dass oft (!) theoretischer ist. Die Kehrseite der Medaille ist, dass man permanent viel zu tun hat, was teilweise schon sehr nervig ist.
Dennoch, wenn man seine Zeit gut einteilt, hat man immernoch genug Zeit um die unzähligen Pubs zu besuchen, die City zu erkunden oder Kurztrips übers Wochenende einzulegen. Aber stell' dich darauf ein, dass es von Zeit zu Zeit tough werden kann und du öfter mal bis spät in der Library sitzt.
In Sachen Lerninhalte wird an den Topunis in UK auch nur mit Wasser gekocht. Ich kann nur für Finance & Accounting Kurse sprechen, doch die Inhalte und Lehrbücher sind doch meist die Selben wie in D. Einziger Unterschied ist die praktische Anwendung (siehe oben), die das Ganze oft weniger trocken macht. Wenn man sich für ein Thema mehr interessiert, werden einem allerdings Unmengen an zusätzlichen Ressourcen zur Verfügung gestellt. Man kann einfach zu den Profs ins Office gehen und sagen, dass man sich gerne mit Thema XYZ aus persönlichem Interesse mehr auseinandersetzen möchte und sie nehmen einen dann gerne an die Hand und schicken Paper, Bücher, etc.
Die Qualität der Profs ist in der Regel hoch, doch auch hier wurde ich das eine oder andere mal enttäuscht. Auch hier gibt es den Prof, der sichtlich keine Lust hat eine Vorlesung zu halten oder mal schlecht vorbereitet ist. Diese ist jedoch auf jeden Fall die Ausnahme.
In Sachen Recruiting macht eine Uni wie die LSE es extrem leicht einen sehr guten Job zu bekommen. Banken, Private Equity Firmen, Consultants sind alle permanent auf dem Campus und halten zusätzlich unzählige Workshops auf dem Campus. Allerdings würde ich einen 1J Master in UK nur empfehlen, wenn man vorher schon relevante Praktika hat. Ich habe bei einigen Kommilitonen bemerkt, dass sie sichtlich Probleme beim Einstieg haben, da sie mit so vielen ebenfalls qualifizierten Leuten um dieselben Plätze gekämpft haben. Meist unterliegt man dann dem Konkurrenten mit der internship-experience, der eben ein Oxbridge, Imperial, oder SSE degree hat. Falls du nicht schon gute internship-experience hast, würde ich dir auf jeden Fall zu einem 2J Master raten. Oder du gibst dich mit einem internship nach der Graduation zufrieden. Das sollte immer von der LSE klappen und viele haben dadurch dann den Einstieg geschafft.
Letztlich kommt es auch darauf an, wo du arbeiten möchtest. Willst du eh bei einem Mittelständler oder Dax Unternehmen in D anfangen, sehe ich den Mehrwert eines extrem teuren UK Masters nicht. Mannheim, Frankfurt, Münster, München, Köln, die Privaten und viele andere bringen ähnliche Qualität der Lehre mit sich - und das ohne den "price tag".
Was mir sehr gut gefallen hat, war das "Rahmenprogramm" um den Master herum. Hier gibt es wöchentlich Workshops aller Art, Societies von Finance über Freeskiing bis zu Social Development mit tollen Trips und Workshops sowie Public Lectures mit Staatspräsidenten, Ministern, Nobelpreisträgern und Business Leaders. Diese Public Lectures wurden uns zu Studienbeginn vom LSE Head als eines der LSE Highlights angepriesen - und das sind sie wirklich.
Alles in allem kommt es auf deine Ziele an und darauf welche Experience du haben möchtest. Nur wegen der vermeintlich besseren Lehre würde ich nicht nach England. Die Studiengebühren sind einfach exorbitant hoch und - wie oben geschrieben - auch hier wird nur mit Wasser gekocht. Du lernst in Mannheim sicher das Gleiche und manchmal sogar mehr, da du noch Zeit hast, zusätzliche Kurse zu belegen. In einem Jahr an der LSE / oder anderen UK Unis wirst du nur 8 Kurse belegen, man spezialisiert sich also eher als in D.
Bei speziellen Fragen kannst du dich gerne melden. Btw, der GMAT ist furchtbar wichtig für UK Unis, also gib' alles.
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